Problemzone VfB-Abwehr

Fünf Alternativen, keine optimale Lösung

Funk oder Celozzi, Boulahrouz oder Degen - oder doch lieber Träsch? Auf der rechten Abwehrseite des VfB Stuttgart herrscht in dieser Saison reger Personalwechsel. Das schürt zum einen den Konkurrenzkampf, zeigt aber auch: Die Optimallösung für diese Position haben die Roten bislang noch nicht gefunden.

Wer im Spielsystem des VfB guten Fußball spielen will, kann das nicht ohne entsprechend starke Besetzung der Außenpositionen. Im Mittelfeld, aber auch hinten in der Viererkette haben die Außenspieler im modernen Fußball an Bedeutung gewonnen. Das beste Beispiel lieferte der VfB Stuttgart kürzlich noch selbst. Von den starken Leistungen von Cristian Molinaro profitierte in der Rückrunde der vergangenen Saison nicht nur die linke Seite des VfB-Spiels, sondern die ganze Mannschaft. Der Italiener war hinten eine Bank - und stürmisch in der Vorwärtsbewegung.

Umso bitterer ist, dass Molinaro bisher nicht an die Leistungen der Vorsaison anknüpfen konnte. Aber auch auf der anderen Seite ist die Suche nach einer Optimallösung noch lange nicht abgeschlossen. Im Gegenteil: Gleich fünf Spieler durften in dieser Saison bereits auf dieser Position auflaufen, zur Stammkraft hat es noch keiner gebracht - weshalb der fällige Konkurrenzkampf auf dieser Position gar nicht so richtig stattfindet. Fünf Alternativen, die bisher genau das sind. Und nicht mehr.

Christian Träsch (23): Der Ingolstädter bekleidete zu Saisonbeginn seine frühere Position, auf der er sich einst in der Bundesliga etabliert hatte und auch zum Nationalspieler wurde. Das Problem aber ist: Träsch ist im Grunde überqualifiziert und sorgt mittlerweile wieder im zentralen defensiven Mittelfeld für Stabilität im Spiel des VfB. Bedeutet: Träsch wird anderswo gebraucht.

Khalid Boulahrouz (28): Der Niederländer könnte vermutlich schon lange Stammspieler sein, wenn er sich früh darauf eingelassen hätte, in Stuttgart dasselbe zu tun wie in der niederländischen Nationalmannschaft. Dort spielte er rechts in der Viererkette eine starke EM 2008, beim VfB betonte er stets, er sei ausschließlich Innenverteidiger - und war somit nie mehr als eine Notlösung auf rechts. Derzeit fällt er mit einem Muskelfaserriss in der Wade aus. Philipp Degen (27): Der Schweizer wurde von Ex-Trainer Christian Groß nach Stuttgart geholt, er ist für ein Jahr vom FC Liverpool ausgeliehen. Groß setzte zu Saisonbeginn auf seinen Landsmann, der dann aber am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankte - und erst langsam wieder Tritt fasst.

Patrick Funk (20): Das Talent aus der eigenen Jugend bekam aufgrund zahlreicher Ausfälle in der Europa-Liga in Getafe und dann auch in der Bundesliga gegen Bremen und Kaiserslautern seine Chance auf der Position, die er in der A-Jugend unter Hansi Kleitsch erstmals regelmäßig spielte. Besser aufgehoben fühlt er sich in der Mittelfeldzentrale, wo ihn die meisten Trainer auch sehen würden - wenn dort die Konkurrenz nicht noch größer wäre als auf der Außenbahn.

Stefano Celozzi (22): Der kleine Deutsch-Italiener kam im Sommer 2009 vom KSC nach Stuttgart, ist Experte für diese Position, spielte aber selten konstant auf hohem Niveau. Immer wieder unterliefen im Fehler, die wohl auf mangelnde Erfahrung zurückzuführen sind. Auch sein Spielaufbau gehört nicht zu seinen Stärken.

So ist die Faktenlage, nach der Cheftrainer Jens Keller entscheiden muss, wen er künftig in die Startformation stellt. Derzeit kommen drei Spieler für die rechte Abwehrposition infrage: Patrick Funk, Stefano Celozzi und Philipp Degen. Letzterer ist aber noch nicht mehr als Einwechselspieler. "Bei ihm weiß ich noch nicht, wie lange er durchhält, wenn ich ihn von Beginn an bringe", sagt Keller. Zudem sieht er Degen als eher offensivstarken Außenverteidiger, der VfB benötigt derzeit aber hauptsächlich Stabilität in der Defensive. Für Patrick Funk spricht dessen Leistung beim 6:0 gegen Werder Bremen - gegen ihn sein Auftritt in der ersten Halbzeit beim 1. FC Kaiserslautern. "Patrick kam immer etwas zu spät und konnte seinen Gegenspieler nicht schon bei der Ballannahme stellen", sagt Keller, der zudem betont, was auch andere Trainer so sahen. Funk sei eher ein zentraler Spieler. Bleibt also Stefano Celozzi.

Der einstige Jugendspieler des FC Bayern München beeindruckt Keller durch seine Schnelligkeit, nach einer Zerrung ist er nun auch wieder einsatzbereit. "Er trainiert jetzt schon die zweite Woche wieder mit der Mannschaft und ist topfit", sagt Keller.

Der Coach sagt, er habe einen Favoriten für die Position rechts in der Viererkette, er will ihn öffentlich zwar nicht preisgeben, die Wahl fällt aber wohl auf Celozzi, der am Sonntag (15.30 Uhr/Mercedes-Benz-Arena) gegen Köln vermutlich in der Startelf stehen wird - als (vorläufige) Optimallösung.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


Mummi [Linked Image]