[Linked Image]

Nur noch ein Ziel

Der 1. FC Nürnberg war nach dem Pokalsieg in der letzten Saison mit Ambitionen in die neue Runde gestartet und geriet unverhofft in den Abstiegsstrudel. Nun soll der neue Coach Thomas von Heesen den worst case zweite Liga mit aller Macht verhindern.

Am kommenden Samstag, 19. April, findet im Berliner Olympiastadion das diesjährige DFB-Pokal-Endspiel statt. Die beiden Finalisten der Vorsaison werden dabei nur Zuschauer sein. Allerdings treffen sie drei Tage zuvor in der Bundesliga aufeinander. Und dies unter höchst unterschiedlichen Voraussetzungen. Denn beim Duell des amtierenden Meisters VfB Stuttgart gegen den amtierenden Pokalsieger 1. FC Nürnberg, am Mittwoch, 16. April, um 20.00 Uhr im Gottlieb-Daimler-Stadion geht es zwar für beide Teams um viel, den größeren, weil negativen Druck dürften jedoch ohne Zweifel die Franken haben. Denn vollkommen unerwartet ist der "Club" nach dem größten Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte vor knapp einem Jahr im Finale von Berlin, das man mit 3:2 nach Verlängerung gegen den VfB gewinnen und damit nach 39 Jahren ohne Titel endlich mal wieder eine Trophäe erlangen konnte, in den Abstiegsstrudel geraten. Dabei sollte der Triumph im Pokal doch die Basis für weitere Erfolgserlebnisse sein und die Nürnberger Mannschaft insgesamt stabilisieren, um auch in der Liga dauerhaft eine gute Rolle spielen zu können. Doch aus den Pokal-Helden vom Mai des vergangenen Jahres wurden innerhalb kürzester Zeit verunsicherte Akteure, die wochenlang einem positiven Ergebnis hinterher liefen und deshalb in den noch ausstehenden Partien nur noch ein Ziel verfolgen: Den Klassenerhalt. Der soll unter der Regie des neuen FCN-Coachs Thomas von Heesen unter Dach und Fach gebracht werden, der nach dem 19. Spieltag den bisherigen Nürnberger Trainer Hans Meyer abgelöst hatte. Dessen ironische und bisweilen auch gewöhnungsbedürftige Art im Umgang mit Spielern und Medien hatte sich offenbar abgenutzt, so dass der Triumphator des vergangenen Sommers den ungeschriebenen Gesetzen der Branche zum Opfer fiel und seinen Platz Anfang Februar räumen musste. Wer dies nach dem Pokalfinale der Vorsaison prophezeit hätte, wäre seinerzeit wohl für verrückt erklärt worden, doch die Schnelllebigkeit des Geschäfts nimmt auch auf die Helden von gestern keine Rücksicht. Hans Meyer hatte es in der Hinrunde nicht geschafft, den recht schnell verfahrenen Karren wieder flott zu kriegen und musste deshalb gehen. Dies ist der wohl größte Unterschied zwischen den beiden Endspielgegnern des Vorjahres, denn die erste Saisonhälfte verlief für beide Titelträger der Spielzeit 2006/07 äußerst zäh und hölzern.

Sieg in Frankfurt mit negativem Beigeschmack

Doch während Armin Veh und seine Mannen trotz eines neuerlichen Tiefs zum Ende der Hin- bzw. zum Auftakt der Rückrunde wieder zurück in die Erfolgsspur fanden, zog sich Nürnbergs Negativlauf bislang wie ein roter Faden durch die gesamte Spielzeit. Auch der Trainerwechsel schien lange nicht zu fruchten. Denn erst im achten Anlauf gelang den Franken unter Thomas von Heesen der erste und so wichtige Dreier, als man in der 27. Runde mit 3:1 in Frankfurt gewann und etwas durchatmen konnte. Dass es in der Saison 2007/08 beim "Club" aber nicht gänzlich ohne Rückschläge und Aussetzer zu laufen scheint, verdeutlichte der durch ein Unwetter bedingte Spielabbruch am vergangenen Freitag gegen Wolfsburg genauso, wie die Aussetzer einiger Chaoten eine Woche zuvor beim Sieg in der Commerzbank-Arena, als aus dem Nürnberger Block Feuerwerkskörper auf den Rasen geschossen wurden, die zu einer Spielunterbrechung führten. Was Nürnbergs tschechischen Keeper Jaromir Blazek spontan und vollkommen zu Recht auf dem Platz als einen der Gefährdeten zum Zeigen des Vogels bewegte, kommentierte FCN-Manager Martin Bader tags darauf mit den Worten: "Das Schlimme an den Vorfällen ist, dass Einzeltäter einen ganzen Verein in Verruf bringen." Dabei wäre eine nachhaltige Unterstützung in der sportlich angespannten Situation doch viel hilfreicher gewesen, als dieses Fehlverhalten einiger Unbelehrbarer. Trotzdem fand sich das Nürnberger Team nach dem Sieg in Frankfurt letztlich noch in der Fankurve ein und bedankte sich bei den echten Anhängern für die Unterstützung, wohl auch mit dem Wissen, dass diese in den noch ausstehenden Partien ganz wichtig sein wird. Allzu oft verwöhnt wurden die "Club"-Anhänger in dieser Saison sicher nicht und so waren schon vor den Vorfällen in Frankfurt Mannschaft und Fans nicht immer eine Einheit. Zu groß war die Enttäuschung über oft schwache Darbietungen ihrer Lieblinge, an denen im neuen Jahr zunächst auch die Wintereinkäufe kaum etwas ändern konnten. Der tschechische Nationalspieler Jan Koller wurde mit großen Hoffnungen vom AS Monaco zurück in die Bundesliga gelotst, konnte mit bislang nur einem Treffer aber noch nicht die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen. Im Gegenteil: Der 2,02m Riese fiel vor allem dadurch auf, dass er sich im Spiel gegen Hannover nach einer Rangelei mit Altin Lala eine Sperre von einem Spiel einhandelte, nachdem er unbemerkt vom Schiedsrichter den Albaner bespuckt hatte und dafür nachträglich gesperrt wurde.

Misimovic bester Torschütze

Während Koller also bislang eher eine Enttäuschung war, konnte der zweite, im Winter neu verpflichtete Akteur, zuletzt positive Schlagzeilen schreiben. Lange nicht berücksichtigt, sorgte der Franzose Jacques Abardonado in den letzten Spielen dafür, dass die Abwehr der Franken wieder mehr Halt bekam. Deshalb dürfte der aus Nizza gekommene Defensivspezialist auch in Stuttgart zur Nürnberger Startformation gehören, in der wohl auch Torhüter Jaromir Blazek zu finden sein wird. Der Tscheche war nach durchwachsenen Leistungen zwischen den Pfosten kurzzeitig von seinem Ersatzmann Daniel Klewer abgelöst worden, den dann aber eine Mandelentzündung wieder ins zweite Glied rückte, wo er nun erneut seinen Stammplatz zu haben scheint. Im Zentrum der Viererabwehrkette werden wohl eben jener Jacques Abardonado und Andreas Wolf erste Wahl sein. Die Optionen sind der leicht angeschlagene Brasilianer Glauber sowie die beiden Australier Michael Beauchamp und Matthew Spiranovic. Links hinten dürfte der Argentinier Javier Horacio Pinola gesetzt sein, rechts spielt wohl wieder der gelernte Mittelfeldmann Jan Kristiansen für den wegen eines Muskelfaserrisses außer Gefecht gesetzten Dominik Reinhardt. Lars Jacobsen konnte bislang nicht wirklich überzeugen und steht deshalb wie der junge Ralf Schmidt augenblicklich eher in der zweiten Reihe. Im Mittelfeld eines 4-2-3-1-Systems sind Kapitän Tomas Galasek und Marco Engelhardt defensiv ausgerichtet und halten einer offensiven Dreierreihe den Rücken frei. Vor der Abwehr wäre auch der Tunesier Jawhar Mnari eine Option. Peer Kluge fehlt derweil wegen einer Wirbelverletzung. Zentral offensiv spielt Nürnbergs bester Saisontorschütze Zvjezdan Misimovic, der wohl von Robert Vittek auf der rechten Seite und Ivan Saenko auf links flankiert wird. Auch Marek Mintal könnte eine dieser drei Positionen besetzen. Darüber hinaus wäre auch Jan Kristansen auf den Flügeln ein Kandidat. Um die Rolle des Solostürmers streiten die beiden groß gewachsenen Angreifer Angelos Charisteas und Jan Koller, wobei der Grieche zuletzt die Nase vor dem Tschechen hatte. Nicky Adler ist wie Ivan Saenko eher ein Außenstürmer und deshalb wohl höchstens ein Kandidat für die offensive Dreierreihe im Mittelfeld und Leon Benko kam in dieser Saison ganze dreimal zum Zug, was seine Rolle als Bank- bzw. Tribünenhocker unterstreicht.

Quelle: vfb.de