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Von der Diva zum Musterschüler

Um die Frankfurter Eintracht ist es in den zurückliegenden Jahren erstaunlich ruhig geworden. Der einst als launische Diva vom Main betitelte Club entwickelte sich unter Trainer Friedhelm Funkel und Manager Heribert Bruchhagen zu einer Art Vorzeigeverein.

Die halbe Liga will nach Europa. Denn hinter den enteilten Bayern hoffen noch über ein halbes Dutzend Teams darauf, am Ende der Runde unter den ersten fünf Mannschaften zu stehen. Platz sechs, der in den UI-Cup führt, wäre der Trostpreis, den jedoch der ein oder andere Club sicher auch gerne annehmen würde. Zu diesen Vereinen zählt unter anderem die Frankfurter Eintracht, die sich am Samstag, 03. Mai, um 15.30 Uhr beim Spiel im Gottlieb-Daimler-Stadion damit ein direktes Duell mit dem gastgebenden VfB um ein Ticket für Europa in der kommenden Saison liefern wird. Dass Frankfurt vier Runden vor Schluss der Saison noch solche Ziele verfolgen kann, hätten im Vorfeld der laufenden Spielzeit wohl nicht allzu viele vorausgesagt. Und doch ist es nur der nächste und logische Schritt einer positiven Entwicklung des Vereins aus der Bankenmetropole, der noch vor nicht allzu langer Zeit als Chaosclub und Fahrstuhlmannschaft galt. Denn nach den glanzvollen frühen 90er Jahren des vorigen Jahrtausends mit Stars wie Andreas Möller, Jay-Jay Okocha oder Anthony Yeboah in ihren Reihen, trat die Eintracht fast ein Jahrzehnt lang eher schlecht als recht in Erscheinung. Zwischen 1996 und 2005 stehen drei Ab- und Aufstiege in den Annalen des Traditionsvereins aus Hessen. Dieses rauf und runter wurde erst beendet, als Heribert Bruchhagen im Dezember des Jahres 2003 als Vorstandsvorsitzender bei der Eintracht anheuerte und im Juni des darauf folgenden Jahres Friedhelm Funkel als Coach der Frankfurter installierte. Der ehemalige Bundesligaspieler war bis dahin lediglich als Trainer von Teams aktiv gewesen, die um den Ligaverbleib kämpften und damit nicht unbedingt höhere Ziele verfolgen konnten. Uerdingen, Duisburg, Rostock und Köln, Funkels vormalige Stationen, gelten gemeinhin nicht als Repräsentanten der Fußball-Delikatessabteilung, sondern eher als biedere Hausmannskost. Entsprechend skeptisch wurde der Coach dann auch in Frankfurt begrüßt, als er im Sommer 2004 beim damaligen Zweitligisten seinen Dienst antrat. Erste Sporen verdiente sich der 54-Jährige schließlich mit dem Aufstieg im Jahr 2005. Seither kickt Frankfurt wieder in der ersten Liga und konnte sich in jedem Jahr in der Endabrechnung steigern.

Konstant nur in Bestbesetzung

Platz 14 in der Saison 2005/06 folgte derselbe Rang in der vorigen Spielzeit, allerdings mit einer um vier Zähler verbesserten Punktausbeute. In diesem Jahr könnte nun am 34. Spieltag ein einstelliger Tabellenplatz stehen, wenn alles optimal verläuft, sogar der Sprung nach Europa möglich werden. Ganz Frankfurt hofft darauf, dass die Eintracht ab kommendem Sommer dort wieder zu Gast sein und ihre Visitenkarte abgeben wird. Dabei liegt die letzte Europa-Reise noch gar nicht so lange zurück. In der Saison 2006/07 spielten die Hessen im UEFA-Cup, da man als Verlierer des DFB-Pokal-Finales 2006 für den für die UEFA Champions League qualifizierten Gegner des FC Bayern München in diesen Wettbewerb gerückt war. Die erste Runde wurde dabei souverän gemeistert, in der Gruppenphase folgte dann aber das Aus. Diese Doppelbelastung war derweil sicher mit ein Grund dafür, dass die Frankfurter in der letzten Saison am Ende nur auf Platz 14 standen und nicht weiter oben im Tableau zu finden waren. Denn die Darbietungen der Elf von Friedhelm Funkel waren schon seinerzeit oftmals sehr beachtlich, lediglich die Konstanz in den Auftritten fehlte bisweilen. In der laufenden Spielzeit konnte dieser Missstand zwar weitgehend behoben werden, weil die Eintracht eben nicht mehr auf mehreren Hochzeiten zu tanzen hatte. Dass Frankfurts erhoffte Rückkehr ins internationale Geschäft über eine Qualifikation in der Liga vielleicht doch noch etwas zu früh kommen könnte, dokumentierten die vergangenen Wochen dann aber auch. Denn noch ist das Team zu sehr von einigen Leistungsträgern abhängig. Und wenn diese Eckpfeiler des Teams nicht in Form oder verletzt sind, kann die Stabilität der Mannschaft schnell ins Wanken geraten. Am Auffälligsten war dies in den zurückliegenden Wochen im Angriff der Hessen auszumachen. Wintereinkauf Martin Fenin startete furios in die Rückrunde und erzielte an den ersten beiden Spieltagen des Jahres 2008 gleich vier Tore. Danach lief bei dem Tschechen aber nicht mehr allzu viel zusammen, was auch für seinen Partner in der Offensive, Ex-VfB-Profi Ioannis Amanatidis, gilt. Auch der Grieche fand in der jüngsten Vergangenheit zu oft nicht den gewünschten Weg zum Torerfolg.

Keeper Pröll ist wieder zurück

Darüber hinaus hatte Friedhelm Funkel auch im Tor mit Personalproblemen zu kämpfen. Den Ausfall von Stammkeeper Markus Pröll, der nach der Winterpause wegen einer hartnäckigen Syndesmosebandverletzung erst am 28. Spieltag wieder zum Einsatz kam, konnten die Hessen nur schwer kompensieren. Sein Vertreter Oka Nikolov zeigte längst nicht die konstant guten Leistungen, die der 28-jährige Stammtorwart zu leisten im Stande ist. Auch die Defensivkräfte Sotirios Kyrgiakos, Christoph Preuß und Chris fielen genauso wie Mittelfeldmann Alex Meier lange aus bzw. weilen noch immer im Krankenstand. Trainer Funkel musste deshalb (zu) oft improvisieren, was ihm zumindest dahingehend bislang gut gelang, als dass sein Team in dieser Saison der ersten Tabellenhälfte stets näher als der zweiten war. Dies wiederum unterstreicht die Qualitäten des Trainers, der Bruchhagens Politik der kleinen Schritte hin zur Leistungsstärke vergangener Tage wie kaum ein anderer verkörpert und dabei auf offensiv ausgerichteten und attraktiven Fußball Wert legt. Meist spielt die Eintracht in einer 4-4-2-Formation, ab und an aber auch in einem 4-3-3, was jedoch eher bei Heimspielen eine Option darstellt. Im Tor ist Markus Pröll nach ausgestandener Verletzung wieder gesetzt, weshalb Oka Nikolov nur ein Bankplatz bleibt. In der Viererabwehrkette werden die Außenverteidigerpositionen wohl von Patrick Ochs auf der rechten, und Christoph Spycher auf der linken Seite besetzt. Im Abwehrzentrum dürften Marco Russ und der Mexikaner Aaron Galindo erste Wahl sein. Die Alternativen heißen Sotirios Kyrgiakos und Aleksandar Vasoski. Der Brasilianer Chris und der junge Mounir Chaftar fehlten derweil zuletzt verletzungsbedingt und dürften auch in Stuttgart noch keine Rolle spielen. Auch im Mittelfeld müssen mit Christoph Preuß und Alex Meier (beide Knieoperation) weiterhin zwei Mann passen. Nicht zuletzt deshalb werden wohl zumindest Junichi Inamoto und Michael Fink in der defensiven Zentrale ihren Platz sicher haben. Auch der Brasilianer Caio wäre dort eine Alternative. Um die Plätze im offensiven Mittelfeld rangeln mit Routinier Markus Weissenberger, Benjamin Köhler und Faton Toski vor allem drei Mann. Der Iraner Mehdi Mahdavikia war in den letzten Wochen meist nur Joker und der junge Kreso Ljubicic kam bislang lediglich ein einziges Mal zum Zug. Im Angriff dürften unterdessen Kapitän Ioannis Amanatidis und Martin Fenin gesetzt sein. Als Optionen stehen mit Juniorennationalspieler Marcel Heller und dem im Wintertransferfenster verpflichteten Griechen Evangelos Mantzios zwei Mann zur Verfügung.

Quelle: vfb.de