Der Jahn möchte in der Winterpause nicht nur bis zu drei neue Spieler verpflichten, Jahn-Manager Keller legte auch ein Papier vor, das soetwas wie eine Stellenbeschreibung für den neuen Trainer beinhaltete. Viel Neues steht wohl nicht drin.

Selten hat ein verlorenes Spiel beim SSV Jahn die Mütchen so gekühlt wie das letzte Spiel unter der Ägide von Christian Brand: Hätte der Jahn beim letzten Spiel vor der Winterpause einen Sieg eingefahren, dann hätte man all jene bestätigt, die über die Entlassung von Trainer Brand mehr als unglücklich waren. An erster Stelle steht dabei die Mannschaft, die mit ihren „Pro Brand“-T-Shirts so manchen Jahn-Verantwortlichen verärgerte.


Dramatisch waren wohl die Szenen, als Brand und seine Schützlinge am Tag nach der Niederlage gegen Ingolstadt in der Kantine saßen und der Coach sinngemäß sagte: „Ihr habt meine Kündigung besiegelt“. Da sollen Tränen geflossen sein bei den Jahn-Spielern.
Ausgerechnet Christian Keller gab vergangene Woche im Regensburger Presseclub auch zu Protokoll, dass er Tränen in den Augen hatte, als er sich von Brand trennen musste. Irgendwie wurde man den Eindruck nicht los, dass Keller den Aufsichtsräten die Verantwortung für die Abberufung Brands gab.


Umso spannender war also der Montagabend, als es zu einer Sitzung des Aufsichtsrates kam. In der Tat, das Wochenblatt hatte mehrfach darüber berichtet, dass sich eine Mehrheit der Aufsichtsräte gegen Brand entschieden hatte. Doch am Montagabend, das sagen Teilnehmer der Sitzung, habe Keller klar gemacht, dass er hinter der Rauswurf-Entscheidung steht.


Keller hat dann das getan, was er am Besten kann: Er hat ein Papier vorgestellt. Dem Vernehmen nach hat das Papier zwei Seiten, „allerdings eng bedruckt“, wie ein Sitzungsteilnehmer dem Wochenblatt verrät.


„Das ist halt ein Papier, mehr aber auch nicht“


Darin habe der Jahn-Manager eine Stellenbeschreibung zusammengeschrieben – also alles das, was ein neuer Trainer können muss. „Zum Beispiel, dass er menschliche Fähigkeiten haben muss“, das sei ein Punkt auf der Trainer-Agenda gewesen. Nun, fragt man sich da – hatte nicht gerade Brand diese Eigenschaft? Das Fazit über das Papier ist dann auch im Aufsichtsrats-Gremium wohl: „Das ist halt ein Papier, entscheidend ist am Ende, wer sich bewirbt – der Beste wird dann genommen.“ Allerdings, da ist man sich beim Jahn sicher, ist der Posten des Jahn-Trainers im Prinzip verlockend: Immerhin kann man in einer halben Saison Meriten verdienen – und wenn es nicht klappt, dann ist die erste Hälfte der Saison schuld an dem Debakel. Den Aufstieg hat so mancher beim Jahn für diese Saison ohnehin abgeschrieben – jetzt geht es darum, Platz Nummer eins zurückzuerobern und nicht auf zwei oder drei zu dümpeln.


Im Aufsichtsrat herrscht jedenfalls, wie auch offenbar unter einer Mehrheit der Fans, die Ansicht, dass die Trainerentlassung unausweichlich war. „Lässt man die ersten zehn Spiele weg aus der Betrachtung und nimmt die letzten zehn, dann wären wir auf einem vorletzten Tabellenplatz – und das kann doch nicht sein!“, sagt einer, der mit dem Jahn schon viel Freude und Leid erlebte. Dem neuen Trainer will man mit neuen Spielern einen guten Start ermöglichen: Zwei bis drei Neue sollen eingekauft werden, auf jeden Fall einen Stürmer, aber auch einen Abwehrspieler. Das Mittelfeld könnte zudem gestärkt werden. So will man dann an die ersten zehn Spiele anknüpfen – und die letzten zehn vergessen.

Quelle: wochenblatt.de