Björn Seemann riskiert den Steilpass

Er hat sich die Sache gründlich überlegt, er hat Freunde, Bekannte und Weggefährten befragt und sorgfältig das Für und Wider abgewogen - und als der VfB Stuttgart am Samstag den Klassenverbleib sichergestellt hat, ist er umgehend in die Offensive gegangen. Björn Seemann (39), Sprecher der Oppositionsgruppe in Reihen der Roten, nimmt den Kampf ums Präsidentenamt auf. "Ich habe dem Aufsichtsratsvorsitzenden Dieter Hundt offiziell meine Bewerbung zugestellt", sagt Seemann.

Zu diesem Schritt habe ihn Hundt bei einem "sehr freundlichen und professionellen Kennenlern-Gespräch" (Seemann) ermuntert. "Daraus habe ich mitgenommen: Wenn ich beim VfB etwas verändern will, muss ich mich bei ihm bewerben. Jetzt hoffe ich, dass ich dem Aufsichtsrat mein Konzept vorstellen kann", sagt der Stuttgarter Niederlassungsleiter einer Schweizer Privatbank.

Seemann riskiert den Steilpass, doch ob sein Vorstoß auch in einen Volltreffer mündet, ist äußerst fraglich. Anders gesagt: Seemanns Chancen, den jetzigen Präsidenten Erwin Staudt bei der für September geplanten Mitgliederversammlung tatsächlich abzulösen, scheinen verschwindend gering. Denn der Aufsichtsratschef Hundt hat das alleinige Vorschlagsrecht für einen Bewerber, und der wird mit größter Voraussicht Gerd E. Mäuser heißen. Intern hat sich das Gremium, dem der ehemalige Porsche-Manager seit 2002 angehört, auf den Mann aus Bietigheim-Bissingen festgelegt. Das ficht Björn Seemann nicht an: "Solange er nicht offiziell der Kandidat des Aufsichtsrats ist, kann ich mich ja bewerben."

Nach der sportlichen Rettung sei ihm "ein Riesenstein vom Herzen gefallen". Das ändere nichts daran, "dass es beim VfB keinen zweiten Fall Mauro Camoranesi geben darf, auch keinen zweiten Ewerthon oder Yildiray Bastürk". Ähnliche Missgriffe zu vermeiden sei sein Hauptanliegen. "Die Herausforderung liegt darin, den VfB entsprechend aufzustellen. Mit unserem Konzept lassen sich solche Fehler vermeiden", behauptet Seemann. Die sportfachliche Kompetenz sieht er durch Manager Fredi Bobic gewährleistet: "Sollte sich herausstellen, dass doch zu wenig Know-how vorhanden ist, müsste man das korrigieren." Dass er künftig einem Club im Range eines mittelständischen Unternehmens vorstehen könnte, raubt ihm ohnehin nicht den Schlaf: "Der VfB macht rund 100 Millionen Euro Umsatz. In meiner Bank verantworte ich ein Vielfaches. Das macht mich nicht schwindelig."

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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