Es schien alles klar zu sein. Der VfB verlor fünfmal in Folge nicht, und er machte das mit den Mitteln eines Kellerkindes: Kampf, Einsatz und Leidensbereitschaft. Spielerisch gab es Magerkost. Trainer Bruno Labbadia forderte seine Profis auf, ihre Ansprüche an die Spielkultur zurückzustellen - mit Erfolg. Am Samstag gegen Kaiserslautern war alles anders.
Bei den Roten wissen sie offenbar immer noch nicht, was sie tun sollen. "Uns fehlt die Balance im Spiel", sagt Innenverteidiger Georg Niedermeier jetzt. Was er meint: Gegen den FCK versuchten einige VfB-Profis, nur mit spielerischen Mitteln zum Erfolg zu kommen. Schon im Aufbau wollten sie die Kugel gepflegt zum Nebenmann spielen. Andere wiederum scheuten sich in Drucksituationen nicht vor planlosen langen Bällen oder davor, die Kugel einfach mal ins Aus zu schlagen. "Die Kommunikation und die Abstimmung passen nicht", sagt Niedermeier. Schön kicken oder sich nur auf schnörkellosen Kampf konzentrieren? Im Team scheint es einen Graben zu geben. Jetzt ist es ja auch im Kampf um den Klassenverbleib nicht verwerflich, wenn Zdravko Kuzmanovic wie vor dem 2:1 durch Pawel Pogrebnjak einen Zuckerpass in den Lauf von Vorbereiter Cristian Molinaro spielt. Solche Überraschungsmomente fehlten oft bei den Roten, und es schadet nie, wenn ein Schuss Genialität mitschwingt.
Problematisch wird es aber, wenn der Fokus schon im Spielaufbau auch unter Druck auf gepflegten Pässen liegt. Obwohl das Selbstvertrauen fehlt, versuchen einige VfB-Profis, den Ball in technischer Vollendung hinten rauszuspielen. Wenn dann die Abstimmung nicht passt, rechnen andere mit dem langen Ball - und nicht mit dem riskanten Zuspiel in den Fuß. Wenn das obendrein - siehe fehlendes Selbstvertrauen - auch noch misslingt, sind Ballverluste programmiert. Das 0:1 gegen den FCK war das Sinnbild für das Dilemma. Linksverteidiger Molinaro passte riskant in die Mitte zu Christian Träsch. Der hatte nicht mit dem Zuspiel gerechnet und den langen Ball erwartet. Unter Druck passte er zum Gegner. Der hatte Platz, weil Molinaro in der Vorwärtsbewegung war. Flanke, Kopfball - 0:1.
Innenverteidiger Niedermeier sagt jetzt, dass der VfB ein Team sei, das nur über das Spielerische kommen könne. Und: "Auch der Trainer trichtert uns das immer wieder ein." Das wäre ein Widerspruch zu dem, was der Coach noch vor dem Spiel betont hatte, und zu dem, wie die Roten zuvor Erfolge feierten. "Wir haben die Fehler intern angesprochen und den Jungs gesagt, wie es nicht gehen darf", sagt Labbadia am Tag nach dem Spiel. Ob es dabei auch um die Balance ging, sagte er nicht. Klar ist: Der VfB muss sich schleunigst auf eine Linie einigen, will er den Klassenverbleib sichern.
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