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Turbulente Saison in Bielefeld

Lange sah es für die Arminia aus Bielefeld in dieser Saison ganz schlecht aus. Der Verein aus Ostwestfalen, der noch um den Ligaverbleib kämpft, trennte sich im Laufe der Runde sowohl von seinem Trainer als auch von seinem Manager.

Arminia Bielefeld, am Samstag, 17. Mai, zum Saisonausklang im Gottlieb-Daimler-Stadion letzter Gegner des VfB in der dann abgelaufenen Spielzeit 2007/08 startete im vergangenen Sommer furios in die neue Runde. Bis zum fünften Spieltag waren die Ostwestfalen "Bayern-Jäger", denn in den ersten fünf Partien setzte es nur eine Niederlage bei drei Siegen und einem Remis. Die Mannschaft aus Bielefeld spielte unbeschwert und leichtfüßig auf, so dass ihr manch einer gar die Rolle des Überraschungsteams zutrauen wollte. Am Ende sollten die positiven Überraschungen dann aber doch recht überschaubar bleiben und Bielefeld nahm im weiteren Verlauf der Runde den Weg, den die Experten bereits prognostiziert hatten. Dass es für den Verein aus der 330.000-Einwohnerstadt nur um den Klassenverbleib gehen würde, war jedenfalls recht schnell klar. Nach dem famosen Start ging es nämlich schnell bergab und spätestens zur Winterpause war man mitten im Abstiegskampf angekommen. Dass die Arminia zur Saisonhalbzeit knapp über dem Strich stand, lag auch am VfB. Denn zum Ausklang der Hinrunde unterlag die Mannschaft von Armin Veh in der Schüco-Arena durch zwei späte Gegentreffer und in doppelter Unterzahl mit 0:2. Bielefeld gewann durch diesen Dreier etwas Luft zum Atmen und zugleich Hoffnung für die Rückrunde, die mit einem neuen Trainer angegangen wurde. Denn gegen den VfB saß seinerzeit mit Detlev Dammeier ein Interimscoach auf der Bank, weil sich die Ostwestfalen kurz vor dem Duell Mitte Dezember von ihrem damaligen Trainer Ernst Middendorp getrennt hatten. Eine deutliche 1:6-Pleite der Arminia in Dortmund war der Auslöser für diesen Personalwechsel kurz vor Weihnachten. Ex-Profi Dammeier, inzwischen Geschäftsführer Sport, übernahm dann aber nur für das eine Spiel gegen den VfB das Kommando und wurde im Januar durch Michael Frontzeck ersetzt, der im Sommer des Vorjahres den Abstieg der Alemannia aus Aachen nicht hatte verhindern können und nicht zuletzt deshalb auch etwas kritisch beäugt wurde. Frontzecks Bilanz in der Rückrunde liest sich dann in der Tat auch eher durchwachsen, auch wenn die Ostwestfalen am letzten Spieltag in Stuttgart aus eigener Kraft den Ligaverblieb schaffen können.

Heinens unglaubliches Comeback

Unter dem Ex-Nationalspieler war Bielefeld allerdings zwischenzeitlich auch schon unter den Strich gerutscht und galt nicht zuletzt deshalb lange als Abstiegskandidat Nummer eins. Doch für Bielefeld ist der Kampf um den Klassenerhalt kein Neuland und so berappelte man sich vor allem immer wieder dann, wenn das Wasser bis zu Halse stand. Während es also auf dem Platz längst nicht immer nach Wunsch lief, sorgte man auch abseits des Rasens oft für Schlagzeilen. Denn nach Trainer Ernst Middendorp im Dezember des Vorjahres, musste im Frühjahr auch Sportchef Reinhard Saftig seinen Hut nehmen. Dass es den Manager erwischte und nicht etwa erneut den Cheftrainer, verwunderte aber doch den einen oder anderen. Denn Frontzecks Bilanz zu Beginn des neuen Jahres war erschreckend schwach. Die ersten vier Spiele der Rückrunde gingen allesamt verloren, doch nicht den Trainer sollte es dafür erwischen, sondern Manager Reinhard Saftig, der sein Ausscheiden mit Fassung trug und erklärte: "Hätte, wäre, wenn. Ich denke nicht in Konjunktiven. Einer muss raus - das ist doch Dschungelcamp-Mentalität." Raus flog am Ende also er und in der Nach-Saftig-Ära ging es für die Arminia zumindest wieder etwas bergauf. Frontzecks Team schaffte doch noch die Wende und dies mit einem im Vergleich zum ersten Halbjahr weitgehend unveränderten Personal, denn auf dem Wintertransfermarkt war Bielefeld fast nur Zuschauer. Angreifer Abdelaziz Ahanfouf verließ den Club in Richtung Zweitligist SV Wehen-Wiesbaden, was jedoch nicht sonderlich ins Gewicht fallen sollte, da der gebürtige Marokkaner ohnehin keine Rolle spielte. Auf der Seite der Zugänge war indes ebenfalls nur ein Name zu finden, doch der hatte es in sich. Weil der bisherige Stammkeeper Mathias Hain zu Jahresbeginn verletzt fehlte und sich auch Ersatzmann Rowen Fernandez beim Afrika-Cup im Trikot seines Heimatlandes Südafrika eine Blessur zugezogen hatte, holte Arminia Bielefeld einen in Stuttgart altbekannten Keeper zurück. Nach dem Titelgewinn mit dem VfB im vergangenen Sommer hatte Dirk Heinen seine Kickstiefel und Torwarthandschuhe eigentlich schon an den Nagel gehängt und war mit seiner Familie in die irische Heimat seiner Frau gezogen. Sein fußballerischer Einsatz auf der grünen Insel beschränkte sich indes darauf, mit Sohnemann Cormac im heimischen Garten ab und an gegen die Kugel zu treten bzw. nach ihr zu hechten.

Fernandez ist die neue Nummer eins

Umso überraschender kam dann das Comeback des 37-Jährigen. Heinen feierte am 24. Spieltag beim 2:2 in Hannover tatsächlich seine Rückkehr in der Bundesliga, wurde in der ersten Hälfte für den abermals lädierten Rowen Fernandez eingewechselt und rettete mit tollen Paraden seinem neuen Team am Ende einen Punkt. Dass Heinen auch am Samstag an alter Wirkungsstätte nochmals zum Zug kommen wird, ist derweil ausgeschlossen. Denn der ehemalige VfB-Spieler hat sich längst wieder in den Ruhestand zurückgezogen, lebt mittlerweile wieder in Irland und überlässt das Abwehren der Bälle seinen inzwischen wieder gesundeten Ex-Kollegen Mathias Hain und Rowen Fernandez. Letzterer wird dann auch am Samstag zum Saisonfinale im Kasten der Arminia stehen, denn der langjährige Stammkeeper Hain ist seit seinem verletzungsbedingten Ausscheiden nur noch Ersatzmann. Im Zentrum der Viererabwehrkette dürfte Andre Mijatovic seinen Platz sicher haben. Um die Position an seiner Seite streiten sich Markus Bollmann und Petr Gabriel. Auf der rechten Seite dürfte Radim Kucera erste Wahl sein, der freilich auch in der Innenverteidigung oder im defensiven Mittelfeld spielen könnte. Der Ex-Gladbacher Bernd Korzynietz oder aber Bollmann stellen die Alternativen zu dem Tschechen dar. Links ist Markus Schuler die 1a-Besetzung, Ex-Nationalspieler Tobias Rau steht als Option bereit. Matthias Langkamp kam die komplette Rückrunde nicht zum Zug und Oliver Kirch ist meist im defensiven Mittelfeld an der Seite von Rüdiger Kauf und Thorben Marx im Einsatz. Dieses Trio hält zwei offensiven Außen den Rücken frei. Die offensiven Rollen werden wohl von Jonas Kamper auf der rechten und dem Südafrikaner Sibusiso Zuma auf der linken Flanke übernommen. Auch Routinier Jörg Böhme, der seine Karriere beenden wird, wäre links eine Alternative oder aber der Ex-Lauterer Daniel Halfar. Die übrigen Mittelfeldspieler wie Siyabonga Nkosi, Ioannis Masmanidis, David Kobylik, Nils Fischer und Stefan Aigner spielen keine oder nur eine äußerst untergeordnete Rolle. Allenfalls Robert Tesche kann sich noch Hoffnungen auf einen Einsatz machen. Die Position des zentralen Angreifers nimmt in aller Regel der Pole Artur Wichniarek ein. Christian Eigler ist die erste Option für Trainer Michael Frontzeck, eine weitere könnte der Grieche Leonidas Kampantais sein.

Quelle: vfb.de