"Ein Sieg gegen den KSC war fast noch wichtiger als gegen die Bayern"

Derbyfieber

VfB gegen KSC, nur noch drei Tage bis zum Derby. Warmlaufen für das Spiel der Spiele, Teil II. Heute: Erinnerungen eines Derby-Kenners. Der ehemalige VfB-Stürmer Fredi Bobic im Interview.

Hallo, Herr Bobic. Wir würden beim Derby gern ein Ehrenplätzchen für Sie reservieren. Gleich neben Winnie Schäfer.
Fredi Bobic (lacht): Gute Idee. Aber das wird leider nicht funktionieren. Ich bin am Wochenende beim Spiel in München und analysiere die Partie danach im DSF.

Die Erinnerungen an die Derbys gegen den Karlsruher SC bleiben wahrscheinlich auch so wach.
Fredi Bobic: Klar, da war immer mächtig Feuer drin.

So liebte es doch der Stürmer Fredi Bobic.
Fredi Bobic: Stimmt genau, ich mochte diese Duelle immer ganz besonders. Da war ich immer top motiviert. Und soweit ich mich erinnern kann, habe ich auch ganz gut getroffen.

Um genau zu sein: in acht Derbys siebenmal.
Fredi Bobic: Das kann sich doch sehen lassen.

Wer waren denn Ihre Karlsruher Gegenspieler?
Fredi Bobic: Burkhard Reich war knallhart und kopfballstark, Slaven Bilic kannte auch keine Gnade. Der KSC war immer eine sehr kämpferische Truppe, wir waren spielerisch meist überlegen.

Und die Forderung des damaligen VfB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder war unmissverständlich.
Fredi Bobic: Ja, man konnte mal ein Spiel verlieren, aber der Sieg im Derby gegen den KSC war Pflicht.

Eine Frage der Ehre?
Fredi Bobic: Nicht nur. Es war von der Atmosphäre her einfach so, dass der große VfB auf den kleinen KSC traf ...

... und dass sich das Establishment aus der Landeshauptstadt keine Blöße geben durfte.
Fredi Bobic: Richtig. Aber das war eher die Sicht der Funktionäre. In so einem Derby spielt man vor allem für seine Fans. Ein Sieg gegen den KSC war fast noch wichtiger als gegen die Bayern.

Lassen Sie uns von Ihrem speziellen Freund reden.
Fredi Bobic: Oh je, ich fürchte, ich weiß, was jetzt kommt.

Warum hatte Sie der VfB-Trainer Winnie Schäfer von Anfang an auf der Latte?
Fredi Bobic: Da müssen Sie ihn fragen. Ich vermute aber, das hatte mit einer alten Geschichte zu tun.

Sie machen uns neugierig.
Fredi Bobic: Er wollte mich 1994 unbedingt von den Stuttgarter Kickers zum KSC holen.

Sie haben sich für den VfB entschieden.
Fredi Bobic: Er sagte damals, dass ich einen großen Fehler mache.

Der wilde Winnie war nie ein besonders guter Verlierer.
Fredi Bobic: Das haben Sie gesagt. Aber ganz im Ernst: Das ist vorbei, vergessen.

Zur Aktualität: Wie bewerten Sie den besten Aufsteiger seit langem?
Fredi Bobic: Ich habe den KSC in dieser Saison schon ein paarmal live gesehen. Und ich muss sagen: Die Mannschaft, das Management, das Umfeld - alles macht einen unaufgeregten und professionellen Eindruck. Da dreht keiner durch, nur weil es zurzeit so gut läuft.

Und der VfB?
Fredi Bobic: Er wird sich was einfallen lassen müssen, um den KSC zu bezwingen.

Ihr Rat?
Fredi Bobic: Kämpferisch in die Partie gehen, von der ersten Sekunde an voll dagegenhalten. Der VfB sollte nicht glauben, dass er den KSC spielerisch niederhalten kann. Der ist auswärts noch stärker als zu Hause.

Ihr Tipp?
Fredi Bobic: Ein schwer erarbeitetes 1:0 für den VfB.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten