Zehn Gründe, warum der HSV endlich absteigen muss

Vitalfunktionen sind kaum noch erkennbar beim chronisch kranken HSV, seit Jahren nur noch künstlich beatmet von den Millionen eines Investors. Der Gang in die Zweite Liga wäre für alle das Beste.

Ist das Kunst, oder kann das weg? Dem HSV zuzuschauen ist seit Jahren kein Vergnügen. Mittlerweile aber hat sich ein Gefühl eingestellt, dass zwischen Fremdscham, Mitleid und Schadenfreude changiert. Der Hamburger SV ist ein unheilbar Kranker, röchelnd und siechend. Vitalfunktionen sind kaum noch erkennbar bei diesem einst so stolzen Verein, seit Jahren nur noch künstlich beatmet von den Millionen eines Investors. Erlöst diesen Klub und seine Fans endlich von den Schmerzen! Zehn Gründe, weshalb der HSV absteigen muss.

Die Fairness

Miserabel wirtschaften, schlecht spielen und trotzdem weitermachen – der HSV bettelt seit Jahren um den Abstieg. Während andere Klubs, die nur einen Bruchteil der finanziellen Mittel zur Verfügung haben, durch kluges Scouting, personelle Kontinuität, Struktur und Strategie überzeugen, konterkarieren die Hamburger die Gesetze der Branche. Nachdem vor eineinhalb Jahren sogar die Fehlentscheidung eines Schiedsrichters in der letzten Minute des Relegationsrückspiels nötig wurde, um den Traditionsklub in der Klasse zu halten, sollte die DFL diesmal darüber nachdenken, das schwarz-weiß-blaue Fass ohne Boden 2017 per Zwangsabstieg in der Zweiten Liga zu versenken. Notfalls verkauft als Akt der Solidarität mit Freiburg, Mainz, Köln oder Hertha.

Misswirtschaft

Der Dauerauftrag musste modifiziert werden. Mittlerweile flutet Klaus-Michael Kühne die leeren HSV-Konten in halbjährlicher Taktung. Zuvor hatte der Investor nur im Sommer das Portemonnaie weit aufgemacht und seinen Sportchefs großzügige Investitionen auf dem Transfermarkt ermöglicht. Die nächste Tranche kommt im Januar, wie bereits angekündigt wurde. Nachjustieren heißt das in der Branche, beim HSV gleichbedeutend mit Geldverbrennen: Spieler werden zu hohen Ablösesummen (91 Millionen Euro seit Sommer 2014) aus Verträgen herausgekauft, in ein großzügig ausstaffiertes Gehaltsgefüge einsortiert und dann vorzeitig abgefunden, um Platz für neue zu machen.

Die Innenverteidigung

Johan Djourou und Cléber Reis spielen ihr drittes Jahr beim HSV, Emir Spahic sein zweites. Zu sehen ist das allerdings nicht. Ein festes Innenverteidigerpärchen hat sich nicht gefunden. Djourou und Reis verschulden regelmäßig Gegentore, Spahic, immerhin schon 36 Jahre alt, kann sein fehlendes Tempo längst nicht mehr durch Stellungsspiel ausgleichen. Eine Troika, die für Slapstick steht. Für die Zweite Liga aber als Kultkombo absolut tauglich.

Die Kaderzusammenstellung

Nicht minder zweitligareif ist die Besetzung im defensiven Mittelfeld. Seit Jahren wurde es verpasst, einen Chef zu verpflichten, der das HSV-Spiel offensiv wie defensiv lenkt und Angriffe initiiert. Zufall und Willkür bilden die Doppelsechs beim HSV, die Spieleröffnung bleibt auf der Strecke. Grundsätzlich fehlt es auch bei der Kaderzusammenstellung an Strategie und Struktur. Viele Trainer brachten viele Ideen, viele Konzepte und damit noch mehr Spieler. Der HSV ist eine Patchworkmannschaft.

Die Uhr

Es nervt nur noch. Die Zeit ist abgelaufen.

Der deutsche Fußball

Welcher Spieler wurde beim HSV in den vergangenen Jahren besser? Genau, keiner. Auch im Sinne des deutschen Fußballs sollte der HSV seinen Platz in der Bundesliga frei machen. Wer weiß schon, was aus Nico Müller oder Matthias Ostrzolek geworden wäre, würden sie für Hoffenheim, Bremen oder Frankfurt spielen. Kerem Demirbay, Jonathan Tah dürften froh sein, dass man sie ziehen ließ.

Die weltbeste Zweite Liga aller Zeiten

Der Sender Sport1 bewirbt die jeweils bevorstehende Saison in der Sommerpause gern mit der attraktivsten Zweiten Liga aller Zeiten der Welt. Superlative, die dann tatsächlich greifen. Der HSV würde der Zweiten Liga guttun.

Hamburger Derby

Endlich wieder zwei Spiele gegen den FC St. Pauli! In denen könnte sich der HSV auch den Titel des Stadtmeisters zurückholen. Die letzte Partie gewann der Stadtteilverein vom Kiez im Jahr 2011. Allerdings ist auch St. Pauli schwer abstiegsgefährdet. Womit wir beim nächsten Punkt wären.

Einigkeit in der Sportstadt

Hamburg setzt vermehrt auf Kultur. Die Elbphilharmonie ist tatsächlich fertig geworden. Der Sport dagegen zieht sich immer mehr aus der Hansestadt zurück. Das DEL-Eishockeyteam? Abgemeldet. Die Profi-Handballer? Insolvent. Westlich der Alster verkommt das Tennisstadion mangels Nutzung zum Mahnmal, die Olympia-Bewerbung wurde abgelehnt. Der Abstieg des HSV wäre da nur konsequent.

Der Investor

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Klaus-Michael Kühne handelt nachvollziehbar. Wer mehr als 100 Millionen Euro an Darlehen und Investitionen aufbringt, will nicht nur wissen, was mit seinem Geld passiert, sondern irgendwann auch darüber mitbestimmen. Allerdings ist Kühne alles andere als ein Gönner. Der Milliardär hält mittlerweile mehr als zehn Prozent der Anteile am HSV. In Form einer Stadionanleihe will sich der Klub nun 40 Millionen Euro von seinen Fans pumpen. Geld, mit dem Darlehen und Zinsen aus den Kühne-Deals getilgt werden sollen. Ein Abstieg wäre ein deutliches Zeichen, dass das Investorenmodell mitnichten ein Allheilmittel ist.

https://www.welt.de/sport/fussball/bunde...eigen-muss.html


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