Roulette-Kugel rollt bald im Internet

Spielbanken Niedersachsen gewinnen Prozess gegen das Land und wollen ein Online-Casino eröffnen

Von Christin Schlieszus

HANNOVER. Die "Spielbanken Niedersachsen GmbH" darf ein Online-Casino einrichten. Das hat das Oberverwaltungsgericht Lüneburg in letzter Instanz entschieden. Das Internet-Casino ist das Einzige seiner Art in Deutschland – starten wird es voraussichtlich im Mai.

Das Urteil ist rechtskräftig: Niedersachsen muss ein Online-Casino zulassen, ein entsprechendes Verbot ist nicht zulässig. Die vom Land angestrebte Berufung gegen ein Urteil des Verwaltungsgerichtes Hannover ließen die Lüneburger Richter nicht zu. Damit steht der Eröffnung des ersten niedersächsischen Internet-Casinos unter staatlicher Aufsicht durch die "Spielbanken Niedersachsen GmbH" nichts mehr im Wege.

Im Internet gibt es derzeit noch eine Spaß-Version

Derzeit läuft auf der Internet-Seite der Spielbanken bei sämtlichen Tisch-, Karten- und Videospielen noch die sogenannte "Spaß-Version" über den Bildschirm – gezockt wurde bisher zum reinen Vergnügen. Doch das wird sich mit dem programmierten Online-Casino bald ändern, denn dann geht es um realen Geld-Einsatz. Der beginnt etwa bei einem Cent für die Spielautomaten, an der Roulettescheibe muss mindestens ein Euro gesetzt werden. "Wir werden unverzüglich mit den Startvorbereitungen beginnen", sagt Unternehmenssprecherin Karen Krüger. "Darauf haben wir sehr lange gewartet."

Rückblick: Im Februar 2007 hatte das Land Niedersachsen – entgegen früherer Zusagen – die Einrichtung des geplanten Internet-Casinos untersagt. Berufen hatte man sich dabei auf das Bundesverfassungsgericht. Die Karlsruher Richter hatten in der sogenannten "Sportwetten-Entscheidung" 2006 den Staat aufgefordert, die Spielsucht konsequenter zu bekämpfen. Andernfalls sei das staatliche Wettmonopol nicht aufrecht zu erhalten.

Das Verwaltungsgericht Hannover sah dieses Urteil jedoch nicht als generelles Verbot von Online-Casinos an. Die Spielbanken Niedersachsen hätten glaubhaft gemacht, das sie bei ihrem Casino ausreichend Vorkehrungen in den Bereichen Sicherheit, Jugendschutz und Suchtprävention treffen werden. Das wurde nun vom Oberverwaltungsgericht bestätigt.

"Mit dem, was wir anbieten, tragen wir zugleich eine besondere Verantwortung", betont Krüger. "Der Staat bietet Glücksspiel an, damit es einen fairen und sicheren Ablauf gibt." Es sei daher sehr wichtig, eine Alternative zu den illegalen Angeboten im Netz zu gestalten. Denn die Realität des Internets sei nicht rückgängig zu machen. "Nur mit einem regulierten Spielangebot können wir unserem Auftrag nachkommen", so die Sprecherin.

Zu den Maßnahmen des Jugendschutzes gehören etwa eine Schufa-Identitätsprüfung, die Minderjährigen den Zugang verwehrt. Auch sind Transaktionen nur per Online-Überweisung oder Kreditkarte möglich.

Auszahlungen fließen ausschließlich auf ein Bankkonto, dessen Inhaber mit dem Namen des Registrierten übereinstimmen muss. Vorkehrungen zur Suchtprävention sind beispielsweise eine Einzahlungsgrenze von 500 Euro für jeden Spieler pro Woche. Bereits in einer Spielbank gesperrte Spieler erhalten keinen Zutritt zum Online-Casino. Spielberechtigt sind nur Einwohner aus Niedersachsen.

Finanzministerium prüft Jugendschutz

Manfred Rabes, Geschäftsführer der "Niedersächsischen Landesstelle für Suchtfragen" in Hannover, sieht das Online-Casino hingegen kritisch: "Der Spieler bleibt anonym, sein geistiger Zustand ist nicht bekannt."

Rabes bezweifelt zudem, dass die Sicherheitsmaßnahmen vollständig greifen können: "Es gibt immer Lücken, das Ganze ist nicht ausnahmslos kontrollierbar."

Inzwischen ist der Gerichtsbeschluss dem zuständigen Finanzministerium zugestellt worden, wie Pressesprecherin Birgit Diers bestätigt. Überprüft werden dort die tatsächlichen Spielangebote auf Sicherheitsstandards und Jugendschutz.


FAKTEN:

Zehn staatlich konzessionierte Casinos betreibt die "Spielbanken Niedersachsen GmbH", unter anderem in Wolfsburg, Bad Harzburg und Hannover.

Der Bruttospielertrag der Spielbanken lag 2007 bei rund 93 Millionen Euro. 70 Prozent davon flossen in den Landeshaushalt. Der Gewinn der Spielbanken betrug 635 000 Euro.

Gegründet wurde die "Hannoversche Spielbanken GmbH" 1987.

Die "Casinos Austria International" , die weltweit 75 Casinos betreibt, kaufte 2005 die "Spielbanken Niedersachsen GmbH" für 90 Millionen Euro vom Land.

Quelle