Einen Titel hat der SSV schon sicher: Kein anderes Team der Regionalliga verlangt so viel für einen Sitzplatz wie der Jahn.

Seit 30 Jahren lebt Michael Zahn nun in Regensburg und genauso lang verfolgt der 55-jährige Fußballfan das Geschehen beim SSV Jahn Regensburg – regelmäßig war er bei Spielen im Stadion an der Prüfeninger Straße. Auch für das Eröffnungsspiel der kommenden Regionalligasaison in der neuen Continental Arena gegen Aschaffenburg wollte sich Zahn ein Ticket sichern.

Doch als er im Internet die Ticketpreise sah, traute er seinen Augen kaum: 28 Euro kostet ein Sitzplatz der Kategorie 1 in der Continental Arena, 25 Euro beträgt der Eintrittspreis in der Kategorie 2. Der 55-Jährige ist aus gesundheitlichen Gründen auf einen Sitzplatz angewiesen. „Eigentlich wollte ich mir in diesem Jahr mindestens zehn Spiele anschauen, aber nicht bei diesen Preisen“, empört er sich im Gespräch mit der MZ.

Der Jahn-Fan hat zwar grundsätzlich Verständnis für etwas höhere Preise, da es sich um ein modernes, neues Stadion handelt. Doch letztendlich zählt für ihn das Sportliche: „Es ist ja bloß vierte Liga, dafür sind die Preise wirklich irre.“ Auch Jan-Fan Ludwig Haas hält die Preise für zu hoch für die Regionalliga. „Man muss die Relationen sehen. Anscheinend ist noch nicht bei allen angekommen, dass man abgestiegen ist“, sagt Haas.
„Zum Kopfschütteln“

Letztes Jahr mussten die Besucher im alten Jahn-Stadion zwischen 19 und 24 Euro berappen, um einen Sitzplatz zu bekommen — da spielten die Regensburger aber noch in der Dritten Liga. „Ich weiß nicht, vielleicht ist man in der Zwischenzeit größenwahnsinnig geworden“, so Zahn weiter. Zehn Spiele wird er sich jetzt auf keinen Fall ansehen, sagt er. „Da kann man eigentlich nur noch den Kopf schütteln“, lautet sein Fazit.

Zum Vergleich: Die SpVgg Unterhaching, ebenfalls Absteiger aus der Dritten Liga, verlangt für einen Sitzplatz in ihrem Stadion 15 Euro; genauso handhabt es Wacker Burghausen, ebenfalls ein ehemaliger Drittligist. In Schweinfurt zahlt der Fan 13 Euro für einen Sitzplatz, zwölf Euro sind es in Bayreuth, Aschaffenburg und Memmingen. Werner Aichner, Vorsitzender des Oberpfälzer Lokalrivalen FC Amberg, zeigte sich verwundert über den Preis, den der Ligakonkurrent verlangt. „Das halte ich schon für etwas übertrieben in der Regionalliga“, sagt Aichner auf Anfrage der MZ. Daran ändere auch die Tatsache nichts, dass es in Regensburg ein neues Stadion gebe. In Amberg werde man sich in Sachen Eintrittspreisen an den billigeren Regionalligisten orientieren. In der Bayernliga verlangte der FC acht Euro Eintritt.

Die Jahn-Verantwortlichen verteidigen die Preispolitik. „Der Preis ist für ein hochmodernes Fußballstadion absolut gerechtfertigt“, sagt Geschäftsführer Johannes Baumeister. Natürlich seien die Tickets in Regensburg höher als in anderen Standorten der Regionalliga Bayern. „Dies liegt hauptsächlich an den unterschiedlichen infrastrukturellen Rahmenbedingungen“, sagt Baumeister. Außerdem vergleiche man sich vielmehr mit ambitionierten Regionalligisten wie Alemannia Aachen oder dem 1. FC Saarbrücken. In Saarbrücken kostete in der Vorsaison ein Tribünenplatz zwischen 15 und 22 Euro. Baumeister glaubt nicht, dass sich mancher Fan dazu entschließt, lieber zu Hause zu bleiben: „Wir sind gerade unseren Fans deutlich entgegengekommen“, so Baumeister vielmehr. Bei Dauerkarten koste es bis auf Kategorie 1 sogar weniger als im Jahnstadion, der Preis für einen Stehplatz sei mit elf Euro ebenso gleichgeblieben.
Jahn hält Preise für ausgewogen

Außerdem beinhalte jede Dauer- oder Tageskarte ein Ticket für das gesamte RVV-Gebiet, mit dem man den Weg zum Spiel kostenlos auf sich nehmen könne. Insgesamt hält der Geschäftsführer die Preisgestaltung für „sehr ausgewogen“.

In Zukunft wird Michael Zahn in ein anderes Stadion gehen. Er hat sich entschlossen, wieder bei seinem Heimatverein, der SpVgg Weiden, zuzuschauen. „Dort kostet der Eintritt acht Euro und die SpVgg spielt auch nur eine Liga tiefer als der Jahn“, sagt Zahn.

Quelle: mittelbayerische.de