Was für ein Pokalfight! Der SSV Jahn bot Erstligist Hertha BSC 120 Minuten die Stirn, ging durch Alexander Nandzik mit 1:0 in Führung (51.). Acht Minuten vor dem Ende glichen die Berliner aus, in der Verlängerung fielen keine Tore - in der "Lotterie" Elfmeterschießen hatten die Rothosen dann das Nachsehen.


Sven Kopp räumte alles ab - es nutzte nichts, der Jahn unterlag am Ende im Elfmeterschießen. Foto: Gatzka

Gegen Hertha BSC konnte Heiko Herrlich wieder auf Erik Thommy bauen, der Flügelstürmer konnte nach seinem Handgelenksbruch mit einer Carbonschiene spielen und rückte für Uwe Hesse in die Starformation. Ansonsten vertraute der Jahntrainer der gewohnten Elf, die sich vor dem Favoriten nicht versteckte.

Zwar kamen die Hauptstädter zu der ersten Strafraumszene des Spiels, als Darida nach einer Ecke den Ball auf die Hans Jakob Tribüne drosch (6.), aber auch der SSV spielte frech nach vorne. Zwei Pusch-Freistöße aus dem Mittelfeld waren zwar kein Problem für BSC-Keeper Jarstein (7.,8.), der Jahn machte seine Sache gegen druckvolle Berliner aber gut.

Zunächst spielte sich das Geschehen zwar zwischen den Sechzehnern ab, nach gut 20 Minuten nahm die Partie dann allerdings Fahrt auf und entwickelte sich zu einem echten Pokalfight. Die Rothosen mit den 12.526 Fans im Rücken merkten, dass hier etwas gehen könnte und bot der Hertha die Stirn: Erik Thommy setzte sich auf rechts durch und bediente Jann George, der in den Fünfmeterraum auf Grüttner passte, allerdings konnte ein Berliner Verteidiger in letzter Sekunde vor dem Jahnstürmer an den Ball kommen (23.). Erste gute Gelegenheit!

Der SSV hatte jetzt Lunte gerochen: Nach einem Zuckerpass von Pusch war Marco Grüttner durchgebrochen und stand mutterseelenallein vor Jarstein, aber der Torhüter der Hertha war einen Tick schneller (26.). Dann war es Kolja Pusch, der aus zentraler Position abziehen konnte, diesmal stand ein Berliner im Weg (29.). Der Favorit hatte zwar mehr Spielanteile, der Jahn aber die besseren Szenen. Nachdem das Spiel hitziger wurde und die Gäste merkten, dass der Sport- und Scheimmverein hier ein gehöriges Wörtchen um die zweite Runde mitreden wollte, zogen sie an: Plattenhardt wollte einen Freistoß aus 20 Metern zentraler Position exakt unter die Latte schieben, doch Jahnkeeper Pentke war auf seinem Posten und lenkte den Ball über die Latte (32.). Starke Parade der Nummer eins!

Hertha blieb gefährlich, nun kam Vedad Ibisevic in aussichtsreicher Position mit dem Kopf an den Ball, setzte ihn aber dann klar neben das Tor (37.). Kurz vor der Pause war es dann wieder Philipp Pentke, der seinem Team die Null festhielt, als er nach einem Konter den Schuss von Stocker abwehrte (43.).

Nach dem Seitenwechsel waren es wieder die Rothosen, die aktiver in das Spiel gingen - und sich sogleich erstklassige Chancen erspielten: Plötzlich stand Sven Kopp völlig frei vor dem Tor der Hertha und zwang Jarstein zu einer Glanzparade (51.). Der darauffolgende Eckball fand zunächst keinen Jahn-Abnehmer, doch aus dem Hintergrund zog Nandzik ab - und traf zur 1:0-Führung! Einmal kurz abgefälscht landete der Ball im Netz der Herthaner (51.).

Berlin hatte nun Wut im Bauch und rannte an, ein Freistoß im Mittelfeld konnte Grüttner zur Ecke klären (54.). Zwei Minuten später war es Marvin Knoll, der gleich zweimal in höchster Not rettete, erst gegen Vedad Ibisevic, dann gegen den Nachschuss. Peter Pekarik hatte zwei weitere gute Gelegenheiten, verfehlte sein Ziel mit dem Kopf aber stets (63., 66.). Die Jahnelf wurde nun stark in die eigene Hälfte gedrängt, wartete aber auf Konterchancen. So startete Kolja Pusch in der 59. Minute und gab auf Erik Thommy, der kurz vor dem Strafraum allerdings gestoppt werden konnte. Nach einem Ballgewinn von Sven Kopp lief ein weiterer Konter über Jann George und Kolja Pusch. Die Nummer 20 ließ im Strafraum zwei Berliner stehen und zog ab, der Ball rauschte aber über dem Tor drüber (75.).

Die starke Hertha stemmte sich gegen das Aus, die Jahnelf kämpfte um die Führung zu verteidigen - und wenn die Gäste mal durchkamen, hielt Pentke die Null - wie gegen Weiser in der 79. Minute. Aber das verdiente 1:1 sollte schließlich fallen: Nach einer Ecke sprang Weiser am höchsten und nickte ein (82.). Jetzt wollten die Berliner mehr, Kalou kam frei zum Abschluss, aber wieder parierte Pentke (87.), der wie seine Vorderleute eine bärenstarke Partie ablieferte. Der SSV zwang Hertha am Ende in die Verlängerung.

Die Jungs von Cheftrainer Heiko Herrlich waren nun sehr weit gekommen und wollten die zweite Runde erreichen, was sie dem BSC auch in der Verlängerung gleich aufzeigten: Marc Lais zog aus 20 Metern ab, der Ball landete knapp nur neben dem Tor (93.). Doch die Kräfte bei beiden Mannschaften schwanden von Minute zu Minute - wer sollte hier den längeren Atem haben? Der Bundesligist hatte zumindest mehr Power für die Offensive, obgleich die Jahnelf hinten wirklich alles klärte - und als Kalou war, scheiterte er an Pentke, der den Ball zur Ecke parierte (107.). Auch der SSV war noch zu einem guten Angriff in der Lage, den Marcel Hofrath aufs Tor brachte - aber Jarstein hielt (115.). In der wirklich allerletzten Minute konnte Thommy nochmal einen Freistoß aus 17 Metern treten, der auch daneben ging (120.) - das Elfmeterschießen musste es also richten.

Dass man bei dieser Form der Siegerermittlung auch gleich eine Münze werfen könnte, ist bekannt. Am Ende trafen alle Schützen außer Marcel Hofrath - und der Jahn unterlag Hertha BSC mit 4:6. Unglaublich bitter so kurz vor der Überraschung auszuscheiden, aber Respekt vor der Leistung der Jahnelf gegen den Bundesligisten ! "Insgesamt geht der Sieg für Hertha in Ordnung", fand Jahncoach Heiko Herrlich, "manchmal ist man aber trotzdem Gewinner, auch wenn man nicht der Sieger ist. Wir haben einen tollen Kampf hingelegt, mir hat imponiert, wie die Mannschaft immer wieder versucht hat hinten raus zu kommen."

SSV Jahn Regensburg: Pentke - Hein, Kopp, Knoll (100. Paulus), Nandzik (86. Hofrath) - Geipl, Lais - George, Pusch (77. Dzalto), Thommy - Grüttner.

Hertha BSC: Jarstein - Pekarik, Langkamp, Brooks (46. Stark), Plattenhardt - Darida, Skjelbred - Haraguchi (65. Weiser), Stocker (80. Schieber), Kalou - Ibisevic.

Tore: 1:0 Nandzik (51.), 1:1 Weiser (83.).

Elfmeterschießen: 1:2 Ibisevic, 2:2 Thommy, 2:3 Darida, 3:3 Dzalto, 3:4 Weiser, 4:4 Hein, 4:5 Plattenhardt, Hofrath gehalten, 4:6 Kalou

Gelbe Karten: Kopp, Pusch, Lais, Geipl - Brooks, Langkamp, Darida, Jarstein, Weiser.

Zuschauer: 12.526.





Quelle: ssv-jahn.de