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27. Juli 2008, 17:10 Uhr

Von Diethart Goos und Michael Schneider

Abwärtstrend
Umsätze der Kasinos brechen drastisch ein

Der Umsatz der Spielbanken ist dramatisch gesunken. Eine Besserung ist nicht in Sicht – Experten sehen die Branche auch weiter vor einer düsteren Zukunft. Der Grund dafür ist nicht nur in einer allgemeinen Zurückhaltung beim Konsum zu suchen.

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Die Lage der Spielbanken Schleswig-Holsteins nimmt der Kieler Fiskus bisher nicht zur Kenntnis,
im laufenden Haushalt sind sogar höhere Abgaben eingeplant als 2007


Matthias Hein hat vor sich umfangreiche Zahlenkolonnen ausgebreitet, die ihm Sorgen bereiten. Hein ist nicht nur Geschäftsführer der noch in schwarzen Zahlen operierenden Spielbank Schleswig-Holstein GmbH mit Kasinos in Flensburg, Kiel, Schenefeld, Travemünde und Westerland, sondern auch Sprecher der Deutschen Spielbanken Interessen- und Arbeitsgemeinschaft (DeSIA). Damit vertritt Hein 23 deutsche Spielbankgesellschaften an 80 Standorten. Im vergangenen Jahr setzten die Kasinos 926 Millionen Euro um. Nach den Ergebnissen des ersten Halbjahres 2008, die Hein soeben erhalten hat, ergibt die Hochrechnung für das Gesamtjahr nur noch 700 Millionen Euro – ein Minus von rund 24 Prozent. Hein sagte gegenüber WELT ONLINE, Ursachen für den drastischen Abwärtstrend seien neben der allgemeinen Zurückhaltung beim Konsum der seit Jahresanfang geltende Glücksspielstaatsvertrag der 16 Bundesländer und das Rauchverbot.

Der Neuregelung vorausgegangen war ein Grundsatzurteil des Bundesverfassungsgerichts. Danach ist das Staatsmonopol für Glücksspiel einschließlich Sportwetten und Lotto nur zulässig, wenn die Spielsucht der Bevölkerung wirkungsvoll bekämpft wird. Dieser Vorgabe waren die Länder mit dem neuen Staatsvertrag, bei dessen Annahme im Bundesrat nur Schleswig-Holstein Stimmenthaltung übte, gefolgt. So müssen sich seit Jahresbeginn alle Spielbankbesucher ausweisen. Von diesen Eingangskontrollen war der Kasinobereich mit Spielautomaten bisher ausgenommen. Durch diese Reglementierung haben die Spielbanken laut Hein seit Jahresanfang mindestens zehn Prozent ihrer Besucher an die Spielhallen verloren. Denn in diesen „Daddelhallen“ besteht weiterhin kein Ausweiszwang.

Ein weiterer Nachteil des Staatsvertrages: Entgegen den Wünschen der Spielbanken haben die Bundesländer entschieden: „Das Veranstalten und Vermitteln öffentlicher Glücksspiele im Internet ist verboten.“ Davon profitiert die internationale Konkurrenz. Die Zahl durchaus seriöser Internetkasinos nimmt drastisch zu, viele haben ihren Sitz im EU-Bereich wie auf Malta und in Gibraltar.

Branche steht vor einer düsteren Zukunft

Hein sieht die Branche denn auch vor einer düsteren Zukunft: „Durch den Glücksspielstaatsvertrag stehen wir vor dem Abgrund, denn Kasinos und Spielhallen werden mit zweierlei Maß gemessen.“ Hinzu komme als weiterer Nachteil das Rauchverbot mit einem zusätzlichen Besucherrückgang von zehn bis zwölf Prozent. „In den Spielbanken sind viele der Stammbesucher Raucher“, weiß Hein. Die würden jetzt solche Kasinos meiden, die keine Raucherecken einrichten können.

Die schwierige Lage der Spielbanken nimmt der schleswig-holsteinische Fiskus bisher nicht zur Kenntnis. Wie ein Sprecher des Finanzministeriums WELT ONLINE auf Anfrage mitteilte, erreichte die Spielbankabgabe der fünf schleswig-holsteinischen Kasinos an das Land im letzten Jahr 17,3 Millionen Euro. Im laufenden Haushalt sind sogar 22,2 Millionen Euro eingeplant. Gerade noch schreibe die zum Konzern der öffentlich-rechtlichen HSH Nordbank gehörende Spielbank-Gesellschaft mit 240 Mitarbeitern unter dem Strich schwarze Zahlen, sagt Geschäftsführer Hein. Doch fügt er ohne Zahlen zu nennen hinzu, die Erträge der einzelnen Spielstätten seien sehr unterschiedlich. So sei für die Spielbank Westerland nach einem Defizit von 1,7 Millionen Euro die Spielbankabgabe an den Fiskus von 80 auf 70 Prozent gesenkt worden. Hain: „Jetzt hält sie sich gerade mal so über Wasser.“

Kaum besser geht es dem größten Haus der Gruppe, dem Kasino Schenefeld. Das erlitt auch deshalb einen zusätzlichen Besucherrückgang, weil mit dem neuen Hamburger Kasino Esplanade Konkurrenz in direkter Nachbarschaft entstanden ist. Das Flaggschiff der von der Jahr + Achterfeld KG betriebenen Spielbank Hamburg, in dem vor allem klassische Glücksspiele wie Roulette und Blackjack angeboten werden und das auch auf Veranstaltungen und Kongresse setzt, verzeichnete damit zuletzt sogar ein leichtes Plus. Alle anderen der vier Hamburger Standorte sind dagegen deutlich im Minus – was das Kasino Esplanade nicht ausgleichen kann.

Bei den Häusern handelt es sich um das Kasino Reeperbahn, ein Automatenspiel am Steindamm, das Kasino Wandsbek und das Kasino Mundsburg. An diesen Standorten steht das konzessionierte Automatenspiel im Vordergrund, das dem Staatsvertrag unterliegt.

Quelle


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Richtig so - lassen wir die Umsätze der grenzenlos arroganten Staatsmonopolisten noch mehr einbrechen. daumenhoch