Drei Jahre nach HSVPlus – eine Bestandsaufnahme

Drei Jahre nach der Zustimmung zum HSVPlus Konzept, herrscht bei unserem HSV noch immer Unbeständig- und Erfolglosigkeit. So haben uns die Meldungen vor dem Jahreswechsel wieder einmal kopfschüttelnd zurück gelassen und wir wollen hier eine kurze Bestandsaufnahme vornehmen. Besonders die Geschehnissen rund um Didi Beiersdorfer, aber auch die Sportchefsuche, der Abgang Joachim Hilkes oder die Geschehnisse rund um den Aufsichtsrat sorgen in den Kreisen der Fanszene für großes Unverständnis. Wie man es schafft, sich wiederholt zum Gespött der Liga zu machen, ist für uns unerklärlich.

Vorher noch einen kurzen Blick zurück: Im Mai 2014 stimmten 7.992 Mitglieder und damit rund 87 % der Anwesenden für die Ausgliederung des HSV im Sinne des Konzeptes HSVPlus. Mit diesem gingen viele Versprechungen einher. Erinnert sei hierbei etwa an die Antrittsrede des Ex-Vorsitzenden des Aufsichtsrats Karl Gernandt, der das Konzept HSVPlus präsentierte. (Für Interessierte: https://www.youtube.com/watch?v=03ejlbfuMQI)

Ohne zu sehr in die Details einsteigen zu wollen, bietet es sich dennoch an, sich die dort gemachten Versprechen noch einmal vor Augen zu führen und mit der Realität zu vergleichen. Ausmachen lassen sich zwei grobe Felder, in denen HSVPlus den damals schon schlecht dastehenden Verein durch neues Personal und durch eine schlankere Struktur ohne Mitspracherecht der Mitgliedschaft nach vorne bringen wollte. Oberstes Ziel war eine Verbesserung der „harten Fakten“, sprich Verbesserung des Tabellenplatzes der Bundesligaelf („Aufstellen für Europa“) und der Finanzlage, damit einhergehend wurde eine Verbesserung der „weichen Faktoren“ versprochen, insbesondere eine verbesserte Außendarstellung durch absolute Diskretion im Aufsichtsrat und Kontinuität in der Führung („Professionalität auf allen Ebenen“).

Die sportliche Entwicklung wird euch allen bekannt sein und soll hier nicht weiter kommentiert werden.

Hinsichtlich der Finanzen war das oberste Ziel der Schuldenabbau. Dies sollte auch unter Einbindung „strategischer Partner“, die Vereinsanteile erwerben, geschehen, wobei der HSV „das Sagen behalten“ sollte und mehrere Partner eingebunden werden sollten. Der Schuldenabbau hat nicht stattgefunden, stattdessen gab es jedes Jahr ein sattes Transferminus, allein diese Saison in Höhe von über 30 Millionen Euro. Die Verbindlichkeiten waren auf rund 100 Millionen Euro gestiegen, wobei bis auf verbleibende 10 % die verfügbaren Vereinsanteile schon verkauft worden bzw. gegen den Erlass von Darlehen getauscht worden sind. Nun gibt Frank Wettstein an, dass man durch einen Umbau der Konzernstruktur die Verbindlichkeiten auf immer noch beachtliche 80 Millionen Euro habe drücken können, inwiefern es durch diesen Umbau tatsächlich zu einer substanziellen Verbesserung der finanziellen Lage kommt, bleibt bei stagnierenden Einnahmen, denen jährliche Transferdefizite und explodierte Personalkosten entgegenstehen, fraglich. (Für Interessierte: https://www.finance-magazin.de/meinungen/dritte-halbzeit/die-neuen-details-der-hsv-finanzen-1394481/)

Hinsichtlich der finanziellen Situation könnte man weiterhin einwenden, dass die diesen Sommer gegebenen Darlehen von Kühne nur zurückzuzahlen sind, wenn der HSV sich in absehbarer Zeit sportlich erholt und wiederholt die Europapokalplätze erreicht, und dies somit ein guter Deal für den HSV sei. Leider ist diese Auffassung trügerisch: die Alternativen für den HSV sind bedrückend, entweder kein Einzug in den Europapokal und 100 Millionen Verbindlichkeiten oder Einzug in den Europapokal und die Verbindlichkeiten erhöhen sich um 38 Millionen Euro zuzüglich diverser Prämien für Kühne. Eine Summe, die zumindest in der Europaleague nicht zu erwirtschaften ist. Somit ist es wahrscheinlich, dass Kühne auch zukünftig gegen Schuldenerlass Vereinsanteile erhalten wird, ohne dass der HSV durch den Verlust der Anteile neue Einnahmen generieren kann.

Dies führt weiterhin dazu, dass die versprochenen (lokalen) Unternehmen als „strategischen Partner“ auch weiterhin einen Bogen um den HSV machen. Als Anteileigner verbleiben somit neben Investor Kühne noch ein paar Liebhaberanteile bei Privatpersonen.

Hinsichtlich der Versprechung der Initiatoren von HSVPlus, dass der HSV Herr im eigenen Hause bleibt, muss man feststellen, dass alle wichtigen Entscheidungen nicht im Volkspark getroffen werden, sondern in der Zentrale von Kühne + Nagel in der Hafencity. Dabei ist weniger der Ort das Problem. Vielmehr zeigt er aber, dass jede Entscheidung mit etwas mehr Relevanz auch immer über Kühnes Tisch geht. Das Versprechen, Herr im eigenen Haus zu bleiben, wurde somit schlicht und ergreifend gebrochen.

Hinsichtlich der Versprechungen bezüglich der Außendarstellung des HSV und des Aufsichtsrates bietet sich ein beschämendes Bild. Bezüglich der Außendarstellung seien zunächst Stichworte genannt: Rucksackgate, Kühne schießt öffentlich und wiederholt Vereinsmitarbeiter sturmreif, Initiator Rieckhoff rechnet nach kurzer Zeit mit HSVPlus ab, der vereinsfremde und Kühnefreund Calmund mischt sich öffentlich in Debatten um den HSV ein und befeuert diese, Hilke verlässt das sinkende Schiff. Völlig entlarvt wurde das Versprechen der „Professionalität auf allen Ebenen“ bei den anfangs im Text angesprochenen Ereignissen. Zunächst eine Sportchefsuche, die selbst die Posse nach der erstmaligen Entlassung Beiersdorfers 2009 und die darauf folgende Sportchefsuche verblassen lässt, inklusive Indiskretionen und Machtspielchen im Aufsichtsrat, Einmischung von Calmund und Kühne und tagesaktuelle Wasserstandsmeldungen im Boulevard. Während der Suche folgte die Entlassung Beiersdorfers, die bei aller Kritik, die man an seiner Arbeit äußern kann, in der Art und Weise absolut unwürdig für einen verdienten HSVer war und Didi sich zu Recht tief gekränkt fühlt. So ein Umgang ist das Gegenteil von der versprochenen Professionalität und einfach schändlich. Bezeichnend, dass wiederum der vereinsfremde Callmund es zuerst im Pay-TV verkündete.

Zuletzt trat nun Karl Gernandt von seinem Posten als Aufsichtsratsvorsitzender zurück, weil der Aufsichtsrat nicht zu führen gewesen sei und die Maulwürfe, die es ja eigentlich gar nicht mehr geben sollte, jedes sinnvolle Arbeiten torpedieren würden. Als verlängerter Arm Kühnes bleibt Gernandt nun einfaches Mitglied im Aufsichtsrat. Wie die Zusammenarbeit des Gremiums zukünftig aussehen wird, kann sich wohl jeder ausmalen. Umso erstaunlicher ist das Scheitern Gernandts und des Aufsichtsrates vor dem Hintergrund, dass der AR praktisch nur aus Gernandt als Kühnes Abgesandter, Jens Meier als Präsident des e.V. und einer Reihe von Personen, die eigentlich nur als Statisten eingesetzt worden sind, besteht. Professionalität auf allen Ebenen sieht anders aus.

Was die Zukunft bringt, lässt sich nur schwer prognostizieren. Mit Heribert Bruchhagen und Jens Todt wurden nun zwei neue Personen installiert, die den HSV aus der anhaltenden sportlichen Misere führen sollen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als an die Umsetzung dieses Vorhaben zu glauben und den HSV weiter mit all unseren Möglichkeiten zu unterstützen. Für uns Fans und Mitglieder heißt es jedoch, die Entwicklung des HSV weiterhin verstärkt mit kritischen Geist und konstruktiven Positionen zu verfolgen.

Für eine bunte, laute und kritische Kurve – Für den HSV.

Förderkreis Nordtribüne e.V.

https://nordtribüne-hamburg.de/drei-jahre-nach-hsv/



Surprise, surprise... Ist ja nicht so, als hätte man vor all der Scheiße gewarnt. Und mit dem letzten Absatz disqualifiziert man sich wieder Mal als eierlose, blinde Hühner. Mimimi, aber nicht den Mumm in der Hose auch was dagegen zu tun, auch wenn es ein absolut sinnloser Kampf wäre.

Jeder, der HSV Plus gewählt hat, sollte sich so unglaublich schämen. Und diejenigen, die groß gegen HSV Plus getönt haben und heute doch wieder hinterherlaufen, haben keinen Funken Respekt verdient.


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