Im Grunde ist die Sache durch. Nur direkt sagen darf oder will es niemand. Natürlich nicht, solange die rechnerische Möglichkeit noch besteht. Doch macht man sich wohl selbst im Verein nichts vor, auch wenn es dort noch tunlichst vermieden wird, es öffentlich einzugestehen: Der Abstieg des SSV Jahn Regensburg aus der 3. Fußballliga scheint vorzeitig besiegelt. Seit Mittwochabend ist die bislang schiefe Tabelle in der 3. Fußballliga mit dem Nachholspiel zwischen den direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt, Borussia Dortmund II und der SG Sonnenhof Großaspach (0:1), wieder gerade. Zehn Runden vor Saisonende beträgt der Abstand des Tabellenletzten auf den ersten Nichtabstiegsplatz zehn Punkte.

30 Zähler gibt es jetzt noch zu verteilen. 21 davon, sieben Siege also, würde die Mannschaft von Trainer Christian Brand brauchen, in denen sie das Unmögliche aus eigener Kraft zwar noch möglich machen könnte, doch mit dem Taschenrechner das Restprogramm zu tippen, das geht erfahrungsgemäß schief.

„Es geht noch um jeden Punkt“

Eben deshalb sagt Sportchef Christian Keller: „Natürlich müssen wir uns bei dem Tabellenstand eher auf die Regionalliga als auf die 3. Liga einstellen.“ Trotzdem gehe es noch um jeden Punkt, fügt er hinzu und weckt Erinnerungen an eine denkwürdige Zweitligasaison: „Der Jahn ist schon mal als Letztplatzierter abgestiegen, dabei hätte ihm damals der vorletzte Platz bereits zum Klassenerhalt gereicht.“

Das war im Spieljahr 2012/13 als der SV Sandhausen als Tabellen-17. Im Bundesligaunterhaus davon profitierte, dass dem MSV Duisburg die Lizenz verweigert worden ist. Dass ein Verein keine Lizenz erhält, ist dann auch so etwas wie der allerletzte Strohhalm, an dem sich die Rot-Weißen festklammern, ebenso wisse man nicht, so Keller, ob ein Bundesligaklub seine zweite Mannschaft aus dem Drittliga-Spielbetrieb zurückziehen werde.

Ob diese Situation tatsächlich eintreten wird, ist ungewiss und daher vorerst auszublenden. Tatsache ist: Erst einmal müssten die Rot-Weißen die Rote Laterne abgeben, die seit dem 11. Spieltag in ihrem Besitz ist. Allein das ist im Hinblick auf den sechs Punkte-Rückstand auf die zwei unmittelbar vor ihnen platzierten Teams BVB II und FSV Mainz 05 II schon schwierig genug. Die Ansage von Trainer Christian Brand ist angesichts der misslichen Lage zwar noch immer die gleiche wie in den Wochen zuvor, „aufgeben ist keine Option“, doch läuft der Trend klar gegen die Regensburger.

Der Jahn im Frühling 2015: Die neu formierte Mannschaft, die mit verhältnismäßig großen finanziellen Anstrengungen verstärkt worden ist, hat den Schwung nach ihrer Grundsteinlegung im Januar verloren. Unverändert hält sie zwar mit, ist auch in den letzten Wochen nicht auf unbezwingbare Gegner getroffen. Doch am Ende des Tages hapert es dann doch, weil sie ihre Möglichkeiten achtlos wegwirft und unfassbar einfache Gegentreffer schluckt. Dabei hatte das neue Jahr für den Jahn durchaus positiv begonnen. Mit sieben Punkten aus drei Spielen keimte wieder Hoffnung auf. Vor dem 25. Spieltag und der Partie bei Energie Cottbus fehlten nur noch drei Zähler auf den 17. Platz, der gleichbedeutend mit dem Klassenerhalt wäre. Doch durch die 1:4-Niederlage in der Lausitz wurden die Rot-Weißen wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und haben auch die beiden nächsten Spiele gegen Dynamo Dresden (2:3) und in Münster (0:3) verloren.

Erfahrung wäre eigentlich da

Seit Oktober 2014 sind beim Jahn zwölf neue Spieler dazu gekommen, von denen Ex-Nationalspieler Lukas Sinkiewicz und Angreifer Hannes Sigurdsson aber seit der Winterpause aus Verletzungsgründen keinen Pflichtspiel-Einsatz hatten. Dazu spielten Oliver Hein und Sebastian Nachreiner aus demselben Grund kaum oder noch gar nicht im neuen Jahr. Die personelle Runderneuerung hat vielleicht auch deswegen nur bedingt gefruchtet, weil der Mannschaft bisher ein Torschütze und eine konzentrierte Abwehrleistung fehlte. „Wir haben immer einen individuellen Fehler zu viel im Spiel, der zur Führung des Gegners führt“, sagte der Jahn-Coach wie so oft schon auch nach der letzten Partie in Dresden. An mangelnder Erfahrung seiner Akteure kann dies allerdings nicht liegen. Aktuell stehen Sportchef Keller zufolge jetzt Spieler mit der gesammelten Erfahrung von 386 Erst-, 531 Zweit- und 1128 Drittligaeinsätzen im Kader.

Quelle: mittelbayerische.de