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Barcas zwei Gesichter

Das letzte Gruppenspiel in der UEFA Champions League führt den VfB zum FC Barcelona. Sportlich ist die Partie bedeutungslos, weshalb beide Teams frei aufspielen können. Ein Umstand der den heimstarken Spaniern entgegenkommen dürfte.

Einmal im Camp Nou, der Heimspielstätte des FC Barcelona, aufzulaufen, ist der Traum eines jeden Fußballers. Und auch wenn die Partie zwischen den Katalanen und dem VfB am kommenden Mittwoch, 12. Dezember, um 20.45 Uhr wohl als eines der sportlich unwichtigsten Spiele in die Annalen der Königsklasse eingehen dürfte, da bereits vor dem Anpfiff klar ist, dass Barca ins Achtelfinale einziehen und die Mannschaft von VfB-Cheftrainer Armin Veh die Gruppenphase als Letzter abschließend wird, dürfte die Begegnung zumindest aus Sicht des Gastes etwas ganz Besonderes werden. Schließlich ist man nicht jeden Tag zu Besuch bei einer der fußballerischen Top-Adressen in Europa. Wobei sich vorneweg gleich die Frage stellt, ob ein Gastspiel in Barcelona unbedingt großen Anlass zur Freude geben kann. Denn die Heimbilanz des FC Barcelona ist genau das, was man gemeinhin als eine blütenweise Weste beschreibt. Acht Ligaspiele, acht Siege und zwei Auftritte in der UEFA Champions League vor heimischer Kulisse, die ebenfalls gewonnen wurden. Dabei kassierte das Team von Trainer Frank Rijkaard in allen genannten Partien zusammen ganze vier Gegentore. Kurzum, Barcelona ist im heimischen Camp Nou eine absolute Macht. Knapp 100.000 Zuschauer verfolgen in aller Regel dort die Auftritte der "Azulgrana" und lassen sich von den Darbietungen ihrer Lieblinge begeistern, einen Genuss, in den am Mittwoch auch gut 5.000 VfB-Anhänger kommen werden. Was die Mannschaft von Armin Veh erwarten wird, kann bereits aus dem ersten Vergleich beider Teams geschlossen werden, denn schon im Gottlieb-Daimler-Stadion zeigten Lionel Messi und seine Kollegen, warum sie auch in dieser Spielzeit als einer der Favoriten auf den Titel in Europas Superliga gelten. Wenngleich die Partie in Stuttgart auch dahingehend etwas aus der Reihe fiel, da Rijkaards Mannen in der Fremde bislang nur selten zu überzeugen wussten. In der primera división gelang in den bisherigen sieben Gastspielen nur ein Sieg und auch in der UEFA Champions League war das 2:0 am 02. Oktober im Hinspiel gegen den VfB der einzige Dreier von Barca, das in Glasgow (0:0) und Lyon (2:2) lediglich Remis spielte.

Steht Ronaldinho vor dem Abschied?

Warum Barcelona in der Fremde sein schnelles und ballsicheres Kombinationsspiel nicht wie gewohnt umzusetzen versteht, dürfte eines der Rätsel sein, das es für Frank Rijkaard bald zu lösen gilt, wenn man am Ende der Runde nicht wieder ohne Titel wie in der vergangenen Saison dastehen möchte. Denn in der Spielzeit 2006/07 verspielte Barca auf der Zielgeraden sowohl national als auch international alle Chancen auf eine Erweitung des Briefkopfes durch neuerliche und nachhaltige Erfolgserlebnisse. Ein Mann, der schon damals etwas in der Kritik stand, war ausgerechnet der in den Jahren zuvor unantastbare Superstar Ronaldinho. Obwohl der Brasilianer im Vorjahr in der Liga 21mal ins Schwarze traf und damit die beste Ausbeute seit seinem Wechsel vom FC Paris St. Germain in die katalanische Metropole erzielte, schien die ganz große Magie der Nummer zehn schon etwas verflogen zu sein. Dieser Zustand hat sich in den zurückliegenden Wochen weiter verfestigt, so dass der Brasilianer am 14. Spieltag der primera división erstmals überhaupt, obwohl fit, bei einem Ligamatch nur auf der Bank saß. Dass Rijkaard sogar dem von Teilen des Publikums ungeliebten, weil oft hölzern wirkenden Isländer Eidur Smari Gudjohnsen, der darüber hinaus auch noch ein gelernter Stürmer ist, im Mittelfeld zuletzt häufiger den Vorzug gab, dürfte die Spekulationen um ein baldiges Ende des Engagements von Ronaldinho beim FC Barcelona nur noch zusätzlich angeheizt haben. Was vor noch nicht allzu langer Zeit undenkbar erschien, könnte damit bereits im Winter schon Gewissheit werden. Zumindest dürfte es nicht mehr undenkbar sein, dass der einst als weltbester Fußballer gefeierte Brasilianer bald eine neue Herausforderung suchen und sich durch einen Vereinswechsel einen Kick für die weitere Karriere geben könnte. Ganz oben auf der Liste möglicher Interessenten, die noch dazu über das notwendige Kleingeld verfügen, diesen Transfer überhaupt stemmen zu können, stehen vor allem der FC Chelsea London, der nach der Trennung von Chefcoach José Mourinho dem zuletzt oft farblosen Ensemble nur zu gerne einen frischen Impuls geben möchte, und der AC Mailand. Die Rossonieri buhlen schon seit Jahren um die Dienste von Ronaldinho und könnten ihrerseits eine bislang für ihre Verhältnisse höchst durchwachsene Saison mit der Verpflichtung des Wunschsspielers in eine neue, bessere Richtung lenken.

Nur Messi ist vorne gesetzt

Ob Ronaldinho jedenfalls am Mittwoch gegen den VfB mitwirken wird, ist derzeit zumindest fraglich, obwohl Barcelona noch immer einige prominente Ausfälle zu verkraften hat. So erholen sich Samuel Eto´o - er gab am Sonntag gegen Deportivo La Coruña sein Comeback - und Deco nur langsam von Langzeitverletzungen und auch der Franzose Thierry Henry wird wegen Rückenbeschwerden gegen den VfB wohl passen müssen. Dazu kommt der Brasilianer Edmilson, der nach einer monatelangen Verletzungspause noch nicht wieder bei einhundert Prozent ist. So wird Frank Rijkaard, der nach einem Platzverweis in Lyon das Spiel gegen den VfB von der Tribüne aus verfolgen und damit seinem Assistenten Johan Neeskens das Kommando übergeben muss, wohl auch am Mittwoch in erster Linie auf die Akteure setzen, die zuletzt schon den Stamm bildeten. Dazu gehört ohne wenn und aber Torhüter Víctor Valdés. Sein Ersatzmann heißt Jorquera. In der Viererkette dürften Gianluca Zambrotta, Kapitän Carles Puyol, der Argentinier Gabriel Milito und Éric Abidal erste Wahl sein, wenngleich auch Rafael Márquez in die Innenverteidigung rücken könnte und Puyol damit zum Rechtsverteidiger machen würde, die Position auf der die Barca-Ikone mit der Löwenmähne einst seine Karriere auch begann. Die Optionen sind Oleguer Presas auf der rechten Seite, Lilian Thuram fürs Abwehrzentrum und der Brasilianer Sylvinho als Linksverteidiger. Im Mittelfeld dürften Xavi, der Ivorer Yaya Touré und Eidur Smari Gudjohnsen von Beginn an auflaufen. Sollte Deco bis Mittwoch fit werden, müsste der Isländer für ihn wohl weichen. Auch Andrés Iniesta wäre im Normalfall ein Kandidat für eine der drei Positionen im Mittelfeld, allerdings setzte Rijkaard den spielintelligenten Auswahlakteur zuletzt meist in der offensiven Dreierreihe als Angreifer ein. An seiner Seite könnten der erst 17-jährige Bojan Krkic und der in jedem Fall gesetzte Lionel Messi wirken. Auch Ronaldinho ist selbstredend trotz meist mäßiger Vorstellungen in den vergangenen Wochen nicht außen vor. Über ein Mitwirken von Samuel Eto´o und Thierry Henry entscheidet in erster Linie die medizinische Abteilung der Katalanen, wobei in Anbetracht der Tatsache, dass es sportlich um nichts mehr geht, Barcelona sicher kein Risiko bei beiden eingehen und das Duo im Fall der Fälle eher schonen wird. Damit bleibt als offensive Alternative noch der junge Mexikaner Giovani dos Santos, während Santiago Ezquerro fast keine Rolle mehr spielt.

Quelle: vfb.de