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Die Hansa-Kogge hält sich über Wasser


Der FC Hansa Rostock strebt im ersten Jahr nach dem Wiederaufstieg den Klassenverbleib an und ist dabei auf einem guten Weg. Und dies obwohl das Team von Trainer Frank Pagelsdorf auf einen fest eingeplanten Leistungsträger fast gänzlich verzichten musste.

Der VfB ist schuld. Ohne wenn und aber. Denn dass der FC Hansa Rostock im Abstiegskampf über dem ominösen Strich und damit in der am Saisonende erträglichen Zone steht, hat unmittelbar mit der Mannschaft von Cheftrainer Armin Veh zu tun. Am kommenden Ostersamstag, 22. März, empfängt der VfB im heimischen Gottlieb-Daimler-Stadion um 15.30 Uhr die Mannschaft von der Ostsee und ist dabei auf Wiedergutmachung aus. Denn der erste Saisonvergleich Ende September des vergangenen Jahres ging mit 1:2 verloren. Mit diesem Sieg sprangen die Rostocker seinerzeit nach einem kompletten Fehlstart mit fünf Niederlagen in Folge erstmals von den Abstiegsrängen in positivere Regionen der Tabelle, nachdem die Mannschaft von Trainer Frank Pagelsdorf vor dem Sieg gegen den VfB auch schon gegen Duisburg und in Berlin dreifach punkten konnte. Seit jenem 29. September und dem Erfolg gegen den VfB, den Ex-VfB-Spieler Tobias Rathgeb und der Brasilianer Orestes mit ihren Treffern bei einem späten Gegentor von Mario Gomez sicherstellen konnten, fährt die Hansa-Kogge in relativ sicherem Gewässer und wurde nicht, wie es manch Experte nach dem schwachen Saisonauftakt schon befürchtet hatte, zum U-Boot, das auf Tauchstation ging. Dass es für die Hansestädter nach dem Aufstieg in der Vorsaison nur um den Klassenverbleib gehen würde, war in und um Rostock ohnehin allen klar. Und da die Verantwortlichen auch in schweren Zeiten die Ruhe bewahrten, am Trainer festhielten und Weitsicht bewiesen, scheint das angestrebte Ziel in dieser Spielzeit auch durchaus zu verwirklichen zu sein. Und dies obwohl der Trainer der Rostocker fast die komplette Runde ohne einen fest eingeplanten Eckpfeiler auskommen musste. Routinier Stefan Beinlich kam ganze neunmal zum Einsatz und wurde dabei noch zweimal ein- und viermal ausgewechselt. Der ehemalige Nationalspieler und Mittelfeldmotor plagte sich fast die komplette Hinrunde mit Verletzungen herum und könnte nun nach einer Knorpelabsplitterung im Knie sogar zu einem vorzeitigen Karriereende gezwungen werden. Dabei sollte Beinlich eigentlich so etwas wie der verlängerte Arm von Frank Pagelsdorf sein, so wie er es nach seiner Rückkehr an die Ostsee schon im Aufstiegsjahr gewesen war.

Gledsons Pech nach der Rückkehr

Die Lücke, die der Linksfuß so oft hinterließ, schlossen derweil andere. Auf seiner Position im defensiven Mittelfeld vor allem Tobias Rathgeb, der auch bedingt durch Beinlichs Fehlen erst wieder zum unumstrittenen Stammspieler wurde. Und als Leader im Team dient seit der Rückrunde ebenfalls ein alter Bekannter. Der Brasilianer Gledson kehrte nach nur einem halben Jahr beim VfB wieder nach Rostock zurück, nachdem es in Stuttgart nicht so laufen wollte, wie es sich sowohl er als auch der Verein vorgestellt hatten. In der Bundesliga kam der robuste Innenverteidiger unter Armin Veh überhaupt nicht zum Zug, in der UEFA Champions League war er auch nur Zuschauer und bei seinem einzigen Pflichtspieleinsatz im Trikot mit dem roten Brustring ging nahezu alles schief, was nur schief gehen konnte. In der ersten DFB-Pokal-Runde beim Zweitligaaufsteiger SV Wehen-Wiesbaden erwischte die Veh-Elf nicht gerade ihren besten Tag und mogelte sich durch einen späten und glücklichen 2:1-Sieg eine Runde weiter. Unter vielen schlechten Akteuren war an diesem Tag Gledson sicher der größte Verlierer, denn kurz nach der Pause musste der baumlange Defensivspieler nach einer Tätlichkeit gegen Valentine Atem mit Rot vom Platz. Dieser Ausschluss war der Anfang vom Ende Gledsons in Stuttgart und führte ihn in der Winterpause letztlich wieder zurück in die alte Heimat nach Rostock. Dort angekommen ging der Negativlauf für Gledson derweil zunächst weiter. Denn der 28-Jährige erkrankte so schwer, dass er nicht nur wochenlang ausfiel, sondern in Folge einer schweren Bronchitis auch noch rund zehn Kilogramm Körpergewicht verlor. Nach einem Einsatz zum Rückrundenauftakt beim 1:2 gegen die Münchner Bayern konnte Gledson damit erst am 23. Spieltag wieder mitmischen, so dass Frank Pagelsdorfs alter, neuer Abwehrchef bislang noch nicht die Verstärkung war, die man sich erhofft hatte. Trotzdem ist der neben Torhüter Kenneth Kronholm einzige Winterneuzugang der Hansa in den kommenden Wochen fest eingeplant und gerade bei seiner Rückkehr nach Stuttgart dürfte Rostocks Nummer 33 hoch motiviert und heiß auf einen Einsatz sein. Neben den zwei Zugängen Kronholm und Gledson hatte der Aufsteiger im Januar auch zwei Abgänge zu verzeichnen, die jedoch beide nicht weiter ins Gewicht fielen. Torhüter Patric Klandt ging im Tausch mit eben jenen Kronholm zum FSV Frankfurt und Angreifer Marcel Schied verließ die Ostsee in Richtung Jena und damit in Liga zwei.

Auswärts im 4-2-3-1-System?

Somit wird das Gesicht der Rostocker Mannschaft, die am Samstag im Gottlieb-Daimler-Stadion auflaufen wird, dem des ersten Vergleichs ziemlich ähnlich sein. Im Tor steht in jedem Fall der Ex-Hamburger Stefan Wächter, als Ersatz stehen Kenneth Kronholm und Jörg Hahnel zur Verfügung. In der Viererabwehrkette dürfte im Zentrum Gledson bei seiner Rückkehr gesetzt sein. An seiner Seite agiert wohl Tim Sebastian, wenngleich auch der Brasilianer Orestes als zweiter Innenverteidiger denkbar wäre. Die Position des Linksverteidigers geht an Marc Stein, der in der kommenden Saison für Hertha BSC Berlin spielen wird. Rechts streiten sich Dexter Langen und Assani Lukimya um einen Platz in der Startelf. Auch der zuletzt wegen einer Zerrung außer Gefecht gesetzte Benjamin Lense könnte rechts hinten wieder eine Option darstellen, während der im Laufe der Runde bereits suspendierte und mittlerweile wieder begnadigte US-Amerikaner Heath Pearce links für Stein eine Alternative sein könnte. Im Abwehrzentrum hat Frank Pagelsdorf darüber hinaus mit dem Brasilianer Diego Morais eine weitere Variationsmöglichkeit in der Hinterhand. Die Besetzung des Mittelfelds hängt in erster Linie von der taktischen Ausrichtung der Hansa-Elf ab. Wahrscheinlich setzt Pagelsdorf auswärts auf das etwas defensivere 4-2-3-1 statt auf das in heimischen Gefilden bewährte 4-4-2. In diesem Fall dürften wohl Kai Bülow und Tobias Rathgeb eine Doppelsechs im defensiven Mittelfeld spielen. Auf der rechten Flanke könnte der junge Fin Bartels auflaufen, zentral als hängende Spitze der bislang beste Hansa-Torschütze und Kapitän Enrico Kern, und links dürfte der zuletzt gegen Berlin gelb-gesperrte Ex-Nationalspieler Christian Rahn wieder in die Startformation zurückkehren. Erste Optionen sind im Offensivbereich Zafer Yelen und Djordjije Cetkovic, im defensiven Mittelfeld müsste einer der Verteidiger wie beispielsweise Tim Sebastian oder Benjamin Lense bei einem Ausfall eines der gesetzten Kollegen aushelfen. Stefan Beinlich fehlt wegen seiner Knieverletzung in jedem Fall und Routinier René Rydlewicz spielt im Herbst seiner Karriere keine große Rolle mehr. Im Angriff konnte Victor Agali beim letzten Auswärtsspiel in Duisburg endlich seine Torflaute beenden und damit seiner Rolle als zentraler Stoßstürmer gerecht werden. Der Nigerianer dürfte aktuell auch die Nase im Vergleich zu Regis Dorn und Addy-Waku Menga vorne haben. Auch der Iraner Amir Sharpourzadeh wäre eine Alternative im Angriff, könnte aber genauso über den rechten Flügel wirken. Sebastian Hähnge wird unterdessen wegen den Folgen eines Innenbandrisses wohl noch nicht wieder mitmischen können.

Quelle: vfb.de