HSV hofft auf Normalität und Mittelmaß

Noch immer ist der HSV das letzte Bundesliga-Gründungsmitglied, das noch nie abgestiegen ist. Doch in den vergangenen Jahren stand der sechsmalige deutsche Meister mehrmals am Abgrund, sportlich und auch finanziell. Deshalb wünschen sich in Hamburg die Verantwortlichen vor allem Ruhe und einen Platz im gesicherten Mittelfeld. Doch die Pokal-Pleite in Osnabrück hat den Druck auf das Team vor dem Bundesliga-Start gegen Augsburg am Sonnabend (15.30 Uhr / im NDR Livecenter) drastisch erhöht. Die Saisonvorschau.

So lief die Saison 2016/2017

Ohne Drama geht es nicht beim HSV: Zwei Minuten trennten den Club von der dritten Relegation innerhalb von vier Jahren, dann traf Nachwuchsmann Luca Waldschmidt zum 2:1-Sieg gegen den VfL Wolfsburg, der seinerseits in die Entscheidungsspiele musste. Die Hamburger retteten damit eine Saison, in der sie nach zehn Partien als Tabellen-Schlusslicht mickrige zwei Punkte hatten. Vor allem als Retter gefeiert wurde Trainer Markus Gisdol, der früh in der Saison Bruno Labbadia abgelöst hatte. Auch im HSV-Vorstand gab es einen Wechsel: Heribert Bruchhagen ersetzte Dietmar Beiersdorfer als AG-Vorsitzenden, Jens Todt übernahm als Sportchef. Dass im Laufe der Spielzeit wieder einmal zig Millionen für neue (und nur selten überzeugende) Profis ausgegeben wurden, ist mittlerweile fast eine Randnotiz in Hamburg.

Wer kam, wer ging?

Der HSV ist noch immer in einer finanziell prekären Lage. Die Verbindlichkeiten belaufen sich auf mehr als 100 Millionen Euro, die Lizenz gab es nur dank der Hilfe von Investor Klaus-Michael Kühne. Seit Jahren soll deshalb der Profi-Etat deutlich gesenkt werden, gelungen ist dies bislang nicht - und daran wird sich auch in dieser Spielzeit nichts ändern. Bei den geplanten Ausgaben von 48 Millionen Euro gibt es "Bewegung nach oben", so Bruchhagen. Für André Hahn (Mönchengladbach), Julian Pollersbeck (Kaiserslautern), Kyriakos Papadopoulos (Leverkusen) und den 18 Jahre alten Innenverteidiger Rick van Drongelen (Sparta Rotterdam) gaben die Norddeutschen insgesamt knapp 20 Millionen Euro aus - natürlich bereitgestellt von Investor Kühne.

Einnahmen erzielten die Hamburger bislang nur durch den Verkauf von Michael Gregoritsch, den Augsburg sich rund 5,5 Millionen Euro kosten ließ. René Adler (1. FSV Mainz 05), Johan Djourou (Antalyaspor), Matthias Ostrzolek (Hannover 96) gingen wie einige Nachwuchsspieler ablösefrei. Last-Minute-Transfers haben eine gewisse Tradition in Hamburg und sind auch in diesem Jahr wahrscheinlich. Neuzugänge (Augsburgs Konstantinos Stafylidis soll ein Kandidat sein) wird es eher geben als Abgänge. Nur allzu gern würde der HSV Großverdiener wie Pierre-Michel Lasogga abgeben, doch es fehlen die Angebote.

Trainer Gisdol hofft auf "sorgenfreie Saison"

Bloß nicht wieder Abstiegskampf, lautet die Hoffnung in Hamburg, auch bei Coach Gisdol: "Ich wünsche mir eine sorgenfreie Saison. Es wäre ein großer Schritt, wenn wir einen Platz im Mittelfeld erreichen." Gisdol genießt im Verein und bei Investor Kühne hohes Ansehen, doch nach der Niederlage in Osnabrück erhöht sich auch der Druck auf den Trainer, der zuvor erklärt hatte: "Wir sind als Mannschaft zusammengewachsen." Vor allem hatten Gisdol und Sportchef Jens Todt nachhaltig betont, wie wichtig ihnen Einstellung und Engagement bei den Profis ist. Bei fast jeder Gelegenheit wurde das Wort "Mentalität" ins Spiel gebracht. Gisdol erwartet vollen Einsatz, hohe Laufbereitschaft ("wollen eine der fittesten Mannschaften sein") und setzt auf das mittlerweile in der Bundesliga fast unvermeidliche Konzept von wenig Ballbesitz und Gegenpressing. In Osnabrück konnte seine Elf dies nicht einmal im Ansatz umsetzen.

Ausblick auf die kommende Saison

Ein gewisser Grundoptimismus war beim HSV nach der guten Rückrunde 2017 zu spüren. Doch die Pokalpleite in Osnabrück war ein herber Rückschlag. "Natürlich wären wir lieber unbeschwerter in die Bundesliga-Saison gestartet", sagte Gisdol. Bruchhagens Einschätzung scheint sich zu bestätigen. "Es wird eine harte Saison", hatte der HSV-Boss schon vor Wochen prognostiziert. "Etwa zehn Vereine werden die Plätze 16, 17 oder 18 vermeiden wollen." Einer davon sei der HSV.

Offensiv sind die Hamburger ordentlich besetzt, Defensiv ist die Personaldecke verhältnismäßig dünn. Und: Trägt das "Mentalitätskonzept" tatsächlich über eine ganze Saison? Oder werden die fußballerischen Defizite, die der HSV ohne Zweifel hat, durch Einsatz und Laufbereitschaft irgendwann nicht mehr zu kompensieren sein? Die Unabsteigbaren vom HSV könnten - vor allem wenn auch der Start in die Bundesliga misslingt - erneut in den Abstiegsstrudel geraten. Eine neue Erfahrung wäre dies für die Hamburger jedenfalls nicht.

https://www.ndr.de/sport/fussball/Bundesliga-Hamburg-HSV-Saisonvorschau,hsv19112.html

"In 3 Jahren werden wir in Europa sein" - Alle, 2014. Herzlichen Glückwunsch. So massig verkackt, dass man darauf hofft, irgendwo im Mittelfeld zu landen....


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