Zvonimir Soldo: Blaue Jacke, rotes Herz

Ex-VfB-Profi kehrt als Dinamo-Jugendcoach zurück


Zvonimir Soldo wird immer ein Roter bleiben. Daran ändert auch sein blauer Trainingsanzug nichts. Als wäre seit dem Ende seiner Karriere als Profi-Fußballer vor eineinhalb Jahren beim VfB nichts passiert, steht der Kroate am Kunstrasen im Sindelfinger Glaspalast und beobachtet die A-Junioren der Stuttgarter beim Kicken.

Soldo hat sich äußerlich nicht verändert. Und innerlich? "Wenn ich rote Trikots sehe, geht mir einfach immer das Herz auf", sagt er und grinst. Tatsächlich hat sich in seinem Leben einiges geändert: Der frühere VfB-Kapitän trägt jetzt blau. Es ist die Farbe seiner Heimatstadt, die Farbe von Dinamo Zagreb. Gleich nach seinem Abschied aus Stuttgart machte Soldo den Trainerschein und zog zurück nach Kroatien. "Ich hätte direkt als Co-Trainer bei den Dinamo-Profis anfangen sollen", erzählt Soldo. Aber das wollte er nicht: "Mein Ziel war es, langsam einzusteigen."

Einen Monat lang hospitierte er in Italien. Soldo wollte lernen. Von den Besten. Zurück auf dem Balkan, übernahm er schließlich die A-Junioren, mit denen er am Junior Cup teilnimmt. Ob er als Trainer die rustikale Spielweise weitergibt, die ihn einst im defensiven Stuttgarter Mittelfeld unersetzlich machte? "Nein, meine Jungs sollen offensiven Fußball zeigen." Mehr noch. Von außen sei der Druck auf die Nachwuchsspieler sehr groß. "Deswegen sollen bei mir alle Lust aufs Kicken bekommen." Dazu führt er intensive Gespräche: "Man darf nicht vergessen, dass Spieler dieser Altersklasse den Spaß nicht verlieren dürfen."

Die Gefahr scheint bei seinen Talenten gering: "Anfangs war ich überrascht. Die Jungs wollten einfach Fußball spielen, am besten ohne Körperkontakt." Aber damit gewinnt man international keinen Blumentopf: "Das Problem habe ich erst langsam in den Griff bekommen." Trotzdem setzt Soldo auf spielerische Elemente: "Ich habe doch früher selbst alle möglichen Sportarten ausprobiert. Sie sollen sich austoben." Als Jurastudent testete er später auch mal neben dem Platz: "So konnte ich meine Verträge selbst aushandeln - und habe es ganz gut gemacht." Wieder grinst Soldo.

Nur als das Gespräch auf die EM und das Spiel Kroatien gegen Deutschland kommt, wird er ernst: "Es ist keine einfache Gruppe. Die wollen wir überstehen." Mehr sagt er nicht. Auf Besuche bei alten Weggefährten muss Zvonimir Soldo in Stuttgart verzichten. Er winkt ab: "Alle im Urlaub." Ihm selbst dagegen blüht in seinem blauen Trainingsanzug am Wochenende viel Arbeit.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten