Auf den Spuren von Timo Hildebrand

Ersatztorhüter Ulreich gilt als Toptalent und hat sich viel beim Nationalkeeper abgeschaut

Es kommt selten vor, dass Ebbo Trautner zu einer Lobeshymne anhebt. Es ist etwas Außergewöhnliches vorgefallen, wenn der Torwarttrainer des VfB Stuttgart so ins Schwärmen gerät wie bei Sven Ulreich. Tatsächlich gilt der Ersatzkeeper intern als eines der größten Talente im Tor, das der VfB je hatte.

Fehlt nur noch, dass Trautner genüsslich mit der Zunge schnalzt, wenn er über den jüngsten Neuzugang im Profikader redet. "Ulreich", sagt der 40-Jährige, "zeichnet sich aus durch Explosivität und eine gute Strafraumbeherrschung, er ist stark in Eins-zu-eins-Situationen und hat beste fußballerische Qualitäten. Er bringt alles mit, was ein künftiger Top-Tormann benötigt."

Trautner ist nicht der Einzige, der in höchsten Tönen von dem 19-Jährigen spricht. Auch A-Junioren-Coach Hansi Kleitsch ist davon überzeugt, dass der Schorndorfer den Sprung nach ganz oben schaffen kann. "Sven ist selbstbewusst, sehr athletisch, ein echter Profi", urteilt er über Ulreich, der in der Jugend beim TSV Schornbach und beim TSV Lichtenwald gekickt hatte. In der E-Jugend kam er über die Jugendtage zum VfB, schon in der C-Jugend waren die Talentsichter vom Cannstatter Wasen überzeugt: Der Junge packt das. Zuletzt hatte Ulreich beim VfB II seine Fähigkeiten demonstriert. Selbst Stammbesucher der Regionalligaspiele können sich kaum erinnern, dass er einmal nicht Herr der Lage war oder Schwächen gezeigt hat.

So kam es den Strategen um Cheftrainer Armin Veh nicht ungelegen, dass Michael Langer in der Winterpause dem Lockruf des SC Freiburg erlag. Der Stellvertreter von Raphael Schäfer galt als kein schlechter Schlussmann - die besseren Perspektiven aber besitzt Ulreich. Der wundert sich nur über das Aufhebens, das alle um ihn machen. "Ich sehe mich nicht als ein Supertalent", sagt er, "ich wüsste nicht, was ich besser mache als andere Torleute." Doch dann sagt er: "Ich habe Stärken auf der Torlinie und beim Herauslaufen."

Sein Rüstzeug hat er sich bei Timo Hildebrand geholt. "Er war mir Vorbild in allem", sagt Ulreich, der beim VfB eine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann begonnen hat. Aus Zeitgründen ruht die Lehre, Ulreich konzentriert sich ganz auf den Fußball. "In Dubai habe ich gemerkt, was mir zu einem echten Profi noch fehlt", sagt er. Auf das schnelle Spiel und die Wettkampfhärte muss er sich körperlich und geistig noch besser einstellen. "Ich habe mir jetzt einen Traum erfüllt. Aber es gibt noch viele Träume zu erreichen", sagt er. Etwa deutscher Meister zu werden: "Mit den A-Junioren des VfB ist mir das nie gelungen, aber das kann ich ja noch nachholen." Auf den Mund gefallen ist Ulreich jedenfalls nicht.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten