Staudt fordert: "Von den Besten lernen"

VfB-Kapitän Meira träumt von Rückkehr in die Königsklasse - Heldt bläst zur Aufholjagd in der Liga

Von den Besten lernen! Dieses Ziel hat VfB-Präsident Erwin Staudt nach dem 1:3 in Barcelona ausgegeben, um so schnell wie möglich in die Königsklasse zurückzukehren. "Es ist unser Traum, dort wieder zu spielen", sagt Kapitän Meira.

Der Ritterschlag kam vom König selbst. Vor allem anderen. Vor dem Jubelbad bei den Fans oder anderen Huldigungen. Ronaldinho stellte sich Fernando Meira in den Weg, umarmte den VfB-Kapitän herzlich und ließ seine Augen sprechen: Du warst ein würdiger Gegner.

Eine höfliche Geste, die viel aussagt. Über Respekt und Anerkennung. Vielleicht auch etwas über Mitleid, das Ronaldinho mit den Roten hatte. Keiner konnte es in diesem Moment besser vertragen als der Portugiese. Meira war Sinnbild für vieles, das dieses Europa-Gastspiel des VfB kennzeichnet. "Champions League - das haben wir uns alle anders vorgestellt", seufzte Meira. Er ist davon überzeugt: Der VfB hat sich insgesamt unter Wert verkauft. Da ist es für ihn auch kein Trost, dass die Mannschaft ihrer Offensiv-Philosophie immer treu geblieben ist. Auch der wohl besten Mannschaft Europas versuchten die Roten im Nou Camp spielerisch die Stirn zu bieten. Aber am Ende waren sie einfach nicht gut genug.

Wenn das Spiel in der Königsklasse seine spektakuläre Intensität entwickelt, rasant und technisch brillant wird, stoßen viele VfB-Profis an ihre Grenzen. Antonio da Silva etwa. Alexander Farnerud und mit Abstrichen auch Ewerthon. Sogar Kapitän Meira, dessen fataler Ballverlust im Mittelfeld zum vorentscheidenden 1:2 (57.) durch Samuel Eto´o führte. Damit schmälerte er seine gute Leistung durch diesen Patzer.

"Auf diesem hohen Niveau werden kleinste Fehler ausgenützt", sinnierte Manager Horst Heldt nach dem 1:3 (1:1) gegen Barcelona. Und Präsident Erwin Staudt rief beim mitternächtlichen Bankett den Fans zu: "Wir müssen von den Besten lernen."
Geht so etwas überhaupt? Können die VfB-Profis diese ungeheure Präzision, totale Wachsamkeit und höchste Konzentration entwickeln? Manche ja, andere nein. Womit das Problem ziemlich klar umrissen ist: Der VfB hat eine starke Elf. Dem Rest fehlt Klasse und Konstanz. "Wenn wir komplett gewesen wären, hätten wir den dritten Platz erreichen müssen, den zweiten Platz erreichen können. Wir haben mehr Qualität, als Platz vier aussagt", meint Horst Heldt.

Aber wann ist eine Mannschaft, gespickt von Nationalspielern, schon mal komplett? Fast nie. Die Wunschelf des Trainers spielt eher in dessen Fantasie als tatsächlich auf dem Platz. Verletzungen, Formschwankungen und andere Rückschläge wird es immer geben. Das werden Heldt und Trainer Armin Veh in Zukunft bei der Transferpolitik wohl berücksichtigen. Um den präsidialen Anspruch nach dem Besten einzulösen, braucht der VfB noch mehr Qualität. Und um diese zu finanzieren, muss der Club wieder ins internationale Geschäft. "Aber das wollen mindestens fünf andere Mannschaften auch", sagt Armin Veh immer wieder. Auch Horst Heldt beginnt schon zu rechnen. Platz ein bis drei sind aus seiner Sicht derzeit fest in der Hand des FC Bayern, von Hamburg und Bremen. Mit Bayer Leverkusen sei sowieso zu rechnen. Und der FC Schalke werde nach dem Erfolg in der Champions League einen Schub bekommen. "Wir werden konstant gut spielen müssen, wenn wir diese Clubs angreifen wollen", schätzt Heldt. Am besten schon am Samstag bei Arminia Bielefeld.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten