Ein Ausraster mit A - Gomez droht Sperre

DFB ermittelt nach Verbalattacke des VfB-Stürmers

Dass er sich eine verbale Entgleisung erlaubt hatte, dämmerte Mario Gomez erst mit Verzögerung. Am Sonntag entschuldigte sich der Stürmer des VfB Stuttgart für seinen Ausraster gegen KSC-Profi Maik Franz. Dennoch droht dem 22-Jährigen eine Sperre: Der DFB ermittelt.

Im letzten Augenblick hat Mario Gomez die Gefahr erkannt, die ihm aus der DFB-Zentrale in Frankfurt/Main droht. Seine Verbalattacke gegen Maik Franz (26), der Gomez im Derby am Samstag mit zahlreichen Fouls und Nickligkeiten traktiert hatte, hat die Sportrichter hellhörig gemacht. "Normalerweise respektiere ich im Fußball jeden Gegenspieler. Aber dieses A...loch", ereiferte sich Gomez nach dem Spiel vor laufender Kamera, "er ist einfach ein unfairer Sportsmann. Er spielt unfair, das ist ligaweit bekannt." Franz giftete: "Mario ist ein guter Fußballer, aber alles andere ist vielleicht noch verbesserungswürdig."

Später legte Gomez nach: "Ich stehe zu dem, was ich gesagt habe. Das ist die Realität, eine Tatsache, die Wahrheit."
Erst am nächsten Morgen trat er den Rückzug an - womöglich zu spät. Auf seiner Homepage (www.mario-gomez.de) räumte Gomez, wohl in Vorahnung der juristischen Folgen, kleinlaut ein: "Mein Gegenspieler hat es etwas übertrieben. Die Art und Weise, wie ich meinem Unmut, über seine Art zu spielen, Luft gemacht habe, war so nicht okay. So etwas sollte mir trotz aller Emotionen einfach nicht passieren. Ich darf mich in Zukunft nicht mehr so provozieren lassen."

Zu diesem Zeitpunkt waren die Ermittlungen beim DFB bereits angelaufen. Anton Nachreiner, der Vorsitzende des Kontrollausschusses, forderte Gomez am Sonntag zu einer Stellungnahme auf. Nun entscheidet das DFB-Gremium, ob es ein Verfahren gegen ihn einleitet. Es bewertet auch die Frage, wann ein Spiel zu Ende ist und ob der Zeitpunkt der Äußerungen von Gomez noch der offiziellen Spielzeit zuzurechnen ist.

Bis zu seiner Auswechslung in der 78. Minute hatte sich Gomez ein knallhartes Duell mit Maik Franz geliefert. Nicht, dass sich der Nationalspieler nicht ein Stück weit auf das Techtelmechtel eingelassen hätte - vor dem Treffer zum 1:0 hatte er Franz getunnelt, seinen Jubel lebte er anschließend in der Untertürkheimer Kurve vor dem Block der KSC-Fans aus ("Das habe ich verwechselt - normalerweise schieße ich meine Tore auf der anderen Seite") - in den meisten Szenen fühlte sich der Nationalspieler aber nicht ohne Grund als Opfer von Franz. "Der hat ihn schön bearbeitet, richtig herumgeschnitzt hat er an seinem Bein", sagte VfB-Physiotherapeut Gerhard Wörn, als er Gomez eineinhalb Stunden nach Spielschluss von der Massagebank entließ. Schmerzen, Wut, das Gefühl der Ohnmacht, weil Franz ohne Gelbe Karte davongekommen war - in Gomez arbeitete es. Bis zum Ausbruch, auf den die Karlsruher hochempört reagierten.

"Gomez ist zu Recht Fußballer des Jahres", sagte KSC-Profi Christian Eichner, "aber er sollte sich in der Öffentlichkeit auch wie ein Fußballer des Jahres benehmen. Überheblichkeit ist etwas Furchtbares. So benimmt man sich nicht." Ins gleiche Horn stieß Edmund Becker. "Das ist unterste Schublade. Auch Gomez hat im Spiel immer wieder provoziert", erklärte der KSC-Trainer und appellierte an dessen Vorbildfunktion: "Wenn ein KSC-Spieler so ein Vokabular benützen würde, gäbe es eine saftige Geldstrafe."

Davon will Armin Veh nichts wissen. "Ich kann verstehen, dass Mario der Kragen geplatzt ist. Wenn er für seine Aussage eine Geldstrafe bekommen sollte, dann müsste auch die gesamte Karlsruher Mannschaft eine bekommen." Damit spielte Veh auf die Karlsruher Aufstiegsfeier an. Damals hatten die KSC-Profis vom Rathausbalkon herunter ihre VfB-Kollegen als "Stuttgarter A...löcher" bezeichnet.

Wie auch immer, mit seiner Aussage direkt nach dem Spiel hatte Gomez sowas von recht. Ich kann mich noch gut an die Szenen der Karlsruher Aufstiegsfeier erinnern, und an den Anstimmer der Schmähgesänge. wichser

Quelle: Stuttgarter Nachrichten