Steuerparadies für Sportwetten?
Glücksspiel-Anbieter setzt auf Schleswig-Holstein

Schleswig-Holsteins Alleingang im Glücksspiel-Staatsvertrag freut die Online-Anbieter von Sportwetten. Ein Anbieter plant, all seine Lizenzen im neuen Steuerparadies zu beantragen.

Der private Anbieter bwin.party will für all seine Online-Glücksspiele Lizenzen in Schleswig-Holstein beantragen, wenn der Norden im Alleingang seinen Markt öffnet. Dies teilte der nach eigenen Angaben weltweit größte börsennotierte Anbieter von Online-Spielen am Donnerstag mit. Ein Sprecher nannte als Gründe niedrigere Steuern und eine größere Bandbreite an Glücksspielen einschließlich Online-Pokern im Vergleich zu den Plänen der anderen 15 Länder.

Als einziges Land zieht Schleswig-Holstein beim angestrebten neuen Glücksspiel-Staatsvertrag nicht mit. Die Kieler Regierungsfraktionen CDU und FDP wollen eine weiter reichende Liberalisierung als die anderen Länder. bwin.party begründet seine Ansicht auch damit, dass der Kieler Gesetzentwurf neben Sportwetten auch Online-Pokern und Online-Casino ermögliche.

Steuerparadies für Wettanbieter?

Der geplante Staatsvertrag sehe zudem fast 17 Prozent Steuern auf den vollen Umsatz vor, argumentierte ein Unternehmenssprecher. Dagegen wolle Schleswig-Holstein nur den sogenannten Bruttorohertrag (Wettumsatz abzüglich Wettgewinne) besteuern. Von 100 Euro Umsatz blieben oft lediglich zehn Euro als Bruttorohertrag übrig, die dann zu versteuern wären, sagte der Firmensprecher. bwin.party ging hervor aus der Fusion des Wiener Online-Wettanbieters bwin mit dem britischen Glücksspielkonzern PartyGaming.

Unterdessen ging die politische Kontroverse über die Gestaltung des Glücksspielmarktes in Deutschland weiter. Massiv kritisierte Ex-Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) die Pläne der 15 Bundesländer. Schmidt gehört dem Ethik-Beirat des Deutschen Lotto- und Totoblocks an. Die Entscheidung der Ministerpräsidenten, Lizenzen für kommerzielle Sportwettenanbieter begrenzt und befristet zuzulassen, sei europarechtswidrig. Generell wirke die Liberalisierung des Marktes suchtgefährdend und schädige das Gemeinwohl. Der öffentlichen Hand würden kurzfristig 70 Millionen und auf mittlere Sicht 2,5 Milliarden Euro für Breitensport, Wohlfahrt und Soziales, Kunst und Kultur sowie Umwelt- und Denkmalschutz fehlen.

Quelle : (dpa, shz)