Kostet Torwart-Fehler Millionen?

Schäfer resigniert - VfB sucht neuen Keeper: Kommt Lehmann oder Enke?

Die Torwartfrage wird für den VfB zur Millionenfrage. Eine Niederlage in Wolfsburg könnte den Club elf Millionen Euro kosten. Raphael Schäfer und die Roten könnten auf einen Schlag viel verspielen.

Das abschreckende Szenario setzt auch Raphael Schäfer zu. Einem Vertrauten sagte er gestern: "Ich weiß, dass es beim VfB nicht mehr weitergeht." Er weiß auch: Am Samstag kommt es zum von Wolfsburgs Trainer Felix Magath apostrophierten "Endspiel um den Uefa-Cup-Platz". Das erhöht die Anspannung bei allen Beteiligten. Denn sollte der 29-Jährige erneut patzen, wären die Folgen fatal und teuer.

Uefa-Cup ist Pflicht: Beide Clubs spielen um die nötigen Einnahmen, die der internationale Wettbewerb verspricht: Fünf Millionen Euro. Vor allem der VfB ist auf diese Einnahmen angewiesen.

Schäfers Ruf: Er spielt um seine berufliche Zukunft. Sollte er erneut patzen, trägt er das Stigma des nervenschwachen Torhüters. Der Norddeutsche wäre dann nur noch schwer an einen Top-Club vermittelbar.

Unkalkulierbares Risiko: Die Konsequenz für den VfB: Der Club kann nicht nur die zuletzt bezahlte Ablöse von zwei Millionen Euro abschreiben. Die Roten müssten bei einer Trennung von Schäfer auch eine millionenschwere Abfindung zahlen. Da Schäfer einen Vertrag bis 2011 besitzt, wären dann geschätzte vier Millionen Euro fällig. Unterm Strich kommt also die Summe von etwa elf Millionen Euro heraus. Das Risiko, Schäfer am Samstag ins Tor zu stellen, wird damit beinahe unkalkulierbar.

Alleine aus diesem Grund herrscht auf dem Wasen in diesen Tagen "silenzio stampa" in der Torhüterfrage. Weder Raphael Schäfer, Kapitän Fernando Meira noch Manager Horst Heldt wollten die brisanten Fragen beantworten oder kommentieren. Vielleicht auch, weil ohnehin zwei Dinge klar sind: Schäfer hat keine Zukunft mehr. Und die Suche nach der neuen Nummer eins hat bereits begonnen.

Um vier Kandidaten kreisen die Gedanken der VfB-Strategen:

Jens Lehmann: Auf Nachfrage sagte der Nationalkeeper: "Ich sage derzeit nichts zu diesem Thema." Ein enger Vertrauter des Arsenal-Keepers verriet jedoch: "Jens und die Bundesliga? Warum nicht. Auch der VfB ist eine gute und vorstellbare Adresse, aber Jens will diese Entscheidung erst nach der EM treffen." Der VfB hat mit Lehmann bereits im November 2006 verhandelt.

Timo Hildebrand: Der Ex-VfB-Torwart hat mit Valencia gerade erst den Abstieg vermieden. In der kommenden Saison soll um Hildebrand eine neue Mannschaft aufgebaut werden. Sein Interesse, zum VfB zurückzukehren, ist daher gering. Aber vor allem im Fußball gilt: Sag niemals Nie.

Robert Enke: Der Berater des Torhüters, Jörg Neblung, sagt zu einem möglichen Wechsel nur: "Ich schließe in diesem Geschäft nichts mehr kategorisch aus." Neblung lobt die Clubführung des VfB überdies in den höchsten Tönen. Bereits vor eineinhalb Jahren sei der Boden für einen Wechsel schon bereitet gewesen. Damals sprachen private Gründe dagegen.

Timo Ochs: Trainer Armin Veh lässt den Keeper aus Salzburg schon länger beobachten. Bei einem Angebot würde Ochs notfalls zu Fuß nach Stuttgart kommen.

Egal, welcher Torhüter schließlich beim VfB landet. Sicher ist nur, eine preiswerte Lösung gibt es nicht. Schon deshalb gilt es jetzt, keine weiteren Torwart-Fehler mehr zu machen.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten