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Verflixter Jahreswechsel

Hannover 96 war in der Hinrunde eine der Überraschungsmannschaften der Liga und spielte nicht nur beim 2:0-Sieg in Stuttgart groß auf. Nach der Winterpause lief es bei dem Team von Trainer Dieter Hecking dagegen noch nicht richtig rund.

3:0 haben sie gewonnen. 3:0. In der Vorbereitung auf die laufende Saison 2007/08. Und das gegen Real Madrid. Hannover 96, am kommenden Sonntag, 30. März, in der heimischen AWD-Arena im Rahmen des 26. Bundesligaspieltages nächster Gegner des VfB, scheint dieser Sieg noch heute zu verfolgen bzw. zu beeinflussen. In der Hinrunde spielten die Niedersachsen durch diesen Prestige trächtigen Erfolg phasenweise wie beflügelt und überraschten mit nahezu konstant starken Auftritten die Liga. Real Madrid als Doping, für eine ähnlich glanzvolle Hinrunde wie sie die Königlichen selbst in der primera división hinlegten, auch wenn die Ambitionen beider Teams zu Beginn der jeweiligen Runde selbstredend grundverschieden waren. Auf Platz sieben war 96 nach 17 Spieltagen zu finden, mit einer realistischen Chance, sich in der zweiten Halbserie noch eine Teilnahme am internationalen Geschäft sichern zu können. Doch seit dem Jahreswechsel zeigen die Niedersachsen eine weitere, weniger erfreuliche Parallele zum spanischen Rekordmeister auf. Ähnlich wie bei Bernd Schusters Starensemble will es auch in Hannover im Jahr 2008 bislang nicht so richtig rund laufen. Von acht Rückrundenspielen konnte die Mannschaft von Trainer Dieter Hecking nur eine einzige Partie gewinnen, viermal spielte man Remis, drei weitere Partien gingen verloren. Hannover ist inzwischen wieder im Tabellenmittelfeld und damit im Niemandsland angekommen. Eine Entwicklung, die nicht unbedingt abzusehen war und die sich trotzdem schon gegen Ende der Hinrunde anzudeuten schien. Das letzte Pflichtspiel im Jahr 2007 führte 96 seinerzeit in die Lausitz zum damaligen Tabellenschlusslicht FC Energie Cottbus. Die Mannschaft von Bojan Prasnikar hatte bis dato erst zweimal gewonnen und feierte an jenem Freitagabend Mitte Dezember des Vorjahres dann trotzdem einen nie erwarteten, klaren 5:1-Sieg gegen Hannover. Nun weiß man nicht erst seit Bayerns 0:2-Blamage am 24. Spieltag, dass eine Niederlage im Stadion der Freundschaft nichts Außergewöhnliches sein muss, doch die Art und Weise wie sich die Niedersachsen in Cottbus abwatschen ließen, stimmte schon damals bedenklich.

Viele Verletzte und lange Sperre für Pinto

Dabei sollte der Blick der Niedersachsen doch eher nach oben als nach unten gehen. Sorgen muss man sich in Hannover trotz des jüngsten Durchhängers aber keine machen. Zumindest keine Existenzsorgen. Die Gefahr, unten reinzurutschen, besteht nicht. Zum einen ist dafür das Punktepolster zu groß, und zum anderen auch die Qualität im Team. Diese wurde im Winter nur bedingt nachgebessert. Einziger Zugang der 96er im Januar-Transferfenster war Verteidiger Valérien Ismaël, der vom Rekordmeister aus München kam. Verlassen haben den Club im Winter indes ebenfalls nur zwei Akteure. Thomas Kleine, dessen Position in der Defensive eben durch Ismaël neu besetzt wurde, ging zum Zweitligaspitzenreiter Borussia Mönchengladbach, und der ohnehin kaum berücksichtigte Mittelfeldspieler Silvio Schröter schloss sich dem Ligarivalen MSV Duisburg an. Insofern hat sich im Vergleich zum ersten Halbjahr eigentlich gar nicht viel verändert. Und doch gibt es Gründe dafür, warum es bislang im neuen Jahr bei Hannover nicht so recht laufen wollte. Der wohl wichtigste Faktor bei der Betrachtung der Misere ist das Verletzungspech, das die Niedersachsen seit geraumer Zeit verfolgt. Mit den Defensivspielern Vinicius, Frank Fahrenhorst und Michael Tarnat fiel nahezu die gesamte Viererkette wochenlang aus. Routinier Tarnat erwischte es dabei mit einem Sehnenanriss im Oberschenkel so schwer, dass die Saison für ihn bereits gelaufen ist. Auch im Mittelfeld gab und gibt es weitere Sorgenkinder. Hanno Balitsch, Szablocs Huszti, Chavdar Yankov und Jan Rosenthal waren bzw. sind noch immer verletzt, ganz zu Schweigen von Dauerpatient Thomas Brdaric im Angriff, der noch kein einziges Mal in der laufenden Runde zum Einsatz kam und nach der x-ten Knieoperation inzwischen offenbar ein vorzeitiges Karriereende nicht mehr ausschließt. Zu all dem Verletzungspech kam noch der vierwöchige Ausfall von Sergio Pinto dazu, der sich zum Rückrundenstart in Hamburg unbeherrscht zeigte, nach einer Tätlichkeit gegen Nigel de Jong die rote Karte sah und für vier Partien gesperrt wurde. Dieter Hecking musste damit in den zurückliegenden Wochen und Monaten mit einem arg eingeschränkten Personal auskommen, das auch die Erkenntnis einbrachte, dass der Kader der 96er zwar gut, aber ganz offensichtlich nicht breit genug besetzt ist.

Eggimann kommt aus Karlsruhe

Die Reaktion darauf war indes die erste Verpflichtung, die bereits für die kommende Spielzeit unter Dach und Fach gebracht werden konnte. Hannovers Manager Christian Hochstätter gelang es, den Schweizer Nationalspieler Mario Eggimann vom Aufsteiger Karlsruher SC von einem Wechsel aus Baden an die Leine zu überzeugen. Am kommenden Wochenende wird eben dieser Eggimann aber noch nichts zur Stabilität der Hintermannschaft der 96er beitragen können, sondern im KSC-Trikot versuchen, sich den Angriffen des FC Schalke 04 zu erwehren. Mit anderen Worten, Hannovers Trainer Dieter Hecking wird am Sonntag gegen den VfB weiter auf das alt bekannte Personal setzen müssen. Ein unumstrittener Eckpfeiler seiner Elf ist Nationaltorhüter Robert Enke. Sein Ersatzmann ist der 39-jährige Richard Golz. Darüber hinaus stehen mit Frank Juric und Morten Jensen noch zwei weitere Torhüter zur Verfügung. In der Viererabwehrkette dürften Steven Cherundolo, Valérien Ismaël, Vinicius und Christian Schulz erste Wahl sein. Frank Fahrenhorst plagt sich mit einer Knieverletzung herum, weshalb er wohl weiter passen muss. Und Michael Tarnat fällt ohnehin wie erwähnt langfristig aus, so dass sich die Abwehrreihe quasi von selbst aufstellt, denn einzig der Pole Dariusz Zuraw wäre noch eine Option. Im Mittelfeld sind Hanno Balitsch und der Albaner Altin Lala im Zentrum defensiv ausgerichtet und gesetzt, weil Christian Schulz, der im Laufe dieser Saison ebenfalls schon als Sechser spielte, links in der Viererkette gebraucht wird und Chavdar Yankov verletzungsbedingt fehlen wird. Auf der rechten Seite streiten sich Sergio Pinto und Gaetan Krebs um einen Platz in der Startformation. Zentral offensiv dürfte der zuletzt beim Gastspiel in Duisburg wegen einer Gelbsperre pausierende Arnold Bruggink zurückkehren und links ist der Ungar Szablosc Huszti unumstritten. Jan Rosenthal setzt eine Schambeinentzündung außer Gefecht. Seine Hoffnungen auf ein Mitwirken am Sonntag dürften mehr als gering sein. Damit bleibt im Mittelfeld nur noch der junge US-Amerikaner Salvatore Zizzo, der bislang jedoch ohne Einsatz im Fußball-Oberhaus blieb. Denkbar wäre auch, dass Hecking die gelernten Stürmer Jiri Stajner oder Benjamin Lauth im offensiven Mittelfeld und damit auf den Außenbahnen zum Einsatz bringt, um damit weitere Alternativen im Mittelfeld zu schaffen. Die Rolle des zentralen Angreifers im 4-2-3-1-System könnte an den Iraner Vahid Hashemian gehen, da Nationalspieler Mike Hanke am letzten Wochenende in Duisburg die rote Karte sah und damit gegen den VfB fehlen wird. Als Optionen stehen Ex-VfB-Spieler Benjamin Lauth oder aber Jiri Stajner bereit.

Quelle:vfb.de