Rauball appelliert beim Herbstgespräch der Neuen OZ an die Ministerpräsidenten

Bundesliga fordert: Wettmarkt öffnen

dpa/sid/Reuters/hp Berlin. Der deutsche Profifußball appelliert auch nach dem jüngsten Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zum Glücksspiel-Monopol an die Ministerpräsidenten der Länder, den Weg frei zu machen für eine Neuordnung des Wettmarktes mit einer kontrollierten Öffnung für private Anbieter. „Die bestehende Monopolstruktur hat in mehrfacher Hinsicht versagt“, sagte Ligapräsident Reinhard Rauball als Gastredner beim Herbstgespräch des Medienhauses Neue OZ in Berlin.

Rauball, der dem Ligaverband der 36 deutschen Profiklubs seit 2007 vorsteht und Erster Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes ist, nutzte seine Rede vor zahlreichen Bundes- und Landespolitikern zur Offensive in Richtung Politik, um die aktuellen Probleme des Profifußballs anzusprechen. „Wir wollen und fordern in keinem Bereich eine Lex Bundesliga, aber wir benötigen einen belastbaren, regelmäßigen Dialog und größtmögliche Offenheit“, sagte der Jurist, der auch Präsident des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund ist.

Auch nach dem aktuellen Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zum Glücksspielmonopol bleibt Rauball bei seiner Forderung, den Sportwettenmarkt zu öffnen und private Anbieter zuzulassen. Das Gericht hatte den Bestand des staatlichen Monopols für rechtmäßig erklärt, aber unter der Voraussetzung, dass es allein der Bekämpfung der Spielsucht diene und alle Formen des Glücksspiels gleichbehandele. Damit liegt das BVG auf einer Linie mit dem Bundesverfassungsgericht und dem Europäischen Gerichtshof.

Im Dezember beraten die Ministerpräsidenten über den 2011 auslaufenden Glücksspiel-Staatsvertrag. Hier erhofft sich der Profifußball eine Richtungsentscheidung für die Öffnung des Wettmarktes. Rauball sagte: „Wir sind für eine kontrollierte Öffnung für private Anbieter bei gleichzeitiger Beibehaltung des Staatsmonopols für das Lotteriewesen. Dabei sollte eine Garantie für die Finanzierung des gemeinnützigen Sports erfolgen.“ Eine ähnliche Position nahm gestern Michael Vesper ein, der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).

Der jüngste Konflikt zwischen Fußball und Politik war vor wenigen Tagen beigelegt worden, als die Innenminister ihre Forderung nach einem komplett spielfreien Wochenende um den 1. Mai 2011 zurückgezogen hatten. „Die Innenministerkonferenz hat sich an die Abmachungen gehalten und sich nicht von populistischen Forderungen unter Druck setzen lassen“, sagte Rauball und kritisierte in diesem Zusammenhang die immer wieder geforderte Kostenbeteiligung des Profifußballs an den Polizei-Einsätzen rund um die Spiele.In diesem Zusammenhang forderte Rauball die Einführung eines Leistungsschutzrechts. Veranstalter wie die Deutsche Fußball Liga sollen so nicht nur in Bezug auf Wetten besser davor geschützt werden, dass Dritte ohne Berechtigung von sportlichen Wettbewerben wirtschaftlich profitieren.Rechtsunsicherheit sieht der Profifußball auch in der Frage, wie Einladungen und Besuche in den VIP-Logen bewertet werden. „Es kann nicht sein, dass dieser für die Finanzierung von Sportstätten bedeutende Bereich leidet, weil sowohl der Einladende als auch der Gast befürchten muss, beim Stadionbesuch eine Straftat zu begehen – zum Beispiel durch den Vorwurf der Bestechlichkeit“, sagte der promovierte Jurist. Zu diesem Thema gibt es in der nächsten Woche eine Anhörung im Sportausschuss des Bundestages.

Rauball hielt zudem ein Plädoyer für die zentrale Vermarktung der Fernsehrechte, deren Berechtigung in der Vergangenheit mehrfach vom Bundeskartellamt angezweifelt worden war. Der Ligapräsident hält eine einheitliche Anwendung des europäischen Kartellrechts, das die zentrale Vermarktung von Fußball-Ligen anerkennt, für notwendig und meinte mit Blick auf eine Initiative von Bundesinnen- und -wirtschaftsministerium: „Wir würden begrüßen, wenn dies mit dem nötigen Nachdruck weiterverfolgt würde.“

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