Der VfB spielt künftig in der Mercedes-Benz-Arena

Daimler bezahlt fürs Namensrecht einen zweistelligen Millionenbetrag - Umbenennung ist Teil der Neustrukturierung des Neckarparks

Das Daimlerstadion verliert nicht nur seine Leichtathletik-Laufbahn, sondern auch seinen Namen. Nach dem Umbau wird der VfB Stuttgart seine Heimspiele in der Mercedes-Benz-Arena austragen. Das 1993 erworbene Namensrecht war ein Schnäppchen.

Oberbürgermeister Wolfgang Schuster hat für den 2. April ins Rathaus geladen, um dort Details über den geplanten Umbau des Daimlerstadions in eine reine Fußballarena mit Bau- und Kreditkosten von rund 110 Millionen Euro und den Vertrag mit dem Hauptmieter und künftigen Betreiber VfB Stuttgart bekannt zu geben. Die große Show findet nun aber bereits zwei Tage früher statt. Die DaimlerAG hat eigens eine Werbeagentur beauftragt, um den Journalisten in einem dem Unternehmen angemessenen Rahmen eine Überraschung zu präsentieren. Die ist nun aber schon durchgesickert. Konzernchef Dieter Zetsche will mit Schuster und VfB-Präsident Erwin Staudt über die Umbenennung des Gottlieb-Daimler-Stadions in Mercedes-Benz-Arena informieren. Gegenwärtig lehnen alle Beteiligten eine Stellungnahme ab.

Bei dieser Veranstaltung wird die Rede davon sein, dass alle Beteiligten von der Umtaufe profitierten. Der Fußball-Bundesligist VfB Stuttgart als künftiger Stadionbetreiber wird mit dem Erlös zumindest zu einem erheblichen Teil seine für den Umbau nötige stille Einlage in die Stadion-Objektgesellschaft in Höhe von 27 Millionen Euro finanzieren; weitere Sponsoren sollen den Rest beisteuern. Die Daimler AG wird nicht länger ihren Firmengründer bewerben, sondern ihre Marke Mercedes-Benz. Zudem fügt sich der neue Schriftzug nahtlos in das bestehende Angebot ein. An der Mercedesstraße steht schon heute die Mercedes-Welt, die bald um das Mercedes-Classic-Center ergänzt wird. Und neben der künftigen Mercedes-Benz-Arena gibt es bereits das Carl-Benz-Center.

Daimler erhöht damit seine Unterstützung für den VfB Stuttgart und wird für diesen ein noch stärkerer Partner. Bereits im vergangenen Jahr war der Autokonzern als Exklusivpartner des Bundesligisten einstiegen – und zwar mit 1,5 Millionen Euro per anno auf insgesamt mindestens fünf Jahre.

Dass das Unternehmen überhaupt über das Namensrecht verfügen kann, hängt mit einem Altvertrag zwischen der Stadioneigentümerin Stadt und Daimler zusammen. 1993 hatte der Konzern anlässlich des Umbaus für die Leichtathletik-WM das Namensrecht auf unbeschränkte Zeit erworben. Der Preis damals: 7,5 Millionen Mark, was aus heutiger Sicht als Schnäppchen anmutet; weitere 2,5 Millionen Euro bezahlte der Konzern für die Hofüberbebauung der Schleyerhalle, die wegen seiner Jahreshauptversammlung notwendig geworden war. Vor 15 Jahren waren im Stuttgarter Gemeinderat wegen des Namenshandels kritische Stimmen laut geworden. „Bei der hohen Werbewirksamkeit ist die Spende schäbig“, hatten die Grünen gewettert, und auch die FDP war sich sicher, dass der damalige Oberbürgermeister Manfred Rommel schlecht verhandelt hatte.

Namensrechte spielten damals freilich noch keine Rolle – anders als heute. Inzwischen werden dafür bis zu 4,5 Millionen Euro bezahlt – und zwar pro Jahr. So ist es zumindest im Falle Bayern München und Allianz. Der Hamburger SV bekommt drei Millionen Euro jährlich von AOL und Hannover von AWD etwa zwei Millionen Euro.

Das Engagement der Firma Daimler steht im Übrigen auch im Zusammenhang mit der umfangreichen Umgestaltung des Gebiets Neckarpark, die es durch eine Investition mit auslöst. Der Konzern plant den Neubau seines Classic-Centers (Oldtimer) und die Auslagerung von Geschäftsbereichen aus dem benachbarten Werk Untertürkheim auf einem Areal neben dem Museum. Der Grundstückspreis beträgt etwa 16 Millionen Euro. Die Stadt investiert dieses Geld – und noch mehr – in die Aufwertung des Neckarparks.

Wegen der Daimlerneubauten muss der VfL Stuttgart auf das neu zu gestaltende Gelände von Rot-Weiß Stuttgart umziehen; der Sportclub Stuttgart erhält neue Tennisplätze, und das Stadion Festwiese wird als Veranstaltungsstätte für die um ihre Laufbahn im Daimlerstadion beraubte Leichtathletik saniert. Dazu soll in der Untertürkheimer Kurve der Mercedes-Benz-Arena eine Sporthalle für bis zu 2000 Zuschauer untergebracht werden. Der Stadionumbau, der 2009 starten soll, ist auf 73 Millionen Euro kosten veranschlagt. Er wird von einer städtischen Objektgesellschaft finanziert. Für die Refinanzierung sorgt der Betreiber VfB. Dessen Aufwendungen belaufen sich auf zehn bis elf Millionen Euro pro Jahr, die zusätzlichen Einnahmen durch das neue Stadion sollen zwischen 15 und 20 Millionen Euro betragen.

Quelle: Stuttgarter Zeitung