Raphael Schäfer ohne Zukunft beim VfB

Zurück zum 1. FC Nürnberg? - Sven Ulreich bleibt Nummer eins zumindest bis zum Saisonende

Horst Heldt hat ein Problem, aber er redet nicht gern darüber. Der Manager braucht einen neuen Torhüter. Denn Raphael Schäfer hat beim VfB Stuttgart keine Zukunft mehr. Ob Sven Ulreich eine hat, ist noch nicht so ganz sicher.

Das Gesicht von Trainer Armin Veh gerinnt zur Maske, wenn das Gespräch auf das Problem mit den Torhütern kommt. Und Horst Heldt überschwemmt den Naseweisen mit Freundlichkeiten über die aktuelle Nummer zwei, was das Ganze fast schon wieder verdächtig macht. "Raphael verhält sich vorbildlich, lässt sich im Training nicht hängen", lobt der VfB-Manager, "wir haben zwei gute Torhüter. Und darüber bin ich sehr froh." Die Situation ist heikel und im Grunde nur von Schäfer selbst zu lösen. Der Ex-Nürnberger sitzt seit dem 9. Februar nur auf der Bank - er selbst will sich dazu nicht äußern. Das war so nicht geplant, und nach menschlichem Ermessen fühlt sich der 29-Jährige in der Rolle der Nummer zwei so wohl wie ein Eisbär in der Sauna.

Bis zum Saisonende wird sich daran wohl nichts mehr ändern. Der Trainer ist mit Sven Ulreich zufrieden, das Publikum hat die neue Nummer eins ins Herz geschlossen, und nur im Fall, dass den 19-Jährigen aus Schorndorf noch größeres Unheil in Form von einer Sperre, einer Verletzung oder einem Formtief ereilt, steht Schäfer wieder zwischen den Pfosten. Mit anderen Worten: Der Mann, der zum Saisonbeginn mit der Perspektive angetreten war, mit Hilfe des deutschen Meisters noch den Karrieresprung in die Nationalmannschaft zu schaffen, hat beim VfB keine Zukunft mehr. Auch wenn es von den Sportchefs auf dem Wasen keiner gern ausspricht: Armin Veh kann zur neuen Saison den Konkurrenzkampf um die Nummer eins nicht neu eröffnen. Beim ersten Patzer von Schäfer brächen alte Wunden wieder auf.

Es ist fast schon tragisch: Die Zukunft beim VfB Stuttgart hat sich Schäfer selbst verbaut. Als Kapitän und Leitwolf des 1. FC Nürnberg stürmte er im Pokalfinale gegen den VfB übers halbe Feld - und forderte die Rote Karte für Cacau. Damit verscherzte er sich viele Sympathien. Als er zu Beginn der Saison im Halbfinale des Ligapokals gegen den FC Bayern einen Flatterball von Franck Ribéry mit den besten Wünschen ins eigene Tor begleitete, rief die Galerie verärgert nach Timo Hildebrand.

Danach war es vorbei mit der Souveränität des Ex-Nürnbergers, den seine Mitspieler auf Anhieb in den Spielerrat gewählt hatten. Zwar hielt er in einigen Partien der Champions League glänzend, verloren gingen die Begegnungen dennoch. In wichtigen Bundesliga-Duellen dagegen patzte Schäfer, was auch daran lag, dass die VfB-Abwehr zum Saisonbeginn ihren Namen kaum verdiente. Aber das interessiert seine Kritiker nur am Rande. Zurzeit bleibt Schäfer nur die Hoffnung, dass der 1. FC Nürnberg nicht absteigt und ihn zurückholt.

Ob der VfB Stuttgart mit Sven Ulreich als Nummer eins in die nächste Spielzeit geht, ist eine noch offene Frage. Mit seinen 19 Jahren kann er noch nicht der ganz große Rückhalt sein, den eine Mannschaft mit den Ansprüchen des VfB verlangt. Wenn nicht alles täuscht, wird sich ein neuer, erfahrener Torhüter mit Ulreich um die Nummer eins streiten. Timo Ochs, Red Bull Salzburg, soll einer der Kandidaten sein.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten