Zocken auf Lizenz - Der Glücksspielmarkt wird liberalisiert

Nach jahrelangem Kampf gegen die Sportwetten knickt die bayerische Staatsregierung ein. Sie will das Glücksspiel liberalisieren. Und die Lobby für Spielautomaten sponsert den CSU-Parteitag.

MÜNCHEN - Es ist ein Poker, bei dem Milliarden auf dem Spiel stehen. Bisher gab Bayern die Karten nicht aus der Hand. Nirgendwo sonst wurde so hart gegen Sportwetten vorgegangen: Real Madrid musste beim Abschiedsspiel für Franz Beckenbauer in der Allianz-Arena „oben ohne“ antreten, also ohne „Bwin“-Schriftzug auf dem Trikot. Der AC Mailand bekam 100239,69 Euro Strafe aufgebrummt, weil er sich weigerte. 1860 München musste seinen Sponsor in die Wüste schicken. Und die Polizei hob im ganzen Freistaat Wettbüros aus. Wetten, dass das bald anders wird?

Die bayerische Staatsregierung droht jetzt beim großen Glücksspiel einzuknicken und das Monopol auf den Hauptgewinn aufzugeben: Sie will die Sportwetten liberalisieren und Zocken auf Lizenz erlauben. Hinter den Kulissen aber wird wie wild gereizt und geboten. Die Beamten im Finanzministerium fürchten, dass mit den Sportwetten auch das Lotto-Monopol fällt. Denn wie soll der Staat dann künftig noch argumentieren, nur er könne die Suchtgefährdung in Griff bekommen? Damit wären für die Bundesländer pro Jahr 2,8 Milliarden Euro futsch. Bayern alleine würde 429 Millionen verlieren.

Aber auch FC Bayern-Präsident Uli Hoeneß mischt kräftig mit: Denn Sportwetten-Anbieter „Bwin“ will mit Millionen auch den Rekordmeister sponsern. Den Chef der Staatskanzlei, Siegfried Schneider (CSU), hat Hoeneß in einem langen Gespräch überzeugt. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ist eh auf seiner Seite. Und Ministerpräsident Horst Seehofer? Der sagte vor der CSU-Fraktion: „Ich führe doch keinen Krieg, den ich nicht gewinnen kann.“

Die staatliche Oddset-Sportwette schrumpft dahin. Ihr Umsatz sank von 540 Millionen im Jahr 2000 auf 180 Millionen in 2009. Denn die illegalen Anbieter operieren von Steueroasen aus. Angeblich deckt Oddset nur noch fünf Prozent des deutschen Marktes. Dazu kommt eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes. Der bestätigt zwar das staatliche Glücksspiel-Monopol – aber nur, wenn die Politik in Deutschland auch Maßnahmen gegen die suchtgefährdenden Spielautomaten ergreift. Und das tut sie nicht.

Während Lotto und Sportwetten mit dem Glücksspielvertrag den Ländern unterliegen, ist für die Spielautomaten der Bund mit seiner „Spielverordnung“ zuständig. Wie Pilze schießen in Bayern die Spielhallen aus dem Boden: Vor drei Jahren waren es noch 9000, jetzt sind es 16000, die 23 Stunden am Tag offen sein dürfen. „Was in diesen Spielhöllen stattfindet, dagegen sind Spotwetten harmlos“, echauffierte sich Landtagspräsidentin Barbara Stamm und forderte ein gnadenloses Vorgehen. „Etwa 80 Prozent aller pathologischen Spieler, die sich in Therapie begeben, sind spielautomatensüchtig“, sagt Tilmann Becker, Leiter der Forschungsstelle Glücksspiel an der Universität Hohenheim.

Bis Mitte Dezember will die bayerische Staatsregierung eine Entscheidung treffen. Die Spielautomaten-Lobby jedenfalls hat schon kräftig geboten und den CSU-Parteitag gesponsert – und dafür schöne bunte Automaten aufgestellt, an denen die Delegierten zocken konnten. Angela Böhm

Quelle


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Tut richtig gut, die Standard-Vorgaben für die Kohärenz
bei den Geldspielautomaten in die Kommentar-Spalten zu setzen. grins

Früher oder später kommt das auch bei den Politikern an -
sie kriegen einen großen Schreck und beerdigen das
Sportwetten-Monopol endgültig. nod