Das 1:0 gegen Erfurt zeigt, dass sich das Schlusslicht trotz der schwierigen Tabellensituation noch nicht aufgegeben hat.

So sehen Auferstehungen im Fußball wohl aus. Es platzt aus allen heraus. Lachende Gesichter und jede Menge Glücksgefühle. Einige, zum Beispiel Kapitän Markus Palionis, hoffen gar „auf ein Wunder“. Ob es tatsächlich eines werden wird, das wird der SSV Jahn natürlich in den nächsten Wochen erst sehen. Das 1:0 (0:0) über den favorisierten Tabellensiebten FC Rot-Weiß Erfurt, erzielt durch das Last-Minute-Tor (90.) von Aias Aosman, lässt den Regensburger Drittligisten jedenfalls weiter vom Klassenerhalt träumen, und das ist vielleicht mehr, als die meisten der 2762 Zuschauer vorher zu hoffen wagten.

Manche von ihnen waren vielleicht ins Jahnstadion gekommen, um sich den ersten Teil der Beerdigungsfeierlichkeiten des Letztplatzierten anzuschauen. So weit ist es nun doch noch nicht, auch wenn sich für die Mannschaft von Trainer Christian Brand tabellarisch nichts geändert hat. Der abgewickelte 29. Spieltag geht als Aufstand der Kellerkinder in die Wertung ein. Plötzlich gewinnt auch die Zweitvertretung des FSV Mainz 05, Dortmund II und Großaspach erreichen jeweils ein Remis in ihren Spielen.

Diese Runde hat trotzdem etwas verändert: Acht, statt ursprünglich zehn Punkte, hat der Jahn nunmehr Abstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz. Die Freude über den Erfolg war groß. Die Hoffnungen auf den Klassenerhalt haben Nahrung bekommen. „Der Sieg ist für unser Selbstvertrauen sehr gut“, so Mittelfeldspieler Marvin Knoll. „Wir sind es den Zuschauern auch schuldig, dass wir alles bis zum letzten Spieltag raushauen.“

Palionis kassiert die fünfte Gelbe

Fußballlehrer Brand hatte die Viererkette neu zusammengeschraubt. Andreas Güntner für den Gelb-Rot-gesperrten Oliver Hein als Außenverteidiger eingesetzt und Markus Palionis sowie Adli Lachheb in der Innenverteidigung die Plätze tauschen lassen. Neu in der Startelf war auch Aykut Öztürk. Der Jahnangreifer („Ich freue mich über jeden Einsatz. Ich will der Mannschaft helfen, wenn mich der Trainer lässt“) blieb jedoch ziemlich blass und wurde zur Halbzeit von Daniel Steininger abgelöst, der das Vertrauen des Trainers rechtfertigte.

Wegen Rückenproblemen musste Palionis ausgewechselt werden. Der Abwehrmann wird dem Jahn ohnehin im nächsten Spiel fehlen, nachdem er zuvor die fünfte Gelbe Karte erhalten hat. Den ersten Durchgang begannen beide Mannschaften noch souverän ungefährlich, das Publikum wartete lange und zunächst vergeblich auf Torchancen. Grund: In der intensiv geführten Partie neutralisierten sich die Gegner im Mittelfeld, und der finale Pass kam oft nicht an.

Die erste Gelegenheit ergab sich erst nach etwas mehr als einer halben Stunde. Nach einer Ecke von Aosman setzte Marco Königs einen Kopfball an, den Erfurts Keeper Philipp Klewin über die Latte lenkte. Unmittelbar danach verpasste der Jahn-Stürmer um Haaresbreite eine Hereingabe des starken Uwe Hesse. Erfurt gelang es erst kurz vor der Pause, eine echte Torchance herauszuspielen. Okan Aydin scheiterte jedoch freistehend am sicheren Richard Strebinger.

Der Jahn-Keeper war auch im zweiten Durchgang im Bilde, vor allem als er kurz hintereinander zweimal prächtig bei Schüssen von Christian Falk und Haris Bukva reagierte. Dazu hatte der Österreicher im Gehäuse der Oberpfälzer ein bisschen Glück, als ein Drehschuss von André Laurito knapp das Ziel verfehlte.

Zu dem Zeitpunkt hatte der Jahn bereits viel Druck entfacht, kam offensiv immer besser in die Spur. Und durch schnelles Umschaltspiel zu Chancen. Mal brachte Aosman den Ball nicht unter Kontrolle, mal scheiterte er an Keeper Klewin, mal verfehlten Hesse und Kolja Pusch knapp das Gästetor, mal setzte Marvin Knoll einen Freistoß weit neben dasselbe.

Lob für Strebinger und Hesse

Irgendwie schien die Partie ohne Aussicht auf ein Tor über die Zeit zu gehen. Doch dann kam der Auftritt von Uwe Hesse. Angespielt von Daniel Steininger setzte sich der Flügelspieler auf der rechten Seite durch, behielt die Übersicht und setzte mit einem Flachpass gekonnt Aosman ein, der den Ball zum Siegtreffer einschob. Nach dem „Lucky Punch“ kochten die Emotionen über. Der 22-Jährige rannte zur Ersatzbank seines Teams und ließ sich von den Kollegen feiern, die sich alle in den Armen lagen.

Nach dem Abpfiff war auch Brand zufrieden und seine Augen funkelten, als er freudig feststellen durfte, „dass die Mannschaft sich nicht mit einem 0:0 zufriedengegeben hat“. Der sonst mit Einzellob eher zurückhaltende Jahn-Coach machte diesmal eine Ausnahme und hob neben Keeper Richard Strebinger, „er hat stark gehalten“, vor allem Vorlagengeber Uwe Hesse hervor. „Uwe hat die Übersicht behalten, steht für nimmermüden Einsatz und ist daher ein Vorbild für die Mannschaft.“ Gleich richtete Brand den Blick umgehend aber nach vorne – zu den letzten neun Saisonpartien. „Da wollen wir das Unmögliche noch möglich machen. Als Trainer ist man ja Berufsoptimist.“

Quelle: mittelbayerische.de