Warum andere Vereine besser dastehen als der HSV

Ein bedrohlicher Tabellenplatz kann den HSV ebenso wenig schocken wie rote Zahlen. Dieses Schicksal teilen die Hamburger mit anderen Traditionsvereinen und sind doch eine Ausnahmen - keine positive.

Als der HSV-Finanzchef Frank Wettstein am Dienstag die Zahlen des Geschäftsjahres 2016/17 kundtat, machte er aus der nach wie vor dramatischen Lage beim Fußball-Bundesligisten keinen Hehl. Es sei eine „Sanierungsaufgabe“, immerhin „kein Sanierungsfall“, beschrieb er die Restrukturierung. So hat die 2014 ausgegliederte HSV Fußball AG das Geschäftsjahr mit einem Jahresfehlbetrag von 13,4 Millionen Euro abgeschlossen. Der Umsatz betrug 122,1 Millionen Euro.

Der mit Abstand höchste Posten sind die Investitionen in den Spielerkader von 52,6 Millionen Euro, sämtliche Personalkosten betragen 74,4 Millionen Euro. Die Finanzschulden belaufen sich auf rund 80 Millionen Euro, die Gewinn- und Verlustrechnung kann bilanziell recht einfach geschönt werden, sodass sogar ein positives Eigenkapital rausspringt. Ein Viertel der Anteile gehört mittlerweile Fremdeigentümern.

Werder Bremen

Doch wie sieht es aus bei vergleichbaren Traditionsvereinen in der Bundesliga? So steht Werder Bremen (16.) tabellarisch ähnlich schlecht da, wie die Rothosen (15.), konnte aber jüngst mit wesentlich stabileren Zahlen aufwarten. Der Verein hat keine Schulden und erwirtschaftete im Ende Juni 2017 abgeschlossenen Geschäftsjahr 700.000 Euro Gewinn. Die Profiabteilung bei Werder ist als GmbH & Co KGaA eine 100-prozentige Tochtergesellschaft des Sportvereins, eine Komplettausgliederung wie beim HSV wird wohl angestrebt.

Der Umsatz der Bremer betrug 123,5 Millionen Euro. Während die Personalkostenquote beim HSV rund 60 Prozent hoch ist, liegt diese bei Werder bei unter 50 Prozent. Der Kaderetat wird auf 42 Millionen Euro geschätzt. Die Grün-Weißen haben diese Kosten gesunkenen Umsätzen, die fehlenden TV-Einnahmen geschuldet sind, im Vergleich zum HSV angepasst. Zudem erwirtschaftete Werder einen größeren Transferüberschuss. Werders schwarze Serie begann in der Saison 2011/12 und dauerte bis Mitte 2015. In diesen vier Spielzeiten häufte man Verluste von rund 40 Millionen Euro an. Das komfortable Eigenkapitalpolster verbrannte, mittlerweile konnte Werder den Niedergang aber stoppen und nach Vereinsangaben auch wieder etwas Eigenkapital aufbauen.

VfB Stuttgart

Der Geschäftsbericht 2016 des Aufsteigers VfB Stuttgart wird zuerst bei der Mitgliederversammlung am 3. Dezember 2017 veröffentlicht. 2015 belief sich der Gesamtumsatz auf 125,5 Millionen Euro, die Schwaben bilanzierten einen Gewinn von zwei Millionen Euro. Der VfB stieg 2016 dann ab – für den HSV auch interessant, welche finanziellen Auswirkungen es hätte, eine Klasse tiefer zu spielen. So sanken die Erträge ohne Transfererlöse von 119 auf 68 Millionen Euro, 51 Millionen mussten als Maßnahmen zum Auffangen des Umsatzrückgangs aufgewendet werden. Die Personalkosten für die Lizenzspieler wurden um 18,6 Millionen Euro reduziert. Die Stuttgarter sind gleich wieder aufgestiegen und befinden sich wegen drastischer Sparmaßnahmen auch wirtschaftlich auf einem stabilen Fundament. In diesem Sommer wurde die Profi-Fußballabteilung ausgegliedert, 24,9 Prozent der Anteile veräußert, den Löwenanteil (11,75 Prozent) hält seitdem die Daimler AG.

Eintracht Frankfurt

Beim derzeit überraschenden Tabellensiebten Eintracht Frankfurt setzt sich die unternehmerische Konstruktion wie folgt zusammen: Die Anteile an der Eintracht Frankfurt Fußball AG verteilen sich zu 63,42 Prozent auf den e. V., 28,55 Prozent hält ein Freunde der Eintracht Frankfurt AG genanntes Bankenkonsortium, 8,03 Prozent zwei Minderheitsaktionäre. Der Umsatz der Hessen betrug 2016/17 107,6 Millionen Euro, Personalkosten Spielbetrieb 38,2 Millionen, Personalkosten insgesamt 46,6 Millionen Euro. Die Eintracht ist schuldenfrei, auch die Eigenkapitalquote ist mit 13,1 Millionen Euro positiv.

1. FC Köln

Beim 1. FC Köln sieht es wie folgt aus: Mit 129,2 Millionen Euro Umsatz und einem Gewinn von 16,8 Millionen Euro vor Steuern haben die Kölner in der abgelaufenen Saison 2016/2017 zum dritten Mal in Folge die besten Ergebnisse der Klubgeschichte erzielt. Auch sparsam waren die Rheinländer, gaben nur 38,5 Millionen Euro für den Profikader aus. Das Eigenkapital betrug 20,2 Millionen Euro, eine zu relativierende Größe, die auch simplen Bilanzkniffen wie der Auslagerung der Profiabteilung 2002 geschuldet ist, die später als GmbH & Co. KGaA förmlich wieder mit der Muttergesellschaft verschmolzen wurde. Der e. V. hält 100 Prozent des Stammkapitals.

Insgesamt schneidet der HSV also bei allen Vergleichen schlecht ab. „In den letzten fünf Jahren ist der Umsatz aller Bundesligaklubs um 50 Prozent gestiegen“, berichtete der Finanzexperte Ludwig Hierl der WELT. Nur beim HSV eben nicht.

https://www.welt.de/regionales/hamb...Vereine-besser-dastehen-als-der-HSV.html

Hat die AG eigentlich mal irgendeine positive Meldung zustande gebracht? hm


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