Zwei Türöffner für Asien

Neue Sponsoren für den VfB

Der VfB Stuttgart hat zwei Großkonzerne aus Asien als Sponsoren gewonnen. Jetzt denkt der Bundesligist daran, diese Partnerschaften auch sportlich mit Leben zu füllen - beispielsweise mit der Verpflichtung eines Spielers aus Japan oder China.

Den ersten wichtigen Sieg im neuen Jahr hat der VfB nicht auf dem grünen Rasen errungen, sondern am grünen Tisch. Da lautete die Herausforderung für 2008: Erweiterung des Sponsorenpools, um neues Geld für die Verstärkung der Mannschaft zu beschaffen. Schon jetzt ist das gelungen - mit dem chinesischen PC-Giganten Lenovo als Teampartner, aber vor allem mit Fanuc. Der weltweit führende Hersteller für Maschinensteuerungen und Industrieroboter mit einem Umsatz von vier Milliarden Dollar ist mit im Boot. Das passt. Denn das Unternehmen aus Tokio liegt in der japanischen Wirtschaftstabelle auf Rang zwei, hinter Nintendo, aber vor Honda oder Toyota - und in der Bundesligatabelle will auch der VfB nach vorne.

Das könnte nun etwas leichter werden, erstens kurzfristig dank der 500 000 Euro von Lenovo und der 1,5 Millionen Euro, die Fanuc als Exklusivpartner pro Jahr zahlt. Der Konzern ersetzt bwin, dessen Vertrag wegen des Wettverbots aufgelöst worden ist. Zweitens soll es mittelfristig für den VfB aber nicht bei diesen insgesamt zwei Millionen Euro bleiben. Das Ziel ist, dass die beiden neuen Sponsoren zu einem Türöffner für den lukrativen asiatischen Markt werden. "Damit haben wir Zugang zu diesem auf dem Fußballsektor noch schlafenden Riesen gefunden", sagt der Stuttgarter Marketingchef Jochen Röttgermann. Der VfB will also dabei sein, wenn der Koloss erwacht.

Seit der erfolgreichen Zeit des Stuttgarter Weltmeisters Guido Buchwald als Trainer der Urawa Red Diamonds erfreut sich der deutsche Fußball speziell in Japan einer besonderen Beliebtheit. Die Euphorie hat bereits die Nachbarländer China und Korea angesteckt. Wenn die Spiele im Fernsehen übertragen werden, ist das Interesse enorm - ohne dass die Bundesligisten von diesem Boom jedoch finanziell entscheidend profitieren würden.

So erwirtschaftet die Deutsche Fußball-Liga (DFL) über ihre ausländische Fernsehvermarktung bislang nur 18,2 Millionen Euro pro Saison. Ein Klacks im Vergleich zu Spanien, Italien oder England, das die Liste mit 230 Millionen anführt. Aber diese Nationen haben auch schon früher die Zeichen erkannt. Regelmäßige Präsenz in Japan oder China ist für Topclubs wie Manchester United, Real Madrid oder Milan selbstverständlich. Go east. Die Bundesliga hat dieses Feld dagegen dem FC Bayern und dem Hamburger SV überlassen, ehe Arminia Bielefeld, Borussia Dortmund und Energie Cottbus auf Betreiben der DFL kurz vor Weihnachten ebenfalls eine PR-Tournee in Asien absolviert haben. Ist der VfB der Nächste? Anders gefragt: wie werden die neuen Verbindungen mit Leben gefüllt?

Für Röttgermann sind viele Möglichkeiten denkbar, von Freundschaftsspielen in Asien bis zu Trainingslagern auf diesem Kontinent. Ohne Druck, aber mit Nachdruck würden alle Optionen geprüft, sagt Röttgermann, für den sich die Kontakte zu potenziellen Sponsoren in Mexiko zerschlagen haben. Obwohl in Pavel Pardo und Ricardo Osorio zwei Nationalspieler aus dem Land der Azteken in Stuttgart beschäftigt sind, sind die Vorstöße wegen der nicht allzu rosigen wirtschaftlichen Lage in Mittelamerika verpufft. In Asien stehen die Chancen deutlich besser.

Vor allem wenn der VfB einen Spieler von dort verpflichten sollte. Diesen Weg gingen schon der HSV mit Naohiro Takahara, die Bayern mit Ali Karimi oder aktuell Eintracht Frankfurt mit Junichi Inamoto. Sportlich erfüllten diese Profis die Erwartungen zwar nur bedingt, doch für die Clubs blieb trotzdem etwas Gutes hängen - der Draht nach Asien, den der HSV sogar dazu nutzen konnte, mit der arabischen Fluggesellschaft Emirate einen Hauptsponsor zu gewinnen.

Zwar müssten alle Maßnahmen natürlich auch mit dem Konzept des Trainers Armin Veh und des Teammanagers Horst Heldt harmonieren, sagt Röttgermann, "aber richtig stimmig wäre das Paket, wenn wir jetzt noch einen Spieler aus Japan oder China hätten". Darüber werde man sich demnächst unterhalten - "in aller Ruhe". Schließlich schläft der Fußballriese noch. Aber nicht mehr lange.

Quelle: Stuttgarter Zeitung