Neue Spielautomaten bergen große Suchtgefahr


Untertürkheim: Neue Generation der Geräte lockt mit hohen Gewinnen - Beratungsstellen fordern Gesetzgeber zum Handeln auf

Von Alexander Müller

In Gaststätten, Cafes oder Wettbüros sprießen die Spielautomaten wie Pilze aus dem Boden. Die neue Generation der Geräte lockt mit hohen Gewinnen - aber auch die Einsätze sind enorm gestiegen. "Das birgt natürlich eine ganz große Suchtgefahr", weiß Spielsuchtberater Martin Epperlein von der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart (Eva).

Sie sind bunt, laut und haben ein unglaublich großes Spielangebot - aber vor allem locken sie mit satten Gewinnen. Die neue Generation der Geldspielautomaten überflutet Stuttgart. Der Markt entwickelt sich dabei rasend schnell. Die Aussicht auf große Umsätze sorgt für eine ständige Weiterentwicklung von Seiten der Hersteller. Zu schnell für die staatlichen Überwachungsorgane. "Wir hinken dem immer etwas hinterher", gesteht Stefan Braun, der Leiter der Gaststätten- und Gewerbeaufsichtsbehörde in Stuttgart. Seit einigen Jahren sei eine enorme Zunahme der Geräte zu verzeichnen.

Die Vielfalt ist groß. Auf der einen Seite stehen die Geräte, bei denen per Knopfdruck Walzen in Bewegung gesetzt werden, auf denen sich verschiedene Symbole befinden. Wenn sich dabei eine Reihe von gleichen Symbolen ergibt, gewinnt der Spieler - offiziell aber nur Punkte. Die ältere Generation ist als Unterhaltungsspielgeräte deklariert. "Ein Geldgewinn ist nicht gestattet", sagt Braun. Die Realität sieht anders aus: Oft werden die gewonnenen Punkte unter der Theke bar ausgezahlt. "Damit bewegt man sich im illegalen Bereich", warnt Braun. Schließlich sei kein Unterhaltungswert zu erkennen, "wenn sich innerhalb von zwei Sekunden die Walzen drehen und man wartet, ob nun zwei Erdbeeren oder drei Zitronen erscheinen". Auf zirka 3000 solcher illegalen Geldspielgeräte schätzt er die Zahl in Stuttgart. "Aber die Dunkelziffer ist sicher noch viel höher", weiß Braun.

Das lukrative Geschäft floriert. So ist bereits wieder eine neue Generation von Geräten auf dem Markt. Die Automaten haben neben den Walzen ein sehr viel größeres Spielangebot, wie Kartenspiele und Roulette-Arten. Bei den Einsätzen ist die Grenze weit nach oben versetzt. So sind beim großen Roulette bis zu sechs Euro pro Zahl möglich. Entsprechend groß können die Gewinne ausfallen. Ein verlockendes Angebot. Dennoch sind dem auch Grenzen gesetzt. Als Gewinnspielautomat deklariert, müssen sie laut Paragraph 13 der Spielverordnung von der Physikalisch-technischen Bundesanstalt, dem Automaten-TÜV, zugelassen werden. Dabei sieht der Gesetzgeber klare Richtlinien vor. Die Summe der Verluste darf pro Stunde nicht mehr als 80 Euro betragen, und im Gegenzug darf der Gewinn in der gleichen Zeit nicht 500 Euro überschreiten. Und auch ein zeitliches Limit ist gesetzt. "Nach einer Stunde macht der Automat eine Pause von fünf Minuten", weiß Braun. Mit dem normalen Geldspielautomat früherer Tage mit gerade einmal 20 Cent Einsatz, hat das nicht mehr viel gemein. "Das ist vergleichbar mit dem kleinen Spiel im Casino", sagt Braun. Drei solcher Spielgeräte dürfen in Gaststätten aufgestellt werden, für Spielhallen liegt die Anzahl bei zwölf. Für die Wirte bedeuten die Spielgeräte schnell und leichtverdientes Geld. "Die Suchtgefahr ist groß. Es ist ein Problem, das in der Gesellschaft noch nicht richtig wahrgenommen wird", sagt Braun.

Steigende Zahl von Spielsucht

Die Zahl der Spielsüchtigen steigt stetig. "Waren es vor rund zehn Jahren gerade einmal zehn bis 15, so haben wir nun bis zu 250 Fälle im Jahr", sagt Martin Epperlein. Dabei ist der Anteil der Probleme mit den Spielautomaten enorm hoch, weiß der Spielsuchtberater der Eva. Vor allem die Art der neuen Automaten sei sehr drastisch. Viele der Betroffenen hätten sich fast in den Ruin gespielt. "Das Geld ist oft der Anlass, aber durch die Sucht wird auch das soziale Umfeld vernachlässigt", sagt Epperlein. Deshalb fordert er den Gesetzgeber zum Handeln auf. In vielen Bereichen wurde durch den Staatsvertrag der Spielsucht Einhalt geboten. In Casinos wurden bundesweit Zugangskontrollen auch schon im kleinen Spiel eingeführt, selbst Toto-Lotto weist stets auf die Gefahren hin. "Einzig der Bereich der Geldspielautomaten wurde ausgelassen - obwohl das der wichtigste ist", betont Epperlein. So werden wohl weiter neue Generationen von Geräten auf den Markt kommen.

Quelle: https://www.ez-online.de


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Hat jemals einer dieser heuchlerischen Landespolitiker oder ein Bundespolitiker
ein Verbot der idiotischen Geldspielautomaten gefordert? vogel


Es geht beim Glücksspielstaatsvertrag eben nicht um Spielsuchtbekämpfung,
sondern um Erlangung einer beherrschenden Marktposition.

Somit werden die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts nicht erfüllt und der Wettmarkt muss liberalisiert werden.