Die Aufholjagd beginnt in Dubai

Der VfB will in der Rückrunde einiges geraderücken - Der Trainer Armin Veh setzt zunächst Etappenziele

Der VfB Stuttgart hat in Dubai die ersten Trainingseinheiten absolviert. "Es gilt, in der Rückrunde Leistungen zu zeigen, die eines Meisters würdig sind", sagt der Trainer Armin Veh, der mit dem Club zumindest den Uefa-Cup erreichen muss.

In Dubai wollen die Scheichs von jeher hoch hinaus. In dem kleinen Wüstenstaat mit seinen 1,37 Millionen Einwohnern, der hinter Abu Dhabi der zweitgrößte der Vereinigten Arabischen Emirate ist, ist das zwangsläufig so. Immerhin sind fünf Prozent der Bewohner Dollarmillionäre - also muss die Herrscherfamilie um den Scheich Muhammad bin Raschid al-Maktoum ihrer Bevölkerung, 85 Prozent von ihnen sind Ausländer, auch etwas bieten. Sie tut dies etwa mit einer kostenlosen Krankenversorgung, mit Rabattpreisen beim alljährlichen Einkaufsfestival und mit jeder Menge Wolkenkratzern, die hier wie Pilze aus dem Boden schießen. Der 2009 fertiggestellte Burj Tower in Dubai-Stadt soll mit seinen 818 Metern als höchstes Gebäude der Welt dem Gigantismus dann die Krone aufsetzen.

Es ist also eine Welt des Überflusses - mit einer Skihalle inmitten der Wüstensonne -, in welcher der Tross des VfB Stuttgart an Bord der Emirates-Maschine gestern Morgen um fünf Uhr Ortszeit gelandet ist. Zum dritten Mal in Folge absolviert der Bundesligist in Dubai sein Trainingslager, das bis zum 14. Januar andauern wird. Und wie die Scheichs will auch der deutsche Fußballmeister seinem Gefolge, den VfB-Fans, nach einer verkorksten Vorrunde etwas bieten.

Was aber ist noch drin für den Club? "Wir müssen uns als Spitzenteam festigen", sagt der Teammanager Horst Heldt, dem ein Platz unter den ersten drei dabei noch immer am liebsten wäre. Doch das ist ein großes Ziel: denn mit acht Siegen bei acht Niederlagen und einem Unentschieden rangiert der Meister derzeit auf dem bescheidenen achten Platz der Liga. Im Pokal hat man das Achtelfinale am 30. Januar bei Bremen II erreicht. "Wir sind hinter den Ansprüchen zurückgeblieben", sagt Heldt - und hat dabei auch das peinliche Scheitern in der Champions League im Hinterkopf.

"Wir müssen erst einmal wieder die Leistungen bringen, die eines Meisters würdig sind", sagt dagegen der Trainer Armin Veh. Das klingt sehr verhalten angesichts des Minimalziels Uefa-Cup, das schon allein wegen der Spielergehälter Pflicht ist. Hierfür muss der VfB aber entweder die Bayern, die Bremer, den HSV, Schalke oder Leverkusen hinter sich lassen - und die beiden Überraschungsteams der Vorrunde, den Karlsruher SC und Hannover 96, sowieso.

"Ich bleibe zurückhaltend. Wir müssen den Rückrundenstart abwarten - Platz fünf wird schwer genug", sagt Armin Veh, nachdem er bei Sonnenschein und 24 Grad Lufttemperatur sein Zimmer im noblen Park Hyatt Hotel am Dubai Creek bezogen hat. Hier kostet die Nacht 560 US-Dollar, doch der VfB bezahlt nichts, weil er neben Porto Alegre, Inter Mailand und Ajax Amsterdam erstmals beim Dubaicup, dem größten Einladungsturnier der Region, mitspielt.

Vor dem Start ins neue Fußballjahr setzt Armin Veh seinen Profis also Etappenziele. Der 46-Jährige verweist dabei auf die anhaltenden Probleme im Team: Zwar sind die Personalsorgen ("Wir haben gelernt, damit umzugehen", sagt Veh) nicht so groß wie im Sommer, als die Stuttgarter im österreichischen Irdning ihr Trainingscamp aufschlugen, aber sie bleiben nicht unbedeutend: Cacau ist wegen seiner Schultereckgelenkssprengung nicht mitgeflogen, Arthur Boka bereitete sich mit der Elfenbeinküste auf den Africacup in Ghana (Start 20. Januar) vor. Als Rekonvaleszenten nach ihren Knie- und Sprunggelenksverletzungen sind Andreas Beck und Ludovic Magnin in den Nahen Osten mitgereist. Der Toptorjäger Mario Gomez kann in Dubai nach seiner Rippenfellentzündung vorerst auch nicht voll trainieren.

Aber es gibt auch positive Signale für Veh und Heldt, die mit ihrem Team heute (um 15 Uhr MEZ) im Stadion des Al-Wasi-Clubs im Halbfinale des Dubaicups auf den dreifachen brasilianischen Meister Gremio Porto Alegre treffen (siegt der VfB, spielt er im Finale am Montag gegen den Sieger der Partie Ajax Amsterdam gegen Inter Mailand): Anders als im Juli sind die Stürmer Ciprian Marica und Ewerthon von Beginn an dabei. Auch wenn Marica nach einem Schneesturm in Bukarest verspätet in Dubai ankam. Mit Sergiu Radu, der Leihgabe aus Wolfsburg, besitzt Armin Veh für die Offensive nun neben Manuel Fischer eine weitere Alternative. Während der für die Spielgestaltung wichtige Thomas Hitzlsperger anders als im Sommer ausgeruht ins Trainingslager kommt, darf man auch bei Yildiray Bastürk optimistisch sein. Der Regisseur hat seinen Heimaturlaub früher beendet und an der Seite des Physiotherapeuten Gerhard Wörn ein Individualprogramm zum Muskelaufbau absolviert.

Der VfB darf unter der Wüstensonne Dubais also zuversichtlicher als im Juli 2007 in die Zukunft blicken, auch wenn die beiden Mexikaner Pavel Pardo und Ricardo Osorio für den Rückrundenauftakt der Bundesliga am 3. Februar auf Schalke gesperrt sind. "Wir wollen einiges geraderücken", sagt Armin Veh, "aber man darf nicht zu schnell zu viel von der Mannschaft verlangen."

Quelle: Stuttgarter Zeitung