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Quo vadis HSV?

Der Hamburger SV spielt eine bislang alles in allem überzeugende Saison und blickt dennoch in eine ungewisse Zukunft. Denn zwei Personalien machen dem Bundesliga-Dino zu schaffen und den Fans Sorgen, die auch der momentane sportliche Erfolg nicht vertreiben kann.

Eigentlich könnte die Welt beim Hamburger SV, am kommenden Samstag, 05. April, um 15.30 Uhr zu Gast im Gottlieb-Daimler-Stadion und damit nächster Kontrahent des VfB in der Fußball-Bundesliga, in Ordnung sein. Nach einer sportlich etwas holprigen Vorsaison, als die Hanseaten der Mehrfachbelastung aufgrund ihrer Teilnahme an der UEFA Champions League Tribut zollen mussten und in der Liga phasenweise ins Straucheln gerieten, lief es in der Spielzeit 2007/08 bislang alles andere als schlecht. Denn unter Huub Stevens, dem niederländischen Coach, der im Februar des vergangenen Jahres den glücklosen Thomas Doll ersetzte, das Team wieder auf Kurs brachte und am Ende einer durchschnittlichen Runde über den UI-Cup noch die Qualifikation für den UEFA-Cup sicherstellen konnte, fand der Traditionsclub von der Alster wieder zurück in die Spur. Der Hamburger SV tanzte in dieser Saison lange auf drei Hochzeiten und musste sich sowohl im DFB-Pokal als auch im UEFA-Cup äußerst unglücklich geschlagen geben. Im nationalen Pokalwettbewerb war die Hoffnung groß, 21 Jahre nach dem letzten Triumph wieder einmal den Pott holen zu können. Im Viertelfinale musste sich der HSV dann aber dem Nordrivalen VfL Wolfsburg nach Verlängerung mit 1:2 beugen, obwohl die Hanseaten nicht das schlechtere Team waren. Ähnlich leidvoll war das Aus auf internationalem Terrain, wo das Los in der Runde der letzten 16 Teams den Norddeutschen ausgerechnet ein Duell mit dem Ligarivalen Bayer 04 Leverkusen bescherte. Auch hier scheiterte der HSV denkbar knapp und musste nach einer 0:1-Hinspielniederlage in der BayArena trotz eines 3:2-Erfolges im Rückspiel aufgrund der mehr erzielten Auswärtstore der Leverkusener die Segel streichen. Zweimal schied Hamburg damit in K.O.-Spielen aus und dokumentierte dabei dennoch die Stärke, die diese Mannschaft wieder besitzt. Beleg dafür ist auch die nunmehr schon seit Wochen andauernde Präsenz der Norddeutschen in der Bundesligaspitzengruppe. Denn schlechter als auf Platz fünf der Tabelle war der HSV letztmals am achten Spieltag notiert. Die Mannschaft von Huub Stevens verfügt ohne Zweifel über große Qualität, was der VfB in der Hinrunde bei einer klaren 1:4-Niederlage in der HSH-Nordbank-Arena erfahren musste. Aus diesem Grund mussten die Hanseaten in der Winterpause ihren Kader auch nicht groß nachbessern.

Stevens geht, van der Vaart auch?

Den zwei Abgängen der ohnehin kaum eine Rolle spielenden Kosi Saka (zum FC Carl Zeiss Jena) und Sebastian Langkamp (zum Karlsruher SC) standen ebenfalls zwei Zugänge gegenüber. Die jungen und hoffnungsvollen Talente Anton Putsilo von Dinamo Minsk und Vadis Odjidja-Ofoe vom RSC Anderlecht verstärken seit Januar den Hamburger Kader. Beide kamen dann im Laufe der Rückrunde auch schon zu Einsatzzeiten, obwohl die Konkurrenz im Kader groß ist und die Aussicht auf eine erfolgreiche Zukunft dadurch gegeben zu sein scheint. Doch zwei Personalien machen den Hamburgern seit Wochen schon mehr Sorgen, als ihnen lieb sein kann. Die erste betrifft Cheftrainer Huub Stevens bzw. dessen Nachfolger. Der Niederländer wird trotz seines erfolgreichen Wirkens im Sommer den HSV verlassen und in seine Heimat Holland zurückkehren, um dort den PSV Eindhoven zu übernehmen. Hauptgrund für seinen Wechsel ist der Umstand, dass er so dauerhaft bei seiner erkrankten Ehefrau Toos weilen kann. Wer auf den oft brummig wirkenden und gegenüber den Medien nicht unbedingt aufgeschlossenen Stevens folgen wird, ist weiter unklar. Spekulationen gibt es viele, eine Unterschrift bislang aber noch keine. Neben der vakanten Trainerposition könnte alsbald auch im zentralen Mittelfeld eine Lücke klaffen, die wohl nur sehr schwer zu schließen wäre. Denn Spielmacher Rafael van der Vaart kokettiert weiter mit Europas Topclubs und niemand weiß, wie lange der geniale Regisseur noch das Trikot mit der Raute tragen wird. Valencia, Real Madrid, Barcelona oder doch Juventus Turin? Vielleicht auch der FC Chelsea oder ein ganz anderer Club. Hamburgs Nummer 23 weckt Begehrlichkeiten, weshalb sein Verbleib in der Hansestadt auch mehr als fraglich ist. Stevens und van der Vaart, zwei Niederländer halten derzeit vor allem Manager Dietmar Beiersdorfer auf Trab, der alsbald Lösungen präsentieren muss, um seinen Verein zukunftssicher zu machen. Zumindest im Falle des Regisseurs könnte eventuell eine neuerliche Qualifikation für die europäische Königsklasse am Ende doch noch für einen Verbleib in Hamburg sprechen, weshalb der HSV in den noch ausstehenden Spielen alles versuchen wird, möglichst weit vorne in der Tabelle zu landen.

Ersetzt Kompany den gesperrten Jarolim?

Dafür sollten die Hanseaten weiter auch in der Fremde so konstant punkten wie im bisherigen Verlauf der Saison. Insofern könnte die Zuschauer am Samstag im Gottlieb-Daimler-Stadion ein offener Schlagabtausch erwarten, da auch die Mannschaft von Armin Veh jeden Zähler bei ihrer Aufholjagd braucht. Das Team von Huub Stevens wird dabei wohl wieder in der bewährten 4-2-3-1-Formation antreten. Im Tor ist Routinier Frank Rost gesetzt. Sein Ersatzmann heißt Wolfgang Hesl. In der Viererabwehrkette dürften Jerome Boateng, Bastian Reinhardt, Guy Demel und Thimothee Atouba erste Wahl sein. Innenverteidiger Joris Mathijsen fehlt indes weiter wegen einer Rotsperre. Eine Alternative auf beiden Außenverteidigerpositionen wäre Collin Benjamin. Variabel einsetzbar im Defensivverbund ist auch der belgische U21-Nationalspieler und Wintereinkauf Vadis Odjidja-Ofoe. Miso Brecko wäre darüber hinaus eine Option als Rechtsverteidiger oder im rechten Mittelfeld. Im defensiven Mittelfeld kehren gegen den VfB die am letzten Spieltag gesperrten Nigel de Jong (5. gelbe Karte) und Vincent Kompany (Gelb-Rot) zurück, was allein schon deshalb wichtig ist, weil David Jarolim zuletzt gegen Bielefeld rot sah und deshalb fehlen wird. Zentral offensiv ist Kapitän und Spielgestalter Rafael van der Vaart gesetzt, halbrechts wird wohl Nationalspieler Piotr Trochowski sein Betätigungsfeld haben. Sein Pendant auf links, der Kroate Ivica Olic, fällt mit einem Muskelfaserriss aus, weshalb Stevens auf dieser Position improvisieren muss. Vielleicht ist dies die Chance des jungen Weißrussen Anton Putsilo auf einen Platz in der Startelf. Auch Routinier Otto Addo kam in der laufenden Runde im Profiteam schon zu Einsatzzeiten. Änis Ben-Hatira und Mario Fillinger spielen dagegen keine große Rolle und der Argentinier Juan Pablo Sorin kämpft nach monatelanger Verletzungspause um den Anschluss. Im Angriff dürfte die einzige zu vergebende Position an den Peruaner José Paolo Guerrero gehen. Auch Ivica Olic könnte als zentraler Angreifer agieren, was selbstredend ebenfalls für Afrika-Cup-Sieger Mohamed Zidan gilt, der unter Stevens aber nicht die besten Karten zu haben scheint und meist nicht über eine Jokerrolle hinaus kommt. Der holländische Außenstürmer Romeo Castelen liegt nach einer Knieoperation weiter auf Eis, so dass die jungen Maxim Choupo-Moting, Macauley Chrisantus und Sidney Sam augenblicklich die einzigen weiteren Alternativen im Angriff des HSV sind.

Quelle: vfb.de