Jahn Regensburg muss gegen die Oberbayern fiktiven Zwei-Punkte-Vorsprung verteidigen.



Regensburg. Der kleine Unbekannte ist am Samstag, 14 Uhr, zu Gast in Regensburg: Mit dem TSV Buchbach (15./9 Punkte) kommt eine jener Mannschaften, die der gefallene Drittligist nie in der Arena empfangen wollte. Und gerade gegen solche Gegner strauchelt sich‘s am Schmerzhaftesten.

Übermut tut selten gut, lautet ein altväterlicher Spruch, der immer aktuell ist. Es war einmal vor vielen, vielen Jahren, da trat Jahn Regensburg beim TSV Helmbrechts an. „Wo ist Helmbrechts?“, tönte ein Häufchen mitgereister Regensburger großspurig. Nach dem 3:0-Sieg der Gastgeber echoten die Einheimischen schadenfroh: „Jetzt wisst ihr, wo Helmbrechts ist ...“.

Wo ist Buchbach?

Als sich gegen Ende der vergangenen Drittligasaison immer stärker der Abstieg abzeichnete, fragten sich viele Fans: Muss der Jahn in der neuen Arena statt gegen Duisburg und Dresden gegen Buchbach und Schalding-Heining antreten? Ja, das muss er – und wo liegt nun dieses sagenhafte Buchbach, das am Samstag erstmals in Regensburg aufläuft?

Das wollen die Buchbacher den Domstädtern gerne selber blasen: Die Oberbayern kommen mit einem Sonderzug angereist, wie sonst nur nach Augsburg oder Nürnberg: „Wir wollen in der neuen Regensburger Fußballarena gegen den aktuellen Tabellenführer mit vielen hundert Fans und unterstützt durch die Buchbacher Blasmusik friedlich, aber lautstark für Furore sorgen“, erklärt Wolfgang Bauer, Organisator der Visite.
Buchbach muss sich finden

Für den Gast aus dem Landkreis Mühldorf am Inn läuft’s anders als in der vergangenen Saison noch nicht so richtig rund. „Wir haben ja bisher eigentlich selten richtig schlecht gespielt“, rätselt Mittelfeldmotor Aleksandro Petrovic. „Wir hatten im Sommer einige Abgänge, wie die von Daniel Maus, Mijo Stijepic und Maxi Knauer zu verkraften, haben aber trotzdem auch in dieser Saison wieder eine gute Mannschaft zusammen.“ Die müsse sich noch finden, meint der Ex-Dresdener, dann würden die Resultate bald besser.

Und tatsächlich, rechtzeitig vor der Hürde Regensburg zeigt der Trend nach oben: Wie der SSV schaffte auch der TSV Buchbach im bayerischen Totopokal durch einen souveränen 3:0-Erfolg am Dienstagabend beim Bayernligisten SpVgg Ruhmannsfelden den Einzug ins Viertelfinale. „Es ist natürlich schön, wenn man im Pokal unter den besten acht Mannschaften Bayerns ist“, freut sich Trainer Anton Bobenstetter. So könnte es dem 3000-Seelen-Ort so ergehen wie Amberg: Nach dem Spiel in der Conti-Arena ist vor dem Spiel in der Conti-Arena – wenn beide im Pokal zusammengelost werden.
Der Trend ist ein Buchbacher

Auch in der Liga schaffte der selbsternannte Kultverein inzwischen den „Turn around“: Obwohl am vergangenen Samstag die Gäste aus Ingolstadt 55 Minuten in Überzahl anrannten, verteidigte Buchbach einen verdienten 3:2-Erfolg – der Preis für den Dreier: Abwehrbollwerk Thomas Leberfinger sah nach einer Notbremse Rot und muss in Regensburg passen.

Trotzdem wird sich der Verein aus der Jahnstraße, der in der heimischen SMR-Arena sage und schreibe 2500 Zuschauer unterbringt (überdachter Sitzplatz kostet 13 Euro), nicht in einer Opferrolle ergeben. Immerhin schaffte das widerspenstige Dorf in der Saison 2014/15 einen beachtlichen 4. Platz.
Toto-Preis: 20 Sitzplätze gewonnen

Den Einzug ins Viertelfinale und den heißen Preis von 500 Euro – also in etwa den Gegenwert von 20 Sitzplätzen in der Luxus-Arena – schaffte Spitzenreiter Regensburg mit Ach und Krach. Nach Elfmeterschießen bezwang der Favorit zehn tapfere Amberger mit 6:4. Während viele der 3463 Zuschauer einen eher müden Kick der mehrheitlich zweiten Regensburger Garde wahrnahmen, sah Jahn-Trainer Christian Brand fast nur Positives.

„Ich glaube, wir hatten das Spiel weitgehend im Griff, haben früh einen Treffer erzielt“, schildert er chronologisch. Sicher, man habe ein wenig die Zielstrebigkeit im Abschluss vermissen lassen, dafür aber wenig zugelassen. Wo bleibt das Negative, Herr Brand? „Dann gab‘s die fünf Minuten mit dem Elfmeter und dem Führungstreffer von Amberg – das war die einzige Phase, wo wir das Spiel nicht kontrolliert haben.“ Aber dann habe die Mannschaft eine super Reaktion gezeigt, sofort den Ausgleich erzielt und auch nach der Roten Karte gegen Amberg relativ viel richtig gemacht. „Wir haben noch einmal eine richtig gute Chance durch den Kolja Pusch, den hält der Torwart richtig gut – und ja, dann muss man eben ins Elfmeterschießen.“
Unkonventionelle Aufstellung

Dass der Trainer mit der unkonventionellen Aufstellung gegen einen Gegner, den man schon im Punktspiel gerade mal so mit 4:3 vom Platz fegte, ein Risiko eingegangen sei, mag der smarte Brand so nicht sehen. Schließlich hätten die Umstände die Startelf diktiert: „Wir mussten schauen, wer heute fit war – wir haben gegen 1860 München viel Kraft gelassen, und von daher war das heute die beste Mannschaft, die wir aufbieten konnten.“

Im Vergleich zum Auswärtssieg bei den kleinen Löwen verzichtete der Übungsleiter auf Marc Lais, Marvin Knoll, Jann George und den angeschlagenen Markus Ziereis. Kolja Pusch, Philipp Pentke und Uwe Hesse hatten zumindest das Ticket für die Bank. Die Wiedergutmachung vergangener Pokalpleiten gegen niederklassige Gegner sollten David Pokorny, Martin Tiefenbrunner, Ali Odabas, Sven Kopp, Fabian Trettenbach, Daniel Schöpf und Andreas Jünger leisten.
Verteidiger als Mittelstürmer

Dass diese Strategie nicht restlos aufging, lässt sich nicht nur an der zwischenzeitlichen 2:1-Führung der Gäste bis kurz vor Schluss festmachen – den ominösen fünf Minuten, die Brand einräumte. Vielmehr stachen weder der Ex-Weidener Abwehrrecke Kopp als Mittelstürmer, dem der Trainer eine hervorragende Leistung bescheinigt, noch Sportsfreund Jünger.

Da kann man schon eher der Sichtweise von Gästetrainer Timo Rost folgen, der vor allem in der zweiten Hälfte Vorteile für seine Amberger ausmachte – als der FCA auf zwei Stürmer und Raute im Mittelfeld umstellte und mutiger nach vorne agierte. „Wir haben das Spiel zwischen den Ketten forciert, wo man dem Gegner weh tun kann – machen dann auch das 2:1.“ Aber Regensburg sei eben eine Mannschaft, die immer einen Gang zuschalten könne. Vor allem als endlich Uwe Hesse und Kolja Pusch für Dynamik nach vorne sorgten.

Bei Remis 0-Punkte-Reserve
Völlig unwidersprochen dann freilich wieder Christian Brands messerscharfe Bilanz des Elferkrimis: "Wie das halt so ist, eine Mannschaft gewinnt, eine verliert.“ Zumindest das dürfte sich auch am Samstag gegen Buchbach bewahrheiten, wo der Einsatz von Goalgetter Markus Ziereis fraglich bleibt.

Mit dem zweiten Unentschieden in Folge dagegen würde der fiktive zwei-Punkte-Vorsprung vor dem FC Bayern II – sofern der seine zwei restlichen Nachholspiele gegen Unterhaching und, ja auch, gegen Buchbach gewinnt – auf Null schmelzen.

Quelle: oberpfalznetz.de, jürgen herda