"Es ist doch klar, was Hoeneß bezweckt hat"

Manager Heldt zum VfB, Bayern und der Kollegenschelte

Verletzte Spieler ließen den Meis­ter in der Hinrunde nicht in Tritt kommen. Manager Horst Heldt (38) erklärt, warum der VfB bei Transfers dennoch so zurückhaltend war.

Der VfB Stuttgart hat immer noch einige Verletzte, trotzdem wurde mit Radu nur ein Spieler verpflichtet. Warum, Herr Heldt?
Horst Heldt: Wir gehen davon aus, dass unsere angeschlagenen Spieler zum Rückrundenauftakt weitge­hend fit sein werden. Bei Andreas Beck sieht es sehr gut aus, Ludovic Magnin ist voll im Zeitplan. Auch bei Mario Gomez bin ich optimis­tisch, dass es bis zum Start auf Schalke hinhauen wird. Von daher sehe ich die Situation bei unseren Verletzten nicht so schlimm.

Bis auf Cacau sollten es also alle schaffen?
Horst Heldt: Ja. Cacau wird fehlen und die drei gesperrten Tasci, Pardo und Osorio.

Magnin hat ein Angebot aus Birmingham vorliegen. Ein abstiegsbedrohter englischer Erstli­gist ist reizvoller als der amtierende Deutsche Meister? Das kann doch nur an den Finanzen liegen.
Horst Heldt: Ganz klar, da darf man sich nichts vormachen. Wenn es nur nach dem Finanziellen gehen würde, ist Birmingham sicher reiz­voll. Ob es sportlich reizvoll ist, steht auf einem anderen Papier. Und das kann nur der Spieler entscheiden.

Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass er bleibt?
Horst Heldt: In dem Gespräch, das wir führten, wurde deutlich, dass es seine Priorität ist, in Stuttgart zu bleiben. Beide Seiten wissen, was sie aneinander haben. Wir wollen mit ihm verlängern.

Beim VfB war es während der Tage von Dubai vergleichsweise ruhig. Der FC Bayern war dage­gen daheim sehr rege. Klinsmann kommt, Borowski kommt, Heldt wurde kritisiert. Packt es Klinsmann bei den Bayern?
Horst Heldt: Man sieht, dass der FC Bay­ern Großes vorhat. Wer Jürgen Klinsmann kennt und beobachtet hat, der weiß, dass er seinen Weg konsequent geht. Er hat sicher interessante Vorstellungen. Das wird für alle Beteiligten eine große Herausforderung.

Sind Sie froh, dass Borowski zu den Bayern geht, weil damit Werder Bremen, ein Konkurrent um Platz zwei in der kommenden Saison, geschwächt wird?
Horst Heldt: Bremen hat schon immer ein gutes Händchen bei Verpflichtun­gen bewiesen und sie werden sicher auch für Borowski wieder eine Alternative aus dem Hut zaubern.

Wird Bayern mit Klinsmann Meister?
Horst Heldt: Ich habe gelesen, dass es das Ziel von Jürgen Klinsmann ist, Erfolg zu planen. Das halte ich für schwierig. Man kann Leistung planen, aber Erfolg? Da passieren immer wieder so viele Dinge.

Es gibt keine Langeweile?
Horst Heldt: Natürlich wird der Weg zur Meisterschaft in der nächsten Saison wie in dieser nur über den FC Bayern führen, aber auch andere werden konkurrenzfähig sein wie Schalke, Bremen, Hamburg, Stutt­gart, Leverkusen oder vielleicht auch Wolfsburg. Es wird auch in der kommenden Saison eine Konkurrenz zum FC Bayern geben.

Was haben Sie Uli Hoeneß getan, dass er Sie zuletzt verbal so angriff? Er sagte in seiner Nachfolgediskussion zum Beispiel, dass er "hier keinen 30-Jährigen hinsetzen kann wie den Heldt"?
Horst Heldt: Es freut mich, dass ich mich so gut gehalten habe, dass er mich auf 30 schätzt.

In der Podolski-Geschichte hat er Sie richtig abgewatscht. Er sagte, dass Sie nicht Spieler anbaggern sollen, die noch bei anderen Vereinen unter Vertrag stehen.
Horst Heldt: Im Nachhinein ist doch klar, was er damit bezweckt hat.

Erklären Sie es uns?
Horst Heldt: Es war ein gezieltes und gelungenes Ablenkungsmanöver, um die eigentliche Arbeit in Ruhe machen zu können.

Zurück zum VfB. Werden Sie den Januar noch zu Transfertätig­keiten nutzen?
Horst Heldt: Im Großen und Ganzen haben wir die Dinge erledigt, die wir machen wollten. Gledson haben wir abgegeben, in Radu einen Stürmer dazugeholt. Wir werden den Markt weiter beobachten, aber wohl nichts mehr machen.

Neben Borowski laufen auch noch die Verträge der Nationalspie­ler Asamoah und Kehl aus. Hat der VfB Interesse?
Horst Heldt: Im Sommer sind interessante Spieler auf dem Markt. Ich bin froh, dass unsere Stammspieler, bis auf Magnin, Verträge über den Sommer hinaus haben.

Quelle: kicker.de