Die Regensburger sind zurück in der 3. Liga. Das Team hat großes Potenzial, ist in seinen Leistungen aber noch wechselhaft.


Die Leistungen des Jahn (hier Kolja Pusch, links, und Marco Grüttner) waren in der bisherigen Saison oft top, ein paar mal aber auch ein Flop. Foto: Nickl

Eine Nacht langen durften die Spieler des SSV Jahn Regensburg unbeschwert feiern. Tags zuvor hatten sie im Rückspiel der Relegation gegen den VfL Wolfsburg II die Rückkehr in den Profi-Fußball geschafft. Nun, bei der öffentlichen Feier auf dem Regensburger Haidplatz, lagen sie sich noch freudetrunken in den Armen, als Vorstandschef Hans Rothammer zum Mikro griff und bereits wieder in die Zukunft blickte. „Die dritte Liga wird die unterste Liga sein, in der der Jahn künftig Fußball spielt“, sagte er und legte die Messlatte für die Mannschaft damit fest: absteigen verboten. Nach 100 Tagen der neuen Saison ist der Aufsteiger auf einem guten Weg, diese Vorgabe einzuhalten.

Am 2. Mai 2015 brach die Regensburger Fußball-Welt zusammen. Der SSV Jahn, das sportliche Aushängeschild der Region, stieg nach einer Niederlage beim Halleschen FC in die Regionalliga Bayern ab. Ein Szenario, das kurz davor noch nahezu undenkbar gewesen war. Hatte der Jahn in den zurückliegenden Jahren doch stets mindestens eine passable Rolle in der 3. Liga gespielt. Einmal war sogar der Aufstieg gelungen. Nun musste jedoch eine Ehrenrunde im Amateurfußball eingelegt werden. Diese dauerte zum Glück nur eine Saison. Seit diesem Sommer ist der SSV Jahn zurück im großen Geschäft.

„Vor allem in der Schnelligkeit und Aggressivität der Spiele. Da müssen wir uns schnell anpassen. Fehler werden in der 3. Liga gnadenlos bestraft.“ Trainer Heiko Herrlich warnte seine Spieler vor der Saison unmissverständlich vor dem neuen, rauhen Wind, der in der neuen Spielklasse wehen werde. Allem Anschein schlug er die richtigen Töne an. Der SSV Jahn steht nach 13 Spieltagen auf dem zwölften Platz – mit sechs Punkten Vorsprung auf die Abstiegsränge.
Keller ist nicht zufrieden

Ein zufriedenstellender Zwischenstand für einen Aufsteiger, möchte man meinen. Jahn-Sportchef Christian Keller ist bei seiner Bilanz zum bisherigen Saisonverlauf nach eigener Aussage jedoch zwiegespalten: „Mit den gezeigten Leistungen war ich zwar größtenteils sehr zufrieden, aber nicht mit den Ergebnissen, da wir in einigen Spielen unnötig Punkte verschenkt haben.“ Es habe sich bewahrheitet, dass in der 3. Liga jeden Samstag alles möglich ist, sagt Keller: „Deswegen tun wir gut daran, weiter hellwach und fleißig zu sein und so schnell wie möglich jeden Punkt für den Klassenerhalt zu sammeln.“

Das Potenzial, die nötigen Punkte einzufahren, dürfte die Mannschaft haben. Der Kader scheint gut durchgeplant und in allen Mannschaftsteilen ligatauglich besetzt. Ein echter Schwachpunkt war bisher nicht auszumachen. Torwart Philipp Pentke ist wie bereits in der vergangenen Saison eine echte Führungspersönlichkeit. Er strahlt eine beeindruckende Souveränität aus und vermittelt auch in hitzigen Spielsituationen nie den Eindruck, dass er sich oberhalb seines Ruhepulses bewegen würde. Schwächen zeigte er nur selten, im Spiel gegen Duisburg war etwa sein Strafraumspiel nicht optimal. Unterm Strich spielt der Keeper bislang jedoch wieder eine glänzende Saison und ist aus dem Team nicht wegzudenken.

Die Besetzung der Abwehr bereitete Herrlich zu Saisonbeginn die größten Probleme. Mit Ali Odabas, Sebastian Nachreiner, Markus Palionis, Thomas Paulus und Robin Urban fielen gleich fünf Innenverteidiger verletzt aus. Notgedrungen wurden Marvin Knoll und Sven Kopp aus dem Mittelfeld zurückgezogen – und schwammen sich frei. Beide hatten erstaunlich wenig Mühe, auf der neuen Position zurechtzukommen. Mittlerweile melden sich die Verletzten zwar nach und nach wieder einsatzbereit, zumindest bis zur Winterpause sind Knoll und Kopp aber wohl erste Wahl.

Im Mittelfeld darf beim Jahn auch in der 3. Liga das aus der vergangenen Saison bewährte Trio ran. Andy Geipl und Marc Lais räumen vor Abwehr auf, Kolja Pusch füttert davor mit seinen Pässen die Angreifer. Von denen dreht in dieser Saison auf der offensiven Außenbahn durchaus überraschend Jann George richtig auf. Zudem hat Pusch mit Erik Thommy einen zweiten tollen Anspielpartner. Dieser brachte in dieser Saison mit seinen pfeilschnellen Dribblings schon etliche gegnerische Verteidiger an den Rand der Verzweiflung. Schade nur, dass Thommy lediglich vom FC Augsburg ausgeliehen ist. Seine guten Leistungen werden sicherlich auch bei seinem Stammverein registriert werden.

Im Sturm hat sich derweil Neuzugang Marco Grüttner sofort einen Stammplatz erkämpft. Der 31-Jährige Routinier hat bereits weit über 150 Spiele in der 3. Liga auf dem Buckel. Diese Erfahrung strahlt er auch auf dem Platz aus. Zwar hat er bislang nur zwei Tore erzielt, als unermüdlicher Arbeiter und Vorbereiter hilft er dem Team dennoch weiter.

Noch weiten Weg vor sich

Der Jahn hat zweifellos eine Truppe, die den Klassenerhalt schaffen kann. Bis dieses Ziel endgültig eingetütet ist, sei es aber noch ein weiter Weg, betet Trainer Herrlich seinen Spieler immer und immer wieder vor. Und auch unter den Anhängern gibt es durchaus vorsichtige Töne zu hören. Franz Preuß, Vorsitzender des Fanklubs Power vom Tower, sieht die Mannschaft noch nicht als ein etabliertes Profi-Team: „Sie muss einfach konstanter werden. Einmal spielt sie hop und einmal top, das ist nicht profihaft.“

Er glaubt auch, dass den Spielern das viele Lob, das sie für die ersten Saisonspiele bekommen habe, nicht gut getan hat. Man habe seiner Meinung nach gemerkt, dass der eine oder andere daraufhin einen Gang zurückgeschaltet habe.

Die teils wechselhaften Leistungen hat auch Vorstandschef Rothammer registriert. An seiner positiven Zukunftsvision für den Jahn ändert dies allerdings nichts. „Die Punkteausbeute und die Leistungen, die die Mannschaft meistens auf den Platz bringt, zeigt, dass wir in der 3. Liga jeden schlagen können, aber auch gegen jeden verlieren können. Dies beweist meiner Meinung nach, dass wir uns in der 3. Liga sportlich etabliert haben.“

Quelle: www.mittelbayerische.de