HSV-Abwehrspieler Jeffrey Bruma (li.) drückt VfB-Stürmer Martin Harnik beim Kopfball nach unten. Das Hinspiel in der Mercedes-Benz-Arena entschied der Hamburger SV gegen den VfB Stuttgart mit 2:1 für sich
Irgendwie zieht sich das Ganze wie ein roter Faden durch diese Saison des VfB Stuttgart. Dass es Dinge gibt, die sich Bruno Labbadia einfach nicht erklären kann – bei aller Akribie in der Analyse und bei allem Gespür für seine Mannschaft.
Da ist das Verhalten bei Standardsituationen, das einst herausragend, zuletzt aber unglaublich fehlerhaft war. Oder diese seltsame Tatsache, dass sein Team innerhalb einer Partie erst gefestigt, dann völlig verunsichert und am Ende doch wieder souverän kickt. Und dann ist da noch diese Schwäche bei Bundesligaspielen in der Fremde. Wieder soll VfB-Trainer Bruno Labbadia erklären, und wieder kann er nur sagen: „Das ist schwer zu sagen.“ Und: „Ich kann mir das auch nicht zu 100 Prozent erklären.“ Schade eigentlich.
Denn die Schwäche ist vor dem Gastspiel des VfB an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky und Liga total) in Hamburg offensichtlich und durch Statistiken belegbar. In allen elf Auswärtsspielen dieser Saison hat der VfB nur zweimal gewonnen – bei den Abstiegskandidaten Freiburg und Kaiserslautern. Insgesamt sammelten die Roten in der Fremde nur neun von 33 möglichen Punkten und blicken derzeit auf eine richtig schwarze Serie zurück. In den vergangenen sieben Auswärtsspielen holte der VfB nur zwei Unentschieden, fünfmal setzte es eine Niederlage, und der letzte Sieg, das 2:0 beim 1. FC Kaiserslautern, ist bereits fünf Monate her. Dabei, wundert sich Labbadia, „ist es auswärts stellenweise ja eigentlich leichter geworden. Der Druck zu Hause ist immer sehr hoch, da muss man das Spiel machen.“ Womit der VfB so seine Probleme hat.
„Wir beenden unsere Serie“
Die Gegner jedenfalls haben das längst erkannt und überlassen den Roten in der Mercedes-Benz-Arena gern die Initiative – um ihnen dann das Leben schwerzumachen. Auswärts, so der Plan, müsste es genau andersherum funktionieren – damit der VfB seine Kontrahenten aus einer stabilen Defensive bei Ballgewinnen schnell auskontern kann. Doch genau diese Stärke der Rückrunde der vergangenen Saison ist Labbadias Team abhandengekommen. „Unsere Stärken, zum Beispiel das schnelle Umschalten, konnten wir auswärts nicht zeigen“, sagt der Coach. Dazu kamen zuletzt immer wieder andere Fehler, in Hannover waren es die Standards – schon war die Auswärtsbilanz vollends dahin. Doch nun gibt es Hoffnung.
Sagen sie zumindest beim VfB Stuttgart, wo sie Selbstvertrauen schöpfen aus dem 4:1-Sieg gegen den SC Freiburg (allerdings zu Hause) und den meist erfolgreichen Auftritten der Nationalspieler unter der Woche. „Viele hatten ein Erfolgserlebnis“, sagt Torhüter Sven Ulreich und fordert Mut und Aggressivität, „wir wollen in Hamburg punkten.“ Was dem VfB bei der Beendigung seiner Auswärtsmisere helfen könnte, ist die Heimschwäche des Gegners. Würde man in der Bundesligatabelle nur die Heimspiele berücksichtigen, stünde der HSV mit elf Punkten nur auf Platz 16, seit vier Spielen warten die Hamburger bereits auf einen Sieg. „Wir haben in den letzten Wochen zu Hause nicht so gut ausgesehen wie auswärts“, gibt HSV-Linksverteidiger Dennis Aogo zu. Deshalb sei es wichtig, „dass wir unseren Fans ein bisschen Spaß bringen“. Die Frage vor dem Duell HSV gegen VfB ist also: Wer beendet seine schwarze Serie?
Für Martin Harnik ist das keine Frage: „Wir beenden unsere Serie“, sagt der Österreicher, der unter der Woche für sein Nationalteam getroffen hat, und verbreitet allein durch seine Herkunft nochmals Hoffnung. Der Torjäger des VfB ist zwar der Sohn eines Österreichers, aber in Hamburg geboren und aufgewachsen. Damit hat er an diesem Samstag – genau: ein Heimspiel.
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