Am gestrigen Tag fand der emotionale Abschied unseres Leiters Medien und Kommunikation, Till Müller, statt. Er nimmt ab November eine neue Herausforderung als stellvertretender Pressesprecher beim Hamburger SV an. An die Jahnfans richtet Till nun noch ein paar Abschiedsworte



Liebe Jahnfans,

An einem tristen Februartag fand 2010 im Jahnstadion vor ca. 2.000 Zuschauern mein erstes Spiel als Jahn-Pressesprecher statt. Bei Minusgraden siegte der SSV gegen den Wuppertaler SV mit 1:0. Das Spiel würde ich mit heutigem Wortschatz als „Rumpelfußball“ bezeichnen. Deshalb blieb in meiner Erinnerung eher Petr Stoilov hängen, der sich aufgrund des vereisten Spielfeldes handelsübliche Schrauben in die Noppen seiner Fußballschuhe drehte, die Köpfe abzwackte und die übriggebliebenen Spitzen mit schwarzem Edding vor dem Schiedsrichter versteckte. Sein Gegenspieler hätte ich nicht nur an diesem Tag nicht gerne sein wollen.

Bereits die ersten Wochen waren spannend. Die Stadionzeitung „Jahnmagazin“ war dem Tode geweiht, weil weder Agentur noch Druckerei mangels stattgefundener Zahlungen weiterhin für den Jahn arbeiten wollten. Die Konzeption der „Jahnzeit“ war somit eine meiner ersten Amtshandlungen. Meine ersten Gehälter wurden ohne Angabe von Gründen nicht überwiesen – an der Höhe kann es nicht gelegen haben. Außerdem wurde nach einem Monat Geschäftsführer Franz Gerber, der mich zuvor eingestellt hatte, vom damaligen OB Schaidinger höchstpersönlich beurlaubt.

Diese ersten Erlebnisse könnte man rückblickend als eine Art Vorschau auf meine turbulente Zeit beim Jahn betrachten. Über die vielen Anekdoten abseits des Spielfeldes und die zahlreichen vereinspolitischen Ereignisse im Hintergrund könnte ich inzwischen mehrere Bücher schreiben. Dazu kamen mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga und dem Jahr in der zweithöchsten deutschen Spielklasse sowie den beiden Abstiegen in den letzten drei Jahren etliche sportlich-emotionale Aufs und Abs. Langweilig wurde es nie.
Als norddeutscher Fischkopf habe ich dabei stets versucht, mich zu integrieren. Auch wenn sich Einige die Ohren zuhalten mussten, so versuchte ich sogar regelmäßig bayerisch „zu schmatzen“. Euch Oberpfälzer und Niederbayern habe ich dabei zu schätzen und lieben gelernt. Irgendwie taugt mir diese grantelnde Grundhaltung ja doch. Und wenn Ihr erst einmal jemanden in Euer Herz geschlossen habt, dann kann daraus eine Freundschaft fürs Leben entstanden sein.

Gestern, ca. 5 ¾ Jahre später, fand mein letztes Jahnspiel in offizieller Funktion statt. Ich wollte den Jahn und Regensburg nicht verlassen. Aber ein Jobangebot vom HSV konnte ich ob der beruflichen Perspektive und der Nähe zu meiner Heimat nicht ausschlagen. In Martin Koch wird meine „rechte Hand“ der letzten anderthalb Jahre und somit ein hervorragender Mann meine Nachfolge beim Jahn antreten. Eine bessere Wahl für einen geräuschlosen Übergang hätte die Geschäftsführung nicht treffen können.

Geblieben ist mir neben vielen oben angesprochenen Erinnerungen und Freundschaften eine Liebe zu Regensburg und dem Jahn, die ich mir an jenem tristen Februartag 2010 nicht im Traum ausgemalt hätte. Dafür und für eine unvergessliche Zeit möchte ich mich bei Euch herzlich bedanken.

Pfiad Eich, Jahnfans! Euer Till



Quelle: ssv-jahn.de