Pro HSV e.V.
2 Std. ·
Wieder ist ein Jahr rum. Zeit für eine kleine Ausgliederungs-Bilanz.
Seit etwa 900 Tagen wurstelt die Fußball AG, die uns HSVPlus beschert hat, nun herum. Von einem „Aufstellen für Europa“ ist nichts zu spüren, und auch sonst haben sich alle Verheißungen und Versprechungen des von Medien wie „Bild“, „Abendblatt“ und „Morgenpost“ 2014 massiv geförderten Plus-Konzeptes als Lügen erwiesen.
„Aufstellen für Europa“
Gegenwärtig belegt man nach 16 Spielen Platz 16 in der Bundesliga bei 13 eingefahrenen Punkten und 14:31 Toren. Der HSV hat ein halbes Jahrhundert Bundesligafußball gespielt. Stets standen wir nach 16 Spielen besser da (bei nur einer einzigen Ausnahme: 1972/73). Nie zuvor hatte der HSV nach 16 Spieltagen nur 14 Tore geschossen, unterboten nur durch die AG-Bilanz aus dem Jahre 2014/15 (neun Tore).
Es ist eine durch nichts belegte und dem HSV gegenüber respektlose Behauptung, dass HSVPlus alternativlos gewesen sei. Der HSV war als durch seine Fußballabteilung geprägter Universalsportverein ein absolutes Aushängeschild des deutschen Fußballs, siebenfacher deutscher Meister, dreimaliger DFB-Pokalsieger und Urgestein der Bundesliga. Gut hundert Jahre ist der HSV ohne Plus-Konzepte ausgekommen. Auch in den unbefriedigenden Jahren vor 2014 war der HSV serienweise im Europapokal vertreten, erreichte noch 2009 und 2010 internationale Halbfinal-Spiele und faszinierte durch Fankultur. Dass es sportlich viel zu meckern und vereinspolitisch zu kritisieren gab, gehörte zu einem lebendigen Verein. Es war ein entscheidendes „Argument“ von HSVPlus, dass man es satt habe, immer nur unteres Mittelmaß zu repräsentieren und alles besser werden würde. Jetzt hinkt die AG zehn Punkte hinter dem SC Freiburg e. V. her.
Professionalität auf allen Ebenen
Das Personal, das HSVPlus an die Spitze der AG gehievt hat, spottet jeder Beschreibung. HSV-Plus-Vater Ernst-Otto Rieckhoff ist über alle Berge, der Aufsichtsratsvorsitzende lamentiert öffentlich über Indiskretionen in seinem Gremium, tritt dann als dessen Chef zurück, bleibt aber in jenem Kreis, dem er eben noch misstraut hatte. Maulwurf, Inkompetenz, Faulheit: Der gegenüber der e. V.-Struktur verkleinerte Aufsichtsrat hat die AG keinen Millimeter nach vorn gebracht; ganz im Gegenteil.
Nach Rieckhoff-Flucht und Gernandt-Rücktritt als Aufsichtsratsvorsitzender ist auch der Hilke-Abgang beschlossene Sache. Darüber hinaus hat der Pressesprecher hingeschmissen, und auch Dietmar Beiersdorfer ist Geschichte. Der hatte sich von HSVPlus an die Spitze der AG setzen lassen und kassierte dort mehr als jeder Schreibtisch-Rautenträger vor ihm. Der vormalige Global-Vertreter von Red Bull scheiterte sowohl fachlich als auch in der Außendarstellung. Bis zuletzt war er versucht, irgendwie einen gut dotierten Vorstandsposten zu ergattern. „Nur“ für einen Sportchefposten reichte die „Raute im Herzen“ dann nicht aus. Personell ist die AG jedenfalls bemerkenswert drastisch krachend gescheitert.
Investoren warten nur auf HSVPlus
Als glatte Lüge erwies sich die gebetsmühlenartig gepredigte Schlange an Investoren, die nur auf einen Strukturwechsel warten würde, um bei der AG groß einzusteigen und „frisches Geld“ zu investieren.
Allein der bald 80-jährige Kühne pumpte Millionen in die Mannschaft, verzweifelte dann offenbar selbst am Nichterfolg und setzte auf externe Berater ausgerechnet um den geschwätzigen Reiner Calmund. Immer wieder müssen Entscheidungsträger der AG auf Mallorca bei Kühne antanzen oder finden AG-Verhandlungen direkt in der Kühne-Zentrale in der Hafencity statt. Die Abhängigkeit, in die sich die AG begeben hat, ist längst zur Sackgasse geworden. Weder Hoffenheim noch RB Leipzig fällt es ein, sich öffentlich derart zu präsentieren. Als Folge ist in der Wahrnehmung von Fans anderer Vereine nicht etwa Red Bull das Schreckgespenst des modernen Fußballs, sondern die AG in Hamburg und vielleicht noch 1860 München. Die Investoren-Lüge von HSVPlus erweist sich als besonders schädlich.
Kontinuität
Dass die Zeiten der Trainerwechsel mit HSVPlus vorbei seien, war eine reine Wunschvorstellung. Die AG hat seit ihrer behördlichen Anmeldung am 7.7.2014 bereits vier Trainer mit jeweils ganz verschiedenen sportlichen Philosophien installiert. Der Sportchef wurde gefeuert, der Vorstandsvorsitzende ausgetauscht, der Pressesprecher ging, der Marketingboss sucht das Weite. Mehr Unruhe geht eigentlich gar nicht. Verplapperte Deals wie mit Tuchel oder dem Zeitpunkt der Bruchhagen-Einstellung gehören zur Tagesordnung.
Finanzen
In diesem Bereich waren die Versprechen von HSV-Plus zahlreich: „Entschuldung“ und „Frisches Geld generieren“ lauteten besonders oft verwendete Phrasen. Nichts dergleichen ist eingetreten. Der Sportinformationsdienst vermeldete erst vor wenigen Tagen: „Wie aus dem Abschluss für das Geschäftsjahr 2015/2016 hervorgeht, müssen sich die Hanseaten für die laufende Spielzeit auf ein Minus von rund elf Millionen Euro einstellen.“ Auf Transparenz setzt die AG dabei allerdings nicht. Mit Kühne-Geldern wurde reichlich getrickst, um das neuerliche Minus nach außen hin zu zumindest auf dem Papier zu drücken. Kühne gehören mittlerweile elf Prozent Anteile. Die sind bereits ein- für allemal weg.
Leitbild
Das phrasenhafte Leitbild, das die AG vor einiger Zeit (extern) erstellen ließ, wird Tag für Tag mit Füßen getreten. Die Anhebung der Preise für Kinder und Behinderte sind hier nur die Spitze des Eisbergs. Die Außendarstellung der AG könnte desaströser nicht sein. Sie ist Lachnummer in der ganzen Bundesrepublik und Synonym für Misswirtschaft und Unfähigkeit. Die Vermarktung der Relegation 2014/2015, der Verkauf von rosa Trikots, Pannen wie das versehentliche Abbilden des Hertha-Fanblocks auf einem eigenen T-Shirt, die Verwechslung von Volksparkstadion und Millerntor auf offiziellen Internet-Veröffentlichungen gehören mittlerweile zum Alltag und treten mit Füßen, was in der Öffentlichkeit als „HSV“ wahrgenommen wird.
Die nach Aktenlage bereits vorbereitete Zusammenarbeit zwischen der AG und dem von mafiösen Strukturen und Oligarchen durchsetzten Sportvermarkter Doyen, laut „Spiegel“ die „skrupelloseste Sportfirma der Welt“, die auf Lügen, Vertuschungen und Mauschleien vor allem bei Spielertransfers setzt, krönt das Treiben und stellt damalige Viagogo-Deals in den Schatten. Das eigene Leitbild wird Tag für Tag verhöhnt.
Dass der HSV Bezirksliga und nach Aufstieg nun Landesliga spielt, das haben wir uns nicht ausgesucht und finden das auch nicht gut. Es war allerdings der Wunsch von 86,9 Prozent der eigenen Mitglieder. Wer an der nächsten Köpi-Party interessiert ist, dem wünschen wir gute Unterhaltung mit Lotto King Karl und Bundesligafußball, wer dazu im Takt „nur der HSV“ ruft, der ist allerdings eingeladen, tatsächlich mal zum HSV zu fahren.
Allen HSVern wünschen wir einen guten Start in das neue Jahr.




Word.


.