Der HSV ist wieder da

Bevor die Träume in Hamburg wieder in den Himmel wachsen, trat Markus Gisdol sofort auf die Euphorie-Bremse. "Das waren nur kleine Schritte, wir sind noch nicht über den Berg", betonte der HSV-Trainer nach dem dritten Pflichtspielsieg in Folge. Seine Freude verbergen wollte der 47-Jährige jedoch auch nicht: "Das war eine englische Woche, die wir so nicht erwarten konnten." Dank der jüngsten Erfolge sind die Hanseaten ins Viertelfinale des DFB-Pokals eingezogen und haben in der Liga erstmals seit dem zweiten Spieltag die Abstiegszone verlassen. Mit dem 3:0-Sieg in Leipzig ist dem HSV sogar Historisches gelungen: Die Hamburger stutzten den Überfliegern aus Sachsen in deren Arena als erstes Team die Flügel. Der Aufsteiger hatte zuvor in seiner (kurzen) Bundesliga-Geschichte noch kein Heimspiel verloren.

Papadopoulos macht's schon wieder

Großen Anteil am Aufschwung, aber auch am Erfolg in Leipzig hat Kyriakos Papadopoulos. Der Winterzugang hat mit seiner kompromisslosen Spielweise die Abwehr des Bundesliga-Dinos stabilisiert und seine ersten Wochen an der Elbe auch gleich zur Vergangenheitsbewältigung genutzt. Der Grieche, der im Sommer von Bayer Leverkusen nach Leipzig ausgeliehen worden war und nun auf Leihbasis in Hamburg kickt, hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass die beiden Spiele gegen seine Ex-Clubs ganz spezielle für ihn sind - und Taten folgen lassen.

Mit seinem Kopfballtreffer hatte der 24 Jahre alte Innenverteidiger zu Wochenfrist für den 1:0-Erfolg gegen Leverkusen gesorgt. Nun brachte er mit seinem zweiten Tor im HSV-Trikot sein neues Team auch gegen Leipzig auf die Siegerstraße. Danach rannte "Papa" zu den Trainerbänken und präsentierte seinen angespannten Bizeps: "Ich wollte einfach zeigen, dass ich ein Spieler bin, der helfen kann. Es war ein super Tag. Ich bin glücklich. Ein Tor gegen Leipzig ist etwas Besonderes. Ich wollte das unbedingt." In Leipzig stand Papadopoulos gerade mal 27 Minuten auf dem Platz.

Walace feiert Ligastartelf-Premiere mit Tor

Nebenbei feierte in Walace der jüngste Zugang seine Startelf-Premiere in der Bundesliga. Auch der 21-jährige Brasilianer traf per Kopf - zum Doppelschlag innerhalb von sechs Minuten. Davon erholten sich die zuletzt schon etwas schwächelnden Leipziger nicht mehr. "Er bringt sich ein. Man merkt, dass er Spielintelligenz hat", lobte Mittelfeldantreiber Lewis Holtby Walace. Und Vorstands-Chef Heribert Bruchhagen stellte zufrieden fest: "Bei solchen Neuzugängen kann man nur zufrieden sein." Vor der erfolgreichen Woche waren ob der nicht wie gewünscht verlaufenen Transferperiode schon Zweifel an Bruchhagen und dem neuen Sportchef Todt aufgekommen. Sollte Walace so weitermachen wie im Pokal gegen Köln und nun in Leipzig, sind die knapp zehn Millionen Euro allerdings gut angelegt.

Trainer- und Spielerdiskussion in Bremen

Für die Hamburger eine süße Randnotiz: Der HSV sprang auf Rang 15 und schubste damit Werder Bremen auf den Relegationsrang. Der Nordrivale verlor auch das vierte Ligaspiel in diesem Jahr - und hat plötzlich wieder eine Trainerdiskussion zu bewältigen. Sportchef Frank Baumann wollte sich nach dem 0:1 gegen Mönchengladbach daran allerdings nicht beteiligen ("Am Trainer hat es nicht gelegen"), sondern stellte die Spieler an den Pranger: "Wir werden in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten genau schauen, welche Spieler würdig sind, das Werder-Trikot zu tragen."

Trainerdiskussion, Diskussion über die Spieler - beides hat der HSV zumindest bis auf Weiteres hinter sich gelassen. Aber Gisdol mahnte nicht von ungefähr. Bei aller Freude über den Moment haben die Hamburger gerade einmal drei Zähler Vorsprung auf Werder. Schon am kommenden Wochenende könnte, wenn das Heimspiel gegen Freiburg verloren wird, alles wieder anders aussehen.

https://www.ndr.de/sport/fussball/Bundesliga-Hamburg-HSV-Analyse-RB-Leipzig-Papadopoulos,hsv18198.html


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