"Wir dürfen nicht nur nett zueinander sein"

VfB-Profi über Krise, Kritik und Kurskorrekturen

Der VfB in der Krise - Nationalspieler Thomas Hitzlsperger nimmt sich und die Kollegen in die Pflicht: "So, wie wir zurzeit auftreten, schaden wir dem ganzen Verein. Wir müssen noch konzentrierter arbeiten."

Thomas Hitzlsperger, die Kritik prasselt gerade auf Sie und die Mannschaft nieder. Wie gehen Sie persönlich damit um?
Thomas Hitzlsperger: Wir spielen schlecht, und wir verlieren unsere Spiele. Da ist es nur normal, dass die Stimmung nicht himmelhoch jauchzend ist.

Geht es etwas präziser?
Thomas Hitzlsperger: Die Mannschaft hat in der Hinrunde nicht nur schlechte Spiele abgeliefert, und auch ich war mit meiner Leistung nach der Verletzungspause nicht unzufrieden. In dieser Phase bin ich beispielsweise zum Spieler des Monats gewählt worden.

Die Verdienste von früher zählen nicht mehr.
Thomas Hitzlsperger: Das ist im Prinzip auch in Ordnung. Trotzdem sollte man nicht alles nur schwarz oder nur weiß sehen.

Sie fühlen sich ungerecht bewertet?
Thomas Hitzlsperger: Es ist schon heftig, wie die Kritik ausgefallen ist.

Gegen Hertha ist die Mannschaft regelrecht auseinandergefallen. Haben Sie eine Erklärung dafür, warum es nicht mehr läuft?
Thomas Hitzlsperger: Das beschäftigt mich ständig, das kann man nicht einfach beiseitestreifen. Uns fehlt die Agressivität auf dem Platz, auch mir. Das muss wieder besser werden. Wir dürfen nicht nur nett zueinander sein.

Die Mannschaft hat sich zur Krisensitzung getroffen. Wurde da Tacheles geredet?
Thomas Hitzlsperger: Das bleibt intern. Ich kann nur sagen, dass es ein sehr produktives Gespräch war. Wir sind uns bewusst, dass die Situation ernst ist, und nehmen sie auch nicht auf die leichte Schulter. So, wie wir zurzeit auftreten, schaden wir dem ganzen Verein.

Was muss sich ändern?
Thomas Hitzlsperger: Zuletzt hat sich vielleicht der eine zu sehr auf den anderen verlassen und gedacht: In der Offensive sind wir immer für ein Tor gut, und die Abwehr wird schon dichthalten. Solange man Erfolg hat, funktioniert das auch. Aber diese Selbstverständlichkeiten gibt es zurzeit nicht.

Wie kommen diese Automatismen zurück?
Thomas Hitzlsperger: Wir müssen noch konzentrierter arbeiten als sonst, uns noch mehr auf die wesentlichen Dinge fokussieren, noch mehr auf Kleinigkeiten achten.

Manager Horst Heldt fordert, dass Sie sich auf den VfB konzentrieren. Bundestrainer Jaochim Löw verlangt von Ihnen, dass Sie sich schon jetzt auf die EM vorbereiten und nach dem Training Zusatzschichten einlegen. Gelingt der Spagat?
Thomas Hitzlsperger: Es ist schwierig, keine Frage. Beide Trainer wollen, dass sich ihre Spieler verbessern. Ihre Ziele sind gleich, aber die Wege sind unterschiedlich. Zwischen diesen Ansprüchen muss man einen Kompromiss finden. Entscheidend ist, dass beide Seiten miteinander sprechen und sich abstimmen. Aber natürlich steht zurzeit der VfB für mich ganz klar an erster Stelle.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten