Die Regensburger landen in einer sportartenübergreifenden Rangliste locker unter den besten hundert deutschen Profiklubs.

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12 689 Zuschauer sahen das Spiel des Jahn gegen Amberg. Dies war Zuschauerrekord der Regionalliga Bayern. Mit den 15 224 Zuschauern, die die Partie gegen Bayern II verfolgten, wurde der sogar noch verbessert.

Regensburg.Alemannia Aachen und Rot-Weiß Essen waren dem SSV Jahn Regensburg in der vergangenen Saison noch ein Stück voraus. Dies sind die beiden Vereine, die in den deutschen Regionalligen am meisten Zuschauer bei Heimspielen begrüßen konnten. Die Regensburger folgen aber gleich dahinter auf dem dritten Platz. In einer sportarten- und ligenübergreifenden Auswertung für ganz Deutschland belegt der SSV Jahn dank der 6556 Zuschauer, die er vergangene Saison im Schnitt bei seinen Heimspielen hatte, einen beachtlichen 56. Platz.

Ganz oben in dem Top-100-Ranking liegen weltbekannte Fußballklubs wie Borussia Dortmund, Bayern München und Schalke 04. Deren Stadien sind bei Bundesligaspielen zu nahezu 100 Prozent ausgelastet. Die Dortmunder sind mit einem Zuschauerschnitt von 81 178 die absolute Nummer eins. Der Fußball dominiert erwartungsgemäß ohnehin die vorderen Ränge. Auf dem 34. Platz folgt mit den Eisbären Berlin und einem Schnitt von 13 018 Zuschauern der erste Eishockey-Klub. Auf dem 42. Platz liegt mit Alba Berlin (10 094) der erste Basketballverein.
„Es ist einfach etwas Neues da“

An diese dicht gedrängte Phalanx von erfolgreichen Großvereinen hat sich nun aber auch der SSV Jahn zumindest herangerobbt: durch den Boom, den das neue, im vergangenen Sommer eröffnete Stadion ausgelöst hat. Christopher Pauer vom Magazin Stadionwelt INSIDE, welches das Top-100-Ranking veröffentlich hat, sagt, dass die tollen Zuschauerzahlen beim SSV Jahn auch keine Überraschung sind: „Bei vielen Stadionneubauten sind die Zuschauerzahlen zunächst erheblich angestiegen. Es ist einfach etwas Neues da, das die Leute sehen wollen. Nicht zu vergessen, dass der Komfort in der Regel höher ist.“ Dies sei übrigens nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa zu beobachten.

Besonders gut besucht sind Pauer zufolge „natürlich die neuen Stadien, die in Städten gebaut wurden, in denen es ohnehin ein großes Zuschauerpotenzial gibt, mit dem die alten Arenen zum Teil an ihre Grenzen gelangten. Etwa in Mainz oder Dresden“. Die Entwicklung in Regensburg hat Pauer mit großem Interesse verfolgt. „Es war natürlich grundsätzlich ungünstig, dass der Jahn genau zur Stadioneröffnung in die Regionalliga runter musste.“ Die Zugkraft des Neubaus habe sich allerdings ligaunabhängig bewiesen. „Nur war es gut, dass der Jahn gleich wieder aufgestiegen ist. Wenn du über längere Zeit sportlich hinterherhinkst, wird vermutlich auch der Zuschauerboom zu Ende gehen.“
Stadion zu 43 Prozent ausgelastet

Ob der Jahn nun seinen tollen Zuschauerschnitt halten wird, wenn er sich dauerhaft in der 3. Liga etabliert, ist für Pauer eine schwierige Frage. „Da würde ich von außen keine seriöse Prognose abgeben wollen, weil viele Faktoren mit reinspielen.“ Die Regensburger scheinen derweil bei der Konzeption des Stadions in den richtigen Größenverhältnissen geplant zu haben. Alemannia Aachen ist zwar mit einem Zuschauerschnitt von 7888 der bestbesuchte Regionalligaverein der vergangenen Saison gewesen. Die 32 900 Zuschauer fassende Arena war damit aber nur zu knapp 24 Prozent ausgelastet. Der Jahn kommt mit einer Auslastung von 43,4 Prozent auf einen vergleichsweise guten Wert.

Einen Vorteil hat der Jahn darin, dass er das Stadion alleine nutzt – und es sich nicht mit einem anderen Verein teilt, was bei den Fans zu Identifikationsproblemen führen kann. Dieses Phänomen gibt es beispielsweise beim TSV 1860 München. „Hier ist es so, dass viele Fans die Arena in Fröttmaning als Stadion des FC Bayern sehen und es deswegen ablehnen.“ 1860 München hat im bundesweiten Vergleich zwar immer noch tolle Zuschauerzahlen und belegt im Ranking mit einem Schnitt von 23 359 Zuschauern den 23. Platz, fällt in der Spitzengruppe aber mit einer geringen Auslastung von nur 31,5 Prozent auf. „Ein 75 000-Zuschauer-Stadion ist für einen Zweitligisten auf Dauer wohl einfach zu groß“, sagt Pauer.
Zunächst vorsichtig geplant

Jahn-Geschäftsführer Christian Keller freut sich über die Platzierung seines Vereins in dem Ranking: „Das ist natürlich cool. Und der Zuschauerzuspruch in der vergangenen Saison war auch sensationell.“ Im Februar 2015 hatte der Klub bei der Finanzplanung noch vorsichtig einen Schnitt von 2300 Zuschauern angesetzt. „Als wir gemerkt haben, dass eine gewisse Stadioneuphorie da ist“, ging der Jahn Keller zufolge im August auf 4500 hoch, und kurz danach noch einmal auf 5000. Doch selbst diese Marke wurde am Ende weit übertroffen.

Für den Jahn ist der Erlös aus den Ticketverkäufen ein wichtiger Punkt bei seiner Finanzplanung. „Es ist nach dem Sponsoring unser zweitwichtigster Posten, noch weit vor den TV-Einnahmen.“ Überdies gebe es eine Wechselwirkung: „Wenn das Stadion voll ist, sind wir natürlich auch für Sponsoren interessanter.“ Keller betont jedoch, dass der Jahn trotz des hohen Zuschauerschnitts, „jetzt nicht in Geld schwimmt. Denn mit den Zuschauerzahlen steigen auch die Stadionbetriebskosten an“.

Für die kommende Saison plant der Jahn bislang mit einem Schnitt von 5700 Besuchern. Keller ist zuversichtlich, dass der erreicht werden kann, auch wenn die Fans dann vielleicht nicht mehr ganz so viele Siege wie in der Regionalliga bejubeln können: „Die 3. Liga bietet uns eine gute Plattform. Denn hier haben wir attraktive Gegner, zugleich aber auch gewisse Erfolgschancen.“

Quelle: mittelbayerische.de