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Unter den Augen des Neuen

Der FC Bayern München hat die Deutsche Meisterschaft so gut wie sicher und konnte es sich deshalb zuletzt mal wieder erlauben, auch außerhalb des Platzes für Schlagzeilen zu sorgen. Dabei taten sich vor allem Mark van Bommel und Oliver Kahn hervor.

Am 27. Spieltag war sie dahin. Die Hoffnung der Konkurrenz, den an der Tabellenspitze stehenden FC Bayern München, am Sonntag, 27. April in der heimischen Allianz-Arena nächster Gegner des VfB, in dieser Saison vielleicht doch noch einfangen zu können. Denn während der Jäger aus Hamburg patzte und in Stuttgart mit 0:1 unterlag, konnten zwar die anderen Teams der Spitzengruppe mit Ausnahme von Bayer 04 Leverkusen in besagter Bundesligarunde ihre Partien gewinnen, was aber unter dem Strich nichts daran änderte, dass am Ende die Münchner mit stolzen neun Punkten Vorsprung auf die Konkurrenz auf Platz eins thronten. Da war er also wieder, der uneinholbar scheinende Vorsprung des Rekordmeister auf die übrigen Teams, den es schon früh in dieser Spielzeit einmal auszumachen galt, der bis zur Winterpause aber wieder zusammengeschrumpft war, so dass Werder Bremen zum Jahreswechsel gleichauf mit den Münchnern lag. Damals brauchte die nationale Konkurrenz also keineswegs das Fernglas, das Bayern-Manager Uli Hoeneß vor Rundenstart allen empfohlen hatte, die es sich auf die Fahnen schrieben, mit den Münchnern mithalten zu wollen. Erst im letzten Viertel der Saison sollte der Vorsprung seiner Mannschaft so groß werden, dass er der Empfehlung zum Gebrauch eines Feldstechers, um den enteilten Rekordmeister noch wahrnehmen zu können, einigermaßen gerecht wurde. In dem Wissen, dass der 21. Meistertitel nicht mehr allzu weit entfernt zu sein scheint und man auch in den Pokal-Wettbewerben des DFB - den man inzwischen zum 14. Mal in der Vereinsgeschichte gewinnen konnte - und der UEFA noch erfolgreich vertreten und damit im Soll war, fand man in München wieder Zeit, sich nicht nur auf, sondern bisweilen auch abseits des Platzes ins Gespräch zu bringen. Den Anfang machte Oliver Kahn auf der Zielgeraden seiner langen und durchweg erfolgreichen Karriere. Beim UEFA-Cup-Hinspiel gegen den spanischen Vertreter FC Getafe störte sich Münchens Nummer eins daran, dass mit Jürgen Klinsmann der zukünftige Bayern-Coach auf der Tribüne saß und schon einmal sein baldiges Personal unter die Lupe nahm. Nach dem zumindest rein vom Ergebnis her durchweg enttäuschenden 1:1 gegen den Club aus der Madrider Peripherie, der in der primera división lediglich einen Mittelfeldplatz belegt, den Rekordmeister aber dennoch um ein Haar aus dem Wettbewerb geworfen hätte, grantelte Kahn über Klinsmanns Anwesenheit: "So etwas habe ich in meiner gesamten Karriere noch nie erlebt. Ich halte das für keinen guten Stil. Das macht man nicht."

Auch van Bommel produzierte Schlagzeilen

Ganz offenbar fühlte sich Kahn und eventuell auch der eine oder andere Kollege daran gestört, dass der neue Coach bei einem Spiel des noch amtierenden auf der Tribüne saß, und dies obwohl Klinsmanns Erscheinen vor der Partie gar nicht bekannt war und somit auch zu keiner Verunsicherung der Akteure führen konnte. Manch einer sah in Kahns öffentlicher Kritik dann auch vielmehr eine Art Retourkutsche für den einstigen Bundestrainer, der den Schlussmann vor der WM 2006 im eigenen Land ins zweite Glied versetzte und stattdessen dessen wenig geliebten Konkurrenten Jens Lehmann zur Nummer eins machte. Das Glück von Kahn und Klinsmann dürfte es derweil sein, dass sich beide ab Sommer nicht mehr allzu oft über den Weg laufen werden, da der Routinier seine Karriere beenden und damit in den Plänen des Hitzfeld-Nachfolgers auch keine Rolle mehr spielen wird. Anders sieht dies höchstwahrscheinlich bei Mark van Bommel aus. Der Niederländer hat in München noch Vertrag bis Sommer 2009 und dürfte damit zumindest ab Sommer noch zwölf Monate lang in den Genuss kommen, unter Klinsmann zu trainieren bzw. zu spielen. Ob es dem noch in Kalifornien lebenden Bundesliga-Trainer-Novizen dann gelingen wird, den oft exzentrischen und unbeherrschten Mittelfeldmann etwas zu zügeln, wird sich erst noch zeigen. In jedem Fall fiel van Bommel in den zurückliegenden Wochen wieder einmal vor allem dadurch auf, dass er sich auf dem Platz nicht unbedingt an die Regeln hielt und damit sein Image als Rüpel pflegte. Beim Münchner Heimspiel gegen den HSV quittierte der Niederländer eine kurz vor Schluss gegen ihn verhängte gelbe Karte - seinerzeit seine fünfte der laufenden Saison, die folglich eine Sperre beim nächsten Gastspiel auf Schalke nach sich gezogen hätte - mit einer von einem Boulevardblatt danach als "Stinkefaust" titulierten Geste in Richtung Schiedsrichter Wagner, der ihm dafür prompt zum zweiten Mal gelb und damit die Ampelkarte zeigte. Der DFB-Kontrollausschuss wollte es derweil nicht bei einer Spielsperre belassen und van Bommel wegen unsportlichen Verhaltens zunächst für drei Partien aus dem Verkehr ziehen, die letztlich aber noch auf zwei Spiele reduziert wurden. Kaum wieder auf dem Platz, bettelte Münchens Nummer 17 gegen Bochum früh gelb-verwarnt so lange um eine zweite Verwarnung, dass der Schiedsrichter nach noch nicht einmal einer halben Stunde gar nicht anders konnte, als Münchens "Aggressivleader" wieder frühzeitig vom Feld zu schicken.

Doppelsechs und offensive Außen

Da Bayern am Ende auch in Unterzahl gegen den VfL noch gewinnen konnte, ging die Schelte von Manager Uli Hoeneß nach dem Spiel jedoch nicht an van Bommel wegen dessen neuerlichem Fehlverhalten, sondern an den Unparteiischen, dem er vorwarf, wie beim Frauenfußball gepfiffen zu haben. Dies wiederum brachte die Damen der Schöpfung in Person von Nationalspielerin Inka Grings in Wallung, die prompt in Richtung Hoeneß zurückgiftete und dessen Worte als "erschreckend und enttäuschend" bewertete, womit ein weiterer Nebenkriegsschauplatz eröffnet war. Ganz zu Schweigen vom Vorhaben des Brasilianers Lucio inmitten des Kampfes um die Meisterschaft, den Münchnern trotz noch laufenden Vertrages im Sommer den Rücken kehren und in wärmere Gefilde wechseln zu wollen, dem Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge aber prompt eine Absage erteilte und dazu bemerkte: "Lucio ist ein sehr guter Spieler und solche geben wir nicht ab!" Sehr gute Spieler hat Bayern indes jede Menge und elf davon werden am Sonntag dann auch beim Anpfiff in der Allianz-Arena versuchen, Revanche für die 1:3-Hinspielpleite in Stuttgart gegen den VfB zu nehmen. Ob Oliver Kahn dabei im Tor stehen wird, ist fraglich, da sich der Routinier im UEFA-Cup-Spiel gegen St. Petersburg einen Nerv eingeklemmt hat und deshalb vorzeitig vom Platz musste. Somit könnte auch die Stunde seines potenziellen Nachfolgers Michael Rensing schlagen. In der Viererabwehrkette dürften Lucio und Martin Demichelis im Zentrum gesetzt sein. Mit Daniel van Buyten steht darüber hinaus ein weiterer Nationalspieler für diese Position zur Verfügung. Der im Winter geholte Brasilianer Breno spielt unterdessen noch keine große Rolle. Auf den Außenverteidigerpositionen streiten sich Christian Lell rechts, und Marcell Jansen links, mit Philipp Lahm, der auf beiden Seiten eine Option darstellt, um einen Platz in der Startformation. Auch der Franzose Willy Sagnol ist jederzeit eine Alternative auf der rechten Verteidigerposition oder aber im Mittelfeld, wo im Normalfall Mark van Bommel und der zuletzt in Frankfurt wegen einer Gelbsperre fehlende Brasilianer Zé Roberto in der Zentrale defensiv ausgerichtet sind, während wohl Bastian Schweinsteiger und Franck Ribéry über die Außen das Spiel nach vorne anschieben werden. Hamit Altintop muss mit einem Mittelfußbruch passen und bangt deshalb auch um eine EM-Teilnahme mit der Türkei im Sommer, so dass augenblicklich der Argentinier José Ernesto Sosa und Jungtalent Toni Kroos auf den offensiven Außenpositionen und Andreas Ottl im Defensivzentrum des Mittelfeldes die Alternativen darstellen. Im Angriff ist in aller Regel das Duo Miroslav Klose/Luca Toni erste Wahl. Klose verletzte sich am Donnerstag im UEFA-Cup jedoch an der Nase, weshalb sein Mitwirken fraglich ist. Für ihn könnte Lukas Podolski zum Zug kommen. Jan Schlaudraff bleibt derweil meist nur ein Bank- oder gar Tribünenplatz.

Quelle: vfb.de