Die Regensburger zeigen derzeit eine beeindruckende Sieger-Mentalität – müssen nun aber lange auf ihren Kapitän verzichten.

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Freude über den nächsten Sieg: Trainer Heiko Herrlich (links) klatscht sich mit Torschütze Marco Grüttner ab. Fotos: Eibner

Mit strahlenden Gesichtern liefen die Spieler des SSV Jahn Regensburg am Sonntag in ihre Fankurve. Von den nach Großaspach mitgereisten Anhängern wurden sie euphorisch empfangen. In einem „Wahnsinnsspiel“, wie viele hinterher sagten, hatte der Jahn zweimal einen Rückstand aufgeholt und am Ende mit 4:3 gewonnen. Die Regensburger zeigten dabei eine Sieger-Mentalität, die auch den Gegner beeindruckte.

Zwei Spiele, zwei Siege! Der Saisonstart des Aufsteigers in der 3. Liga ist makellos. Trainer Heiko Herrlich tritt zwar auf die Euphoriebremse und betont, dass zwei Partien „noch gar nichts“ bedeuten, über die Leistung in Großaspach habe er sich allerdings schon sehr gefreut. Hinterher sprach er der Mannschaft für ihre Einstellung „ein Kompliment“ aus – sie habe den Sieg „mehr gewollt“ als der Gegner.

Vor zwei Jahren, als der Jahn aus der 3. Liga abstieg, hörte man solche Sätze von den damaligen Trainern Alexander Schmidt und Christian Brand selten. Vielmehr traten beide nach den Spielen oft zerknirscht vor die Reporter. Gut gekämpft und gut mitgespielt, aber keine Punkte geholt – so lautete immer wieder das Fazit. Jahn-Geschäftsführer Christian Keller erinnerte sich sicher an diese Partien, als er vor dieser Saison befand: „In der 3. Liga gibt es oft sehr enge Spiele, in denen das Momentum über Sieg oder Niederlage entscheidet.“ Um hier das bessere Ende für sich zu haben, müsse die Mannschaft als Gemeinschaft funktionieren. „Wir glauben, dass ein gewachsenes Kollektiv, wie wir es jetzt bereits haben, dieses Momentum eher auf seine Seite ziehen kann als eine völlig neu zusammengestellte Truppe“, erläuterte er seine Beweggründe, den Kader nur vereinzelt zu verändern.
Neue Leistungsbereitschaft

Keller ließ aber auch keinen Zweifel daran, was er von jedem Spieler individuell erwartet: Mit dem Erfolg des Aufstiegs im Rücken glaube er an „eine positive Leistungsentwicklung“.

Die ersten zwei Spiele bieten Indizien dafür, dass der eine oder andere tatsächlich einen Sprung gemacht hat. Andy Geipl kämpfte sich vor zwei Jahren mehr schlecht als recht durch die Vorrunde in der 3. Liga, nach der Winterpause fiel er verletzt aus. Nun ist er mit seinem entschlossen verwandelten Elfmeter im Rückspiel der Relegation zum Sinnbild des Aufstiegs geworden. Im ersten Saisonspiel gegen Hansa Rostock hämmerte er einen Elfmeter wieder derart selbstbewusst rein, als ob es nichts leichteres gebe.

Absolutes Selbstbewusstsein strahlt derzeit auch Kolja Pusch aus. Es ist nicht lange her, da tauchte der Jahn-Regisseur bei Spielen immer wieder ab. Nun fordert er jeden Ball und bewies insbesondere beim Saisonauftakt gegen Rostock auch Spritzigkeit und Einfallsreichtum. Das herrliche Freistoßtor zum 2:0 war das Sahnehäubchen auf seine gute Leistung.

Neuzugänge bereits voll integriert

Neben diesem Leistungssprung bewährter Stammkräfte profitiert das Team davon, dass zwei Neuzugänge bereits voll integriert sind. Erik Thommy deutete gegen Rostock seine spielerische Klasse an. In Großaspach glänzte er nun als Torschütze und Vorbereiter. Ebenfalls ein Tor gelang dem neuen Mittelstürmer Marco Grüttner.

Der redete nach der Partie allerdings weniger über seinen Treffer als über die Leistung der gesamten Truppe: „Nach dem Rückstand rennst du bei so einem Wetter dem Gegner hinterher und musst dich durchbeißen. Aber das haben wir bravourös gemacht und sind immer wieder zurückgekommen“, meinte Grüttner in einem Interview mit dem Jahn-Turmfunk und sprach von einer „Super-Mannschaftsleistung“.

Dass der Jahn trotz der Hitze kühlen Kopf bewies, honorierte nach der Partie auch der Trainer des Gegners. Regensburg habe bei seinen Chancen „eiskalt zugestochen“, meinte Großaspachs Coach Oliver Zapel.

Wenn die Regensburger sich diese Sieger-Mentalität langfristig bewahren können, dürfte das Saisonziel, der Klassenerhalt, auf jeden Fall erreicht werden. Nicht zuletzt, weil sich die Spieler gegenseitig helfen und unterstützen – auch verbal.

Außenband im Knie gerissen

Am Sonntag trübte die Feierstimmung einzig die Nachricht, dass sich Kapitän Markus Palionis am Knie verletzt hat. Am Montag folgte nach einer Untersuchung die Diagnose: Außenbandriss im rechten Knie. Palionis fällt damit voraussichtlich mehrere Monate aus.

Für den Jahn, dem zuletzt die Verteidiger reihenweise ausfielen, ist das eine weitere Hiobsbotschaft. Marco Grüttner gab sich jedoch kämpferisch und lobte Sven Kopp, der nach seiner Einwechslung ins Abwehrzentrum gerückt war. „Als Sven reingekommen ist, hat man gesehen: Er ist auch da, er hat sich zurückgemeldet. Wir fangen das als Mannschaft auf.“ Freilich wird das nichts daran ändern, dass Sportchef Christian Keller nun umso mehr einen neuen Verteidiger verpflichten wird. Bereits vergangene Woche hatte er angekündigt, dass der Klub auf dieser Position noch aktiv werden wird

Quelle: mittelbayerische.de

Zuletzt bearbeitet von laufwunder; 08/08/2016 18:59.