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Wo steht der Jahn im Sommer 2016? Das sei die falsche Frage, meint Sportchef Christian Keller. Und zählt vor versammelten Sponsoren seine beeindruckenden Erfolge auf. Nur haben die allesamt nichts mit dem grünen Rasen zu tun.

Ein Neujahrsempfang für Sponsoren und Unterstützer des Jahn ist keine Motivationsrede vor Fans – klar. Dennoch gab sich Jahn-Präsident Hans Rothammer ausreichend bescheiden: Beim Empfang am vergangenen Donnerstag in der Business-Lounge des neuen Stadions sprach er kleinlaut von der letzten Saison – und mithin vom Abstieg. Man spürte förmlich, wie viel Herzblut Rothammer, der viel für den Verein in seiner Amtszeit getan hat, vergossen hatte.


Sportchef Christian Keller indes, der nicht minder viele Verdienste um den Traditionsverein hat, nutzte seinen Auftritt vor den Sponsoren, um das Erreichte zu loben.


Der Jahn-Keller lobte den Keller-Jahn – und zwar weniger für die sportliche, vielmehr für die wirtschaftliche Leistung. Und in der Tat: Jeder, der noch in Erinnerung hat, wie die Rewag dem Jahn in der Prüfeningerstraße den Strom abstellte, reibt sich die Augen. Keller hat viel erreicht – allein: Der sportliche Erfolg blieb bislang aus. Die Erfolge sind betriebswirtschaftlicher Natur. Und so trug der Sport-Chef, der einst als Professor die Hochschule verließ, um mit dem Jahn eigentlich Erfolge zu feiern, seine Bilanz vor, wie eine Powerpoint-Präsentation, die Sponsoren bereits von der Marketing-Abteilung kennen.


„Viele stellen mir die Frage: Was passiert im Juni 2016? Ich sage: Das ist die falsche Frage!“ Vielmehr habe der Jahn viel getan, um die Rahmenbedingungen zu verbessern. „Unabhängig zur Ligazugehörigkeit wird das Geschäftsfeld Jahnschmiede im Sommer 2016 funktionieren“, sagte Keller stolz. Das sei „ein wesentliches Fundament unserer Arbeit“.


Auch das zweite Geschäftsfeld „jenseits des grünen Rasens“ sei die Initiative „Brücken bauen“ des Jahn: „Wir engagieren uns für drei Zielgruppen in drei Themenfeldern“, so Keller – mehr BWL-Professor in einer Rede geht nicht. Und in der Tat: Keller hat die Unterstützung der Jahn-Aufsichtsräte, weil das Chaos der Vergangenheit unter Keller eben auch der Vergangenheit angehört. Dennoch dürfte jedem klar sein: Nur ein Scheitern an der schwierigen Relegation in die Dritte Liga darf der Grund sein, dass der Jahn unter Keller im Sommer nicht den Fans und dem Steuerzahler, der 50 Millionen in ein neues Stadium investierte, präsentiert.


Nach Keller wurde übrigens Trainer Heiko Herrlich interviewt. Herrlich ist ein ruhiger Typ, den die Niederlagen und das Unentschieden in den Testspielen nicht zu beunruhigen scheinen. Auf dem Ex-Nationalspieler, der auf dem Rasen alles erreicht hat und den Krebs besiegte, ruhen nun die Hoffnungen.

Quelle: wochenblatt.de