Ungeliebter Showdown: Jahn gegen Bayern II vor voller Arena

Regensburg. Endlich eine Pressekonferenz, bei der man Jahn-Trainer Christian Brand nicht verschämt fragen musste: „Denken Sie nicht auch schon an den großen Showdown gegen Bayern München?“ Denn am Freitag, 19 Uhr, schlägt die Stunde des Duells Erster gegen Zweiter und der Toptorjäger Markus Ziereis (SSV, neun Treffer) gegen Patrick Weihrauch (FCB, sieben).

„Ja, ausverkauftes Haus, Freitagabendspiel, ich glaube, was Besseres gibt es weder für die Zuschauer noch für die Spieler“, freut sich Brand ohne auch nur den gerinsgten Druck zu verspüren: „Ich würde schon zugeben, wenn ich nervös wäre – es ist ein Spiel am 14. Spieltag, es sind danach noch 20 Spiele zu absolvieren.“
5:0-Packung gegen Luca Toni

Natürlich versteht der Coach, dass jeder auf dieses Match hinfiebert, auch wenn das nicht immer so war. Ein Spiel gegen Bayerns Zweite zählte in vergangenen Jahren nicht unbedingt zu den Höhepunkten im SSV-Kalender – sieht man einmal von der 5:0-Packung in München ab, die der Jahn dem Elitenachwuchs mit Ohrschraub-Weltmeister Luca Toni 2009 zufügte. An dem Tag, als Mehmet Scholl den SSV zur besten Mannschaft kürte, die hier jemals gewonnen habe.

Das Spiel nur ja nicht zu hochhängen, davor warnt Brand – nicht die Gesamtstimmung von einer Begegnung abhängig machen. „Das ist natürlich die Gefahr, die für die ganze Liga gilt.“ Bisher spiele seine Truppe eine „sehr, sehr gute Runde“, sei verdient Tabellenführer. „Aber wenn jetzt Bayern München morgen mal einen super Tag hat und uns vielleicht besiegt, in einem wirklich guten Spiel, dann habe ich kein Problem, die Niederlage neidlos anzuerkennen.“ Schon allein deswegen, weil man auf eine Niederlage nicht sehr neidisch schielen muss.
Heiko Vogel: „Wird uns alles abverlangen“

Acht Punkte beträgt der Rückstand der Amateure auf Regensburg – bei zwei Spielen mehr auf dem Konto der Oberpfälzer. Zuletzt gewannen und patzten die beiden fast synchron – das parallele torlose Remis gegen Ingolstadt (Bayern) und in Schalding-Heining (Jahn) war somit hoffentlich ein tiefes Luftholen für einen offensiven Schlagabtausch. „Es wird mit Sicherheit eine tolle Kulisse, das ist das, was den Fußball ausmacht“, beschreibt Bayern-II-Trainer Heiko Vogel die Vorfreude, „weil uns auch in Regensburg wieder viele Bayern-Fans anfeuern werden.“ Und der Pfälzer erwartet: „Regensburg wird uns definitiv alles abverlangen.“

Eine Erwartung, die dessen Kollege Brand äußert, geht schon mal nicht in Erfüllung: „Die haben ja auch noch den Markus Feldhahn geholt aus Osnabrück für die Verteidigung – der hat jetzt noch nicht so häufig gespielt, hat jede Menge Drittliga-Erfahrung – vielleicht spielt er gegen uns.“ Der aber hat mit Knieproblemen zu kämpfen und fällt genauso aus wie Patrick Puchegger und Angelos Oikonomou.

Bayerns 30 Schlüsselspieler

Beim Riesenkader der Bayern spielt das freilich kaum eine Rolle, schließlich wird Brand gar nicht müde aufzuzählen, wen er alles für einen Schlüsselspieler hält:
„Die haben mit dem Patrick Weihrauch einen sehr sehr guten Spieler vorne,
mit dem Karl-Heinz Lappe einen sehr sehr erfahrenen Spieler.
Dann haben sie mit dem Julian Green einen US-Nationalspieler dabei,
mit dem Steven Ribery einen richtig guten Jungen vorn.
Dann der Gianluca Gaudino,
den Sinan Kurt, den hab ich auch noch vergessen, den haben sie aus Gladbach geholt.
Wahrscheinlich kann ich da noch fünf weitere aufzählen.“


Es gebe eine „Menge Menge Talent“ zu bestaunen, das sei auch gut so – und deswegen werde das morgen ein richtig guter Prüfstein. „Das ist halt so bei Bayern München, die haben irgendwie 30 Namen auf der Liste und plötzlich spielt einer, mit dem man nicht rechnet, ein anderer sitzt draußen.“
Wenn Guardiola sagt ...

Und auch wenn Wolfgang Dremmler, Leiter des Bayern-Jugendleistungszentrums, einen Eid schwöre, dass die unschöne Sitte, mal schnell einen Profi runterzuziehen – man erinnere sich an den Auftritt von Thomas Müller – inzwischen ausgeschlossen sei.

Brand kann sich dennoch vorstellen: „Wenn beispielsweise der Cheftrainer sagt, der Guardiola, ich brauch‘ jetzt irgendwie in der Länderspielpause für einen Spieler eine Einsatzzeit, das gab es ja früher auch mal – o.k. Arjen Robben spielt vielleicht morgen 30 Minuten und Xavier Martinez …“ Freilich, berufen kann sich morgen keiner auf diese Spekulation und sagen: „Ich will mein Geld zurück, der Robben spielt ja gar nicht.“
Machen wir es so, oder machen wir es anders?

Natürlich weigert sich Regensburgs Cheftrainer schon vorzeitig, die vermutliche Aufstellung bekannt zu geben – schön blöd wäre er, der zweiten Reihe jegliche Motivation zu rauben: „Es gibt noch so ein zwei Positionen, wo ich tatsächlich überlege, machen wir es so, oder machen wir es anders.“ Je nach Verlauf der beiden letzten Trainings: „Jeder hat noch die Chance, sich in die Mannschaft zu spielen.“ Fairerweise müss man aber auch sagen, „dass wahrscheinlich acht oder neun Positionen vergeben sind“.

Sicher nicht dabei sind die Verletzten Andi Geipel, Wasti Nachreiner, Fabian Raithel, Jann George und Thomas Paulus, der für rund drei Wochen ausfallen dürfte. Auch die Neuzugänge im Nachwuchsbereich stehen noch nicht auf der begehrten Shortlist: „Michi Faber ist momentan der Einzige, der sich für die Erste aufgedrängt hat.“
Wahl zur Auswechslung des Jahres

Den meisten Gesprächsbedarf gab es freilich für den Torschützenkönig, der das auch nach dem Freitagsspiel noch gerne wäre: Die Auswechslung von Markus Ziereis nach gut einer halben Stunde hat, vorsichtig formuliert, nicht jedem sofort eingeleuchtet: „Einfach mal, damit Sie auch so ein bisschen nachvollziehen können, was in meinem Kopf oder in einem Trainerkopf vorgeht“, gewährt Brand tiefe Einblicke, „man sieht ein Spiel und denkt, der Spieler ist heute nicht so gut drauf, was kann ich ändern, wie verhält sich der Gegner?“

Schalding-Heining sei sehr massiv aufgetreten: „Wir haben extrem Probleme gehabt, da vorne die Bälle festzumachen, und der Markus hatte nicht seinen besten Tag und dann bringt man einen anderen Spieler und hofft und glaubt (lacht), das bringt mehr.“ Mehr hat das nicht gebracht – aber freilich, auch die Kritiker dieses Wechsels können nicht beweisen, dass der Top-Scorer der Liga an diesem Tag noch zugeschlagen hätte. Vorschlag zur Güte: Wenn er am Freitag den Lewandowski macht, ist beiden, Trainer und Stürmer, diese Schwächeperiode verziehen.

Wer das vielleicht wichtigste Spiel der Saison in voller Länge sehen möchte, der sollte, so appelliert Noch-Pressesprecher Till Müller, die im Ticketpreis enthaltene Möglichkeit zur Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel in Anspruch nehmen und zeitig anreisen. Die Erfahrung zeigt: 15.000 Fans überfordern die Infrastruktur in Regensburg-Ost gewaltig.

Quelle: Jürgen Herda www.oberpfalznetz.de