Roleder geht in die Offensive



Als Torhüter war er häufig die letzte Hoffnung, wenn die gegnerischen Angriffe in seinen Strafraum rollten. Davon ist Helmut Roleder jetzt weit entfernt. Als Kandidat für das Amt des VfB-Präsidenten steht er eher auf verlorenem Posten.

Die Suche nach einem Nachfolger von Erwin Staudt wird zum Dreikampf: Nach dem Banker Björn Seemann (39) und dem Ex-Porsche-Manager Gerd E. Mäuser (53) kandidiert nun auch Helmut Roleder (57). Wie Seemann gilt der Ex-VfB-Torhüter, der für die Oppositionsgruppe Aktion VfB 2011 antritt, als krasser Außenseiter. Der Aufsichtsrat, der das alleinige Vorschlagsrecht für das Amt des VfB-Chefs hat, wird die Mitglieder am 18. Juli zur Wahl seines Favoriten Gerd E. Mäuser auffordern.

Roleder ist also spät dran. Umso wichtiger ist es, dass er offensiv für seine Pläne wirbt. Allerdings mutete es seltsam an, dass er bei einer Pressekonferenz im Cannstatter Römerkastell sagte: "Ich bin Helmut Roleder. Ich bin der nächste Präsident des VfB Stuttgart." Pause, Zusatz: "Wenn ein paar Komponenten zusammenkommen."

Es müssten wohl viele Komponenten zusammenkommen. Und am Ende müssten sie sich so zusammenfügen, dass 75 Prozent der stimmberechtigten Mitglieder für die angestrebte Satzungsänderung votieren, um einen zweiten oder mehr Kandidaten zuzulassen - so lautete zumindest bisher die Strategie. Andernfalls wären sowohl Roleder als auch Björn Seemann gescheitert. Dann wäre der Weg frei für Gerd E. Mäuser.

Allerdings stellt sich nun heraus, dass dieser Weg juristisch kaum haltbar ist. Die DFL-Lizenzierungsordnung schreibt vor, dass der Präsident von einem Wahlausschuss oder einem mehrheitlich gewählten Vereinsorgan bestellt werden muss, was Roleders Vision von der "Stärkung der Mitgliederrechte" gleich einmal relativiert. Sein Weg kann also nur über Dieter Hundt führen, und deshalb ist es schwer nachvollziehbar, dass Roleder noch nicht das Gespräch mit dem Aufsichtsratschef gesucht hat. Sein Mitbewerber Seemann hatte dem Gremium sein Konzept immerhin persönlich vorgestellt, war aber nicht als Kandidat akzeptiert worden.

"Diesen Vorwurf können Sie mir machen", sagte Roleder, "das war ein Versäumnis." Er würde das "gerne" nachholen, selbst wollte er zunächst aber nicht die Initiative ergreifen: "Der Aufsichtsrat kann ja auch sagen: Wir haben uns die Sache noch mal überlegt. Wir schreiben Helmut Roleder die Fähigkeiten zu, dass er als Präsident einen guten Job macht." Stunden später besann er sich doch darauf, selbst in die Offensive zu gehen: Roleder will nun bei Hundt vorstellig werden, um sein Konzept vorzustellen.

Auch sonst wirkt sein Konzept nicht immer stimmig. So plädiert er für die "langfristige Bindung der Mannschaftsleitung (Trainer, Manager)" und preist die aktuellen Amtsinhaber Bruno Labbadia und Fredi Bobic: "Beide haben gezeigt, dass sie eine Mannschaft führen können." Damit hat er eine Kehrtwende hingelegt. "Wenn ich die derzeitige Führung mit Labbadia und Bobic in ihrer Außenwirkung von meiner Funktion als Motivations- und Kommunikationstrainer her sehe, muss ich leider sagen: Wirkung verfehlt", hatte er erst im März gegenüber dem Stuttgarter Fußball-Portal Kick-S erklärt. Über Labbadia hatte er damals geäußert: "Um den Abstieg zu verhindern, wären vielleicht auch andere, stärkere Trainer auf dem Markt gewesen, die in der Situation schon mal erfolgreich waren."

Zusätzlich zum Zehn-Punkte-Programm, das Mäuser kürzlich vorgestellt hat, sind Roleder die "Intensivierung der Betreuung der Fanclubs, eine verstärkte Gewinnung nationaler und internationaler Sponsoren" sowie die "Einbindung namhafter Ex-VfB-Profis" wichtig. Roleder nannte Guido Buchwald und Karl Allgöwer, bestätigte aber nicht deren Bereitschaft: "Die Herren möchten sich etwas bedeckt halten."

Da hebt sich Roleder von ihnen ab. Forsch korrigierte er Mäuser ("Das Runde muss ins Eckige") und sagte: "Das Runde muss nach Stuttgart - die Meisterschale." Selbstredend werde er das Präsidentenamt hauptamtlich ausüben: "Ich gehe davon aus, dass meine anderen beruflichen Aktivitäten dann für die Dauer von zwölf Jahren ruhen." Dazu müsste Roleder zweimal wiedergewählt werden - die Amtszeit des Präsidenten beträgt jeweils vier Jahre. Schwerer dürfte es werden, überhaupt ins Amt gewählt zu werden. "Ich weiß, dass es ein sehr schwieriger und sehr weiter Weg ist", sagte Roleder. Und einer voller hoher Hürden.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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