Beiersdorfers Alleingang hinterlässt einen Beigeschmack

Waldschmidt-Verpflichtung ist der erste Transfer des HSV-Chefs in Eigenverantwortung. Vor der Saison sind noch einige Fragen offen.

Hamburg. Die offizielle Bestätigung nach dem Medizincheck stand am Dienstagabend noch aus. Doch schon an diesem Mittwoch um 10 Uhr dürfte Luca Waldschmidt, 20 Jahre junger Mittelstürmer, zum ersten Mal mit seinen neuen Kollegen trainieren. Dann starten die HSV-Profis im Volkspark mit zwei Einheiten in die Sommervorbereitung. Waldschmidt kommt von Eintracht Frankfurt und unterschreibt in Hamburg einen Vierjahresvertrag. Er soll rund 1,3 Millionen Euro Ablöse kosten.

Linksfuß Waldschmidt ist nach Bobby Wood, Christian Mathenia und Bakery Jatta der vierte Neuzugang des HSV und der erste Spieler, den Sportchef Dietmar Beiersdorfer alleinverantwortlich verpflichtete. Dass Waldschmidt von Volker Struth beraten wird, der wiederum für HSV-Investor Klaus-Michael Kühne bei Transferinvestitionen als Ratgeber zur Seite steht, hinterlässt einen Beigeschmack. Beiersdorfer hatte erst auf der Mitgliederversammlung des HSV am Sonntag bekräftigt: "Wir entscheiden über Transfers." Waldschmidt wird indes nicht der letzte Neuzugang bleiben. Wer soll noch kommen? Wer wird noch gehen? Das Abendblatt beantwortet vor dem Trainingsstart die wichtigsten Fragen.

Wie weit ist die Kaderplanung?

Noch sind einige Planstellen offen. Priorität hat die Besetzung der linken offensiven Außenbahn. Stuttgarts Filip Kostic (23) gilt als heißester Nachfolgekandidat für Ivo Ilicevic, der noch einen neuen Club sucht. Für den ebenfalls noch vereinslosen Gojko Kacar sucht der HSV im defensiven Mittelfeld Ersatz. Um alle Positionen doppelt zu besetzen, wäre auch in der Innenverteidigung sowie auf der linken Abwehrseite noch Bedarf. Im Sturm wird nur dann noch etwas passieren, sollte für Pierre-Michel Lasogga noch ein lukratives Angebot eingehen.

Wer wird noch gehen?

Kerem Demirbay ist nach Matti Steinmann (Mainz 05 II) und Mohamed Gouaida (Leihe nach St. Gallen) der dritte der zuletzt vier verliehenen Spieler, der den Verein verlassen wird. Der Weg des Mittelfeldspielers führt nach Hoffenheim. Unklar ist noch, wann sich der HSV mit der TSG über die Ablösesumme einigt. "Andere Vereine denken, wir würden unsere Spieler aufgrund des Kühne-Modells unter Marktpreis abgeben", sagte Dietmar Beiersdorfer am Sonntag. Die Hamburger wollen für Demirbay mindestens zwei Millionen Euro einnehmen. Zoltan Stieber, zuletzt an Nürnberg verliehen, hat nach dem EM-Aus mit Ungarn nun einige Wochen Zeit, sich einen neuen Verein zu suchen. Aus dem aktuellen Kader ist Stürmer Batuhan Altintas (20) ein Kandidat für eine Ausleihe. Der Türke hat nach den Verpflichtungen von Wood und Waldschmidt nur geringe Chancen auf Einsatzzeiten.

Wann kehren die Nationalspieler zurück?

Neben US-Stürmer Wood haben auch die EM-Fahrer Albin Ekdal und Johan Djourou drei Wochen Urlaub. Sie werden rechtzeitig zum zweiten Trainingslager im ostwestfälischen Harsewinkel vom 27. Juli bis 3. August wieder bei der Mannschaft sein. Gotoku Sakai fehlt beim Trainingsstart, fliegt aber am Donnerstag mit der Mannschaft ins Trainingslager nach Graubünden in die Schweiz, wo der HSV bis Montag wie im Vorjahr an den Grundlagen arbeitet. Emir Spahic reist am Sonnabend ins Teamquartier. Aaron Hunt (Gewichtsverlust nach Mandel-Op) und Gideon Jung (Rückenprobleme) fliegen ebenfalls mit, werden aber noch aufgebaut und fehlen am Mittwoch auf dem Platz.

Wie sieht der Spielplan aus?

An diesem Mittwoch erfährt der HSV, wer am Wochenende 26. bis 28. August der Auftaktgegner in der Bundesliga ist. Im vergangenen Jahr starteten die Hamburger mit einer 0:5-Niederlage beim FC Bayern München in die Saison. Den letzten Sieg zum Bundesligastart feierte der HSV in der Saison 2010/11 mit einem 2:1-Sieg gegen Schalke 04. "Das erste Spiel ist immer etwas Besonderes. Keiner weiß genau, wo man steht", sagte Torhüter René Adler am Dienstag.

Das erste Testspiel der Vorbereitung bestreitet der HSV am Sonnabend (18 Uhr) in Graubünden gegen US Schluein Ilanz. In der kommenden Woche geht es am Freitagabend (18.30 Uhr) zum ETSV Weiche Flensburg. Bis zum ersten Pflichtspiel beim FSV Zwickau in der ersten Runde des DFB-Pokals (19. bis 22. August) stehen noch fünf Testspiele an. Am 6. August (16 Uhr) findet im Volksparkstadion die Saisoneröffnung gegen Stoke City aus der Premier League statt.

Wann kommen die pinken Trikots zum Einsatz?

Am Sonntag bestätigte Dietmar Beiersdorfer die Meldung, die viele HSV-Fans bewegt: "Ja, es gibt ein pinkes Trikot. Es ist wunderschön." Wann das neue Shirt erstmals zum Einsatz kommt, ist noch völlig offen. Es handelt sich jedoch nicht um das gesetzte Auswärtstrikot. Nur in Sonderfällen wird der HSV in Pink spielen.

Welche Ziele setzt sich der HSV?

Trainer Bruno Labbadia muss sich nach einem Übergangsjahr in der neuen Saison auf eine steigende Erwartungshaltung einstellen. Die Europapokalränge wird der HSV-Coach aber noch nicht ausrufen. Nach dem zehnten Platz in der abgelaufenen Saison will Labbadia den nächsten Schritt machen. Die Ränge sieben bis zehn müssen das Ziel des HSV sein. Viel wird davon abhängen, wie die Hamburger in die Saison starten. Dafür wünscht sich der Verein zum Auftakt ein Heimspiel. Das gab es zuletzt vor vier Jahren. Damals unterlag der HSV dem 1. FC Nürnberg mit 0:1.

https://www.abendblatt.de/sport/fussball/...igeschmack.html


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